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Hund und Baby: So werdet ihr zum Dreamteam

Nachwuchs steht ins Haus? Und ihr möchtet eure Tochter oder euren Sohn gerne zusammen mit einem haarigen, besten Freund großziehen, der entweder schon länger zu eurer Familie gehört oder erst noch einziehen soll? Eine gute Idee, denn das Aufwachsen mit Hunden kann sich positiv auf die frühkindliche, soziale Entwicklung auswirken. Damit der Vierbeiner jedoch nicht zum Stressfaktor wird und der Haussegen plötzlich schief hängt, gilt es vor und nach der Geburt einiges zu beachten. Hundetrainerin und Dogwalkerin Maren Lena Ziemens hat uns Tipps gegeben, wie die Familienzusammenführung mit Hund & Baby am besten gelingt!

Lisa Vogt Redakteurin JetztLosleben VGH
von Lisa Berendes19 Februar, 2021
Hund an Baby gewoehnen
Das Wichtigste in 60 Sekunden

Hund & Baby – wie klappt die Familienzusammenführung am besten? Wichtig ist: Die Bewegungen von kleinen Kindern können Hunde erst einmal irritieren. Gewöhnt euren Vierbeiner deshalb mit kleinen Kindern aus dem Freundeskreis an Strampeln, Krabbeln & Co. Bringt ihm frühzeitig die wichtigsten Kommandos bei, sodass er nicht auf jeden Bewegungsreiz reagiert. Auch dass er zuverlässig an der Leine gehen kann ist wichtig, etwa bei Spaziergängen mit dem Kinderwagen. Besucht vor der Geburt einen Tierarzt, um den Vierbeiner auf Würmer untersuchen zu lassen. Wenn das Baby zuhause ist, bezieht den Hund in das freudige Ereignis mit ein und führt ihn vorsichtig an den Nachwuchs heran. Lasst eurem Vierbeiner halbwegs seine gewohnte Routine; auch der Partner kann abends alleine mit ihm auf einen Spaziergang gehen. Und das Wichtigste: Lasst euer Kind nie alleine mit dem Hund! Er könnte sonst auf die Idee kommen, Erziehungsverantwortung zu übernehmen, und das kann böse enden. Ansonsten gilt: Hunde können einen positiven Einfluss auf die frühkindliche Entwicklung haben. Hund und Baby teilen sich von Anfang an die Aufmerksamkeit der Eltern und lernen dabei, sich sozial zu verhalten. Gerade für Einzelkinder ist das ein gutes Training!

Den passenden Familienhund finden

Tierpsychologin Maren Lena Ziemens
Maren Lena Ziemens, Tierpsychologin

Ja, es gibt sie, Vierbeiner, die stoisch und gutmütig reagieren, selbst wenn der Nachwuchs fröhlich quietschend am Fell rupft. Allerdings bedeutet das nicht, dass ihr euch auf „Familienhunde“ mit diesem Charakter festlegen müsst. Eigentlich ist jede Hunderasse als neues Familienmitglied geeignet auch Jagdhunde sind gute Familienhunde. Voraussetzung ist allerdings, dass der Hund gut trainiert und selbstsicher ist, und ihr ihn mit der neuen und für ihn ungewohnten Situation ausreichend vertraut macht. Okay, ihr seid Einsteiger und hättet gerne ein paar Tipps zu familienfreundlichen Hunden? Hier ein paar Dos und Don’ts: 

- „Golden Retriever und Labradore sind familienfreundliche, gutmütige Hunde, die sehr viel mit sich machen lassen“, sagt Tierpsychologin Maren Lena Ziemens, Dogwalkerin und Hundetrainerin bei Leinenlos in Hamburg. „Sie lassen sich gut sozialisiert in der Regel vom Knirps sogar am Ohr ziehen, ohne zu knurren oder gar zu beißen“.  

- Auch Beagle sind für Familien geeignet: „Beagle sind zwar eigenwillig und in der Haltung fordernd, dafür sind sie so lieb, dass sie leider oft in der Tierversuchsindustrie eingesetzt werden.“ 

- Für Anfänger eher ungeeignet sind Hunde, die stark auf Bewegungsreiz gedrillt sind, wie etwa ein Jack Russell Terrier. „Terrier haben die Tendenz, nach vorne zu gehen. Sie sind darauf gezüchtet, im Zweifelsfall anzugreifen und nicht darauf, die Konfliktsituation zu verlassen“, sagt Ziemens.

Auf Hund.de findet ihr weitere Empfehlungen zur Frage, welche Hunderassen für Anfänger oder Familien besonders geeignet sind. 

Welpen und Babys: ziemlich gute Freunde?

Für Paare, die Nachwuchs erwarten, ist die Vorstellung, dass Hund und Baby gemeinsam größer werden, sicher reizvoll. Aber ist die Anschaffung eines tapsigen Welpen als zweites neues Familienmitglied wirklich ratsam? „Da würde ich mich als Familie fragen: Haben wir Lust auf Zwillinge?“, sagt die Hundetrainerin. „Das kann ziemlich anstrengend werden. Babys und Hunde haben in der Regel auch nicht denselben Rhythmus. Es kann also sein, dass man nachts gar nicht mehr zum Schlafen kommt.“

Einen Hund adoptieren? Ja gerne, aber mit Probezeit!

Ihr möchtet älteren oder verwaisten Hunden eine Chance auf ein nettes, neues Zuhause bei euch geben? Das ist eine gute Idee! Doch oft ist die Vergangenheit dieser Tiere eine Black Box. Was die Hündin oder der Hund erlebt oder durchgemacht haben könnte, weiß man in vielen Fällen nicht. „Wenn der Hund noch nie Babys oder Kinder gesehen hat oder als Straßenhund negative Erfahrungen mit Kindern gemacht hat, besteht die Möglichkeit, dass die Familienzusammenführung nicht klappt“, sagt Maren Lena Ziemens. Hier hilft ausprobieren: „Bei seriösen Tierschutzvereinen hat man die Möglichkeit, eine Probezeit zu vereinbaren“. Zum Beispiel bei shelta, einer Plattform der Tierschutzorganisation TASSO oder bei Tierheimhelden, die in Kooperation mit dem Deutschen Tierschutzbund Hunde und andere Tiere vermitteln. Die Probezeit sollte mindestens 14 Tage betragen, in Absprache auch länger. Viele Tierheime bieten auch die Möglichkeit, mit einem in Frage kommenden Hund spazieren zu gehen, um sich erst einmal gegenseitig zu beschnuppern. Der Landesverband Niedersachsen als Teil des Verbandes für das Deutsche Hundewesen berät ausführlich vor der Aufnahme eines Hundes in die Familie.

Hund und Baby aneinander gewoehnen
Hund mit Babyspielzeug
Hund an Kinder gewoehnen

Den Hund auf Nachwuchs vorbereiten

Im Netz finden sich viele Tipps, wie man sich am besten auf eine möglichst harmonische Zeit mit Hund und Baby vorbereiten kann. Allerdings klingen einige darunter realitätsfern. Will man wirklich eine Puppe im Arm wiegen, während eine CD mit Babygeschrei läuft, um dem Hund beizubringen, dass man während der Säuglingspflege nicht gestört werden will? Oder mit einem leeren Kinderwagen spazieren gehen, um die Leinenkompetenz des Hundes zu trainieren? Zu aufwändig und nicht nötig, zumal der Vierbeiner ja auch mitbekommt, dass sich etwas in seiner Familie verändert. Vielleicht hört er sogar das Herzklopfen des Babys, wenn er sich an den dicker gewordenen Bauch kuschelt.  „Der Hund riecht ja sowieso, dass man schwanger ist, auch wenn er noch nicht zwingend weiß, was es zu bedeuten hat“, sagt Maren Lena Ziemens. Praktische Tipps, wie man den Hund vor der Geburt auf das Baby vorbereiten kann, verraten wir euch hier: 

Mit anderen Kindern üben

Führt den Hund sanft an Kinder heran, indem ihr zum Beispiel Kinder aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis bittet, dem Hund ein Leckerli zu geben. Das bestärkt den Hund positiv. Wer keine kleinen Kinder im Freundeskreis hat, kann sich auch nach der Geburt von einer Hundetrainerin in den eigenen vier Wänden beraten lassen.  

Gute Leinenführigkeit erlernen

Euer Hund sollte an einer hängenden Leine laufen können, ohne sein Herrchen durch die Gegend zu ziehen, sobald zum Beispiel ein anderer Hund auftaucht. Sogenannte Flexileinen, die sich automatisch abrollen, solltet ihr hingegen bei Spaziergängen mit dem Kinderwagen meiden; damit lernt der Hund von vornherein, gegen einen Widerstand zu ziehen und die Leine wickelt sich schlimmstenfalls um den Wagen. 

Impulskontrolle lehren

Euer Vierbeiner sollte keinem rollenden Ball und natürlich erst recht keinem krabbelnden Kind hinterhersprinten. Er sollte lernen oder gelernt haben, Bewegungsreizen zu widerstehen. Die meisten ausgewachsenen Hunde beherrschen das bereits. 

Mach Platz antrainieren

Das Baby schreit, die Mutter ist gestresst und der Hund ebenso? Für solche Situationen ist es wichtig, dem Vierbeiner anzutrainieren, dass er zuverlässig auf seinen Platz geht und dort liegen bleibt. Wenn das nicht klappt, könnt ihr es auch mit einer verschließbaren Hundebox aus Stoff probieren –  ebenfalls ein sicherer Rückzugsort für den Vierbeiner.

Hundespielzeug wegräumen

Zum einen ist es unhygienisch, wenn der Nachwuchs sich im Zweifelsfall einen angeschlabberten Ball in den Mund steckt, zum anderen kann auf diese Weise eine Konkurrenzsituation ums Spielzeug entstehen – herumliegende Bälle oder Kauknochen solltet ihr deshalb unbedingt wegräumen. Gespielt werden sollte erst, wenn ihr diese Ressourcen aktiv austeilt. Vergesst auch nicht, den Hund darauf zu trainieren, dass er sich das Spielzeug wegnehmen lässt. Schließlich greifen Babys und kleine Kinder gerne mal intuitiv nach solchen Gegenständen. Allerdings sollte das jeder erwachsene Hund bereits beherrschen. Als Hundebesitzer müsst ihr eurem Hund zu jeder Zeit etwas abnehmen können!

Zum Tierarzt gehen

Bevor der Nachwuchs kommt, solltet ihr euer haariges Familienmitglied beim Tierarzt auf Würmer untersuchenlassen. Eine Infektion mit einem Bandwurm kann für einen kleinen, menschlichen Organismus lebensbedrohliche Folgen haben. Es reicht, eine Kotprobe beim Tierarzt abzugeben. 

Hund und Baby zusammenführen - so gelingt‘s

1. Lass schnuppern, Baby

„Hey, ein neues Familienmitglied ist da, wie schön! Und du bist auch dabei, wie schön! Mit dieser positiven Haltung kann eine Familienzusammenführung gut gelingen“, sagt Maren Lena Ziemens. Der Hund sollte aktiv eingebunden werden, wenn der Nachwuchs nach Hause kommt. „Nach der Geburt unserer Tochter haben wir die Babytrage zuhause sofort auf den Boden gestellt und beide Hunde konnten daran schnüffeln“, sagt die Hundetrainerin. Ihr könnt den Hund auch positiv mit Streicheleinheiten oder Leckerlis bestärken, wenn er sich vorsichtig und lieb in Gegenwart des Babys verhält. Wichtig ist, dass der Hund nicht gezielt vom Säugling separiert wird. 

2. Lasst das Kind nie alleine mit dem Vierbeiner!

Mal schnell Nudeln kochen in der Küche, der Hund wird schon nebenan auf das Baby aufpassen? Ein absolutes No-Go! „Man sollte den Hund nie mit dem Kind alleine lassen und ihm damit Verantwortung für den Nachwuchs übertragen“, sagt Ziemens. Ganz im Gegenteil: Lasst ihn spüren, dass er keinerlei Verantwortung für die Erziehung hat. Seid ihr immer dabei, kommt der Hund gar nicht erst auf die Idee, den Säugling zu erziehen. Gerade Hunde, die selbst schon Welpen großgezogen haben, könnten sich veranlasst fühlen bei der Erziehung zu „helfen“, wenn die Mutter nicht im Raum ist. Und das kann böse enden. Denn Hunde erziehen ihren Nachwuchs, sofern er nicht angemessen reagiert, gerne mit einem „Schnauzengriff“. Bedeutet: Papa Hund greift mit dem Maul über die Schnauze seines Welpen, eine Dominanzgeste. Deshalb immer aufmerksam sein!

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3. Routine für den Hund

„Gerade wenn man zu zweit ist, würde ich darauf achten, dass der Hund auch weiterhin halbwegs seine Routine bekommt und nicht unter der neuen Situation zu leiden hat,“ sagt Maren Lena Ziemens. Wenn es in der Anfangszeit nur um das Baby geht, könnt ihr zum Beispiel den Partner auf eine Spaziergangrunde losschicken, damit auch der Hund eine Auszeit von der neuen Situation bekommt. Grundsätzlich solltet ihr euren Vierbeiner immer in den neuen Rhythmus, den ihr mit dem Baby habt, mit einbeziehen. „Man fängt ja auch an, Spaziergänge mit dem Kinderwagen zu machen, da ist der Hund wieder ganz vorne mit dabei!“

4. Hund und Baby aneinander gewöhnen

Klar, Babys strampeln, später krabbeln sie. Für uns ist das die normalste Sache der Welt, für Hunde dagegen ein merkwürdiger Anblick, der sie anfangs verunsichern kann. „Man sollte sie langsam an die ungewohnten Bewegungsabläufe heranführen“, sagt Ziemens. „Sobald der Hund ruhig ist und weiß, dass er sicher ist, kann man ihn positiv bestärken, etwa durch Leckerli oder einfach durch Streicheln und Loben! Normalerweise lernt ein Hund das ziemlich schnell.“ Falls die Eingewöhnung nicht so gut klappt wie erhofft, kann der Hund die Bewegungen des Babys auch erst mal von seiner Hundebox aus in Ruhe beobachten. 

Hund an Baby gewoehnen

5. Keine Bestrafungen

Was, er hat das Baby angeknurrt, ist er jetzt völlig durchgedreht? Viele reagieren panisch, wenn ein Hund das Baby anknurrt und bestrafen den Hund unter Umständen dafür. Die falsche Strategie. „Man sollte das Knurren nicht verbieten“, sagt Maren Lena Ziemens. „Danach kommt das Beißen. Das will man natürlich nicht riskieren!“ Knurren sei ein Zeichen von Unsicherheit, beziehungsweise eine Warnung: Es wird dem Hund zu viel. Zeigt dem Hund stattdessen, dass ihr sein Signal verstanden habt und vergrößert die Distanz zwischen Hund und Baby. Das bedeutet nicht, dass der Hund zwangsläufig das Zimmer verlassen muss.

6. Kinderwagen verteidigen, aber ...

„Manche Hunde halten gerne andere Artgenossen davon ab, sich dem Kinderwagen zu nähern. Das ist eigentlich eine schöne Aufgabe, denn die Hunde fühlen sich damit einbezogen,“ sagt Maren Lena Ziemens. Allerdings ist das kein Freifahrtschein dafür, andere Hunde wegzubeißen, das gehört definitiv nicht zur Aufgabe dazu! 

Sind Hunde gut für die frühkindliche Erziehung?

Wusstet ihr, dass Vierbeiner heutzutage auch als Begleit- oder Therapiehunde eingesetzt werden? Allein die Anwesenheit von Tieren kann stressmindernd und stimmungsaufhellend wirken. Bereits der New Yorker Kinderpsychotherapeut Levinson berichtete 1962 in seinem Buch The dog as a "co-therapist" von erstaunlich positiven Effekten seines Haustiers auf einen jungen Patienten. Der zuvor verschlossene Junge öffnete sich immer stärker, je mehr ihn der Therapeut in die Kommunikation mit seinem Hund einbezog. 

Heute gibt es dazu viele Studien, die untersucht haben oder untersuchen, inwiefern Hunde (oder andere Tiere) einen positiven Einfluss auf die Stimmung von Kindern haben oder sie in ihrer psychischen Entwicklung fördern und ihnen zu mehr Zuversicht, Selbstwert und Sozialkompetenz verhelfen können. Forscher der australischen University of Western, die zwischen 2015 und 2018 mehr als 1.600 Familien mit Kindern im Alter zwischen zwei bis fünf Jahren befragten, kamen beispielsweise zu erstaunlichen Ergebnissen: So hatten Kinder mit einem Familienhund um 40 Prozent weniger Probleme bei der Interaktion mit anderen Kindern. Bei 34 Prozent zeigten sich häufiger rücksichtsvolle Verhaltensweisen, zum Beispiel eine größere Bereitschaft zum Teilen. „Auf jeden Fall können Hunde einen positiven Einfluss auf die frühkindliche Entwicklung haben“, sagt auch Maren Lena Ziemens. „Kind und Hund teilen sich ja von Anfang an die Aufmerksamkeit der Eltern und lernen dabei, sich sozial zu verhalten. Gerade für Einzelkinder ist das ein gutes Training!“



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