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Party ohne Alkohol?: Generation Nüchtern

Die besten Geschichten beginnen selten mit einem Glas Wasser, sagt man. Kein Alkohol ist auch keine Lösung, lacht man. Irgendwo auf der Welt ist es schon 4 Uhr, zwinkert man über den Sektbrunch hinweg. Gründe fürs Trinken finden wir wohl immer, Gründe dagegen werden als Ausdruck von Spießigkeit deklariert. In einer Gesellschaft, in der nur eine Schwangerschaft oder die Verpflichtung, Auto zu fahren, von der Pflicht zu trinken befreien, ist eine Gegenbewegung entstanden. Die geht den Alkoholkonsum so an, wie sie jede Form von Konsum angeht: achtsam und nachhaltig, ohne die Freude daran zu verlieren. Mindful Drinking meint kein In-der-Ecke-stehen-und-Saftschorlen-Nippen und auch keine überzuckerten, bunten Möchtegern-Cocktails. Was wirklich dahinter steckt, lest ihr hier.

Redakteurin Annika Adler
von Annika Adler29 April, 2022
Das Wichtigste in 60 Sekunden

Die Volksdroge Nummer 1 verliert an Beliebtheit. Besonders junge Menschen sehen den Alkohol nicht mehr als unverzichtbaren Teil der Feierkultur. Stattdessen schießen Start-ups aus dem Boden: Alkoholfreier Sekt, Gin oder Rum lösen das lange verhöhnte „Alkoholfreie“ ab. 0%-Bars und -Kioske zeigen, dass das Mindful Drinking auch in Deutschland Einzug hält. Bewusst trinken ohne Verzicht – das ist die Message.

Deutschland: Das Land der Trichter und Trinker

Nicht umsonst ist das Klischee eines Deutschen der leicht übergewichtige Mann in Lederhose und mit Bierkrug: Die Deutschen trinken gerne – vor allem Bier und davon in geraumen Mengen. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland laut dem Bundesministerium für Gesundheit im oberen Zehntel: Rund 10 Liter reinen Alkohol konsumieren wir jährlich, über 100 Liter Bier kaufen wir ein – das sind gut 300 kleine Flaschen. Grund dafür sei eine „weit verbreitete, unkritisch positive Einstellung zum Alkohol“, so das Ministerium. Im Alltag bedeutet das für uns: viele Gelegenheiten und häufiger Gruppenzwang. Einem „Nein“ wird meist mit Verwunderung begegnet, akzeptiert wird es nur mit Begründung. Das Vorurteil, dass Nicht-Trinker einfach nicht ganz so locker, entspannt und spaßig sind, hält sich. Dabei gibt es immer mehr von ihnen.

Das passiert, wenn du aufhörst, Alkohol zu trinken

Wenn du überlegst, weniger oder sogar gar nichts mehr zu trinken, kommt hier deine Motivation für eine Alkoholpause. Schon vier bis sechs Wochen Verzicht haben nämlich einen deutlichen Effekt. Wie schnell sich dein Körper vollständig vom Alkohol erholt, hängt natürlich von mehreren Faktoren ab: deinem ursprünglichen Trinkverhalten, deinen Erbanlagen, Geschlecht, Gewicht und deinem allgemeinen Gesundheitszustand. Generell gilt: Je länger wir auf Alkohol verzichten, desto besser.

Nach 1-2 Wochen

Dein Schlaf verbessert sich, weil sich deine Tiefschlafphasen verlängern und du seltener aufwachst. Außerdem erholt sich dein Magen, er produziert keine übermäßige Säure mehr. Alkohol entzieht deiner Haut Feuchtigkeit. Wenn du eine Alkoholpause einlegst, dankt sie dir mit einem verbesserten Hautbild.

Nach 4 Wochen

Nach knapp einem Monat normalisiert sich dann auch dein Blutdruck, dein Krebs-Risiko verringert sich – ebenso wie dein Diabetes-Risiko. Da Alkohol jede Menge Kalorien hat und Heißhunger provoziert, wirst du vermutlich abnehmen.

Nach 6 Wochen

Nach knapp eineinhalb Monaten beginnt dein Körper geschädigte durch neue Leberzellen zu ersetzen und die Leber hat wieder mehr Zeit, um Fett abzubauen. Sie erholt sich also nicht nur, sondern sorgt auch für eine Normalisierung deines Fettstoffwechsels.

Nach 6 Monaten

Dein Gehirn schüttet auch ohne Alkohol wieder Glückshormone aus – du fühlst dich besser, dein Risiko für Sucht und Depressionen sinkt. Außerdem hat dein Gehirn die neue Gewohnheit nun abgespeichert, es wird dir also leichter fallen, in Zukunft bewusster und weniger zu trinken.

Ist die Zukunft alkoholfrei?

Die Zahlen zeigen: Langsam, aber sicher trinken die Deutschen weniger. Das gilt zwar nicht für ältere Akademiker, dafür aber besonders für jüngere Generationen, bestätigen Umfragen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. 1979 gaben noch 66 Prozent der 18- bis 25-Jährigen an, regelmäßig Alkohol zu trinken. Im Jahr 2018 hatte sich dieser Anteil auf 33 Prozent halbiert. Bei Jugendlichen zwischen 12 und 17 ist er sogar von 25 auf 9 Prozent geschrumpft.

Auch das Bewusstsein für die Gefahr, die von der Volksdroge Alkohol ausgeht, steigt zunehmend. Viele hinterfragen die bis dato als „Trinkkultur“ bezeichnete Tatsache, dass wir ein Zellgift als natürlichen Bestandteil unseres Alltags betrachten. In den letzten zehn Jahren erfreute sich der „Dry January“ zunehmender Beliebtheit. Über die Hälfte der 18- bis 29-Jährigen gaben Ende 2021 an, mit diesem alkoholfreien Monat ins neue Jahr starten zu wollen. Ganz besonders die nördlichen Regionen wie z.B. Niedersachsen fallen im deutschlandweiten Vergleich auf. Sie reduzierten auch während der Pandemie ihren Konsum zunehmend.

Gleichzeitig werden alkoholfreie Alternativen immer beliebter. Wie der Deutsche Brauer-Bund (DBB) anlässlich des Tags des deutschen Bieres am 23. April mitteilte, hat keine andere Sorte in den letzten zehn Jahren so stark zugelegt wie alkoholfreie Biere und alkoholfreie Biermischgetränke. So konnten die Alternativen ihren Marktanteil innerhalb von 10 Jahren um über 50% ausbauen. Prognose: stetig steigend. Auch das Angebot an alkoholfreien Weinen und Sekten hat nach Angaben des Deutschen Weininstituts (DWI) in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Ein weiterer Lichtblick: Beim Geschmack hat sich laut den Experten einiges getan – sein Traubensaft-Image lässt der Markt also langsam hinter sich.

Hedonismus statt Verbotskultur: Mindful Drinking

Verantwortlich dafür ist eine neue, aufgeklärte Generation. Eine Generation, die bewusst (also mindful) mit Konsum umgeht – sich selbst und der Umwelt zuliebe. Verzicht auf Fleisch aus Massentierhaltung, auf Kleidung aus Ausbeutungsbetrieben oder auf unnatürliche Kosmetik zeichnet sie aus. Dabei ist sie keine Generation des Verzichts und der Verbotskultur. Stattdessen lebt sie den Hedonismus, also die Freude an der Freude selbst. Nach dieser Philosophie gehört zum guten Leben die Wahl, immer das tun zu können, auf das man gerade am meisten Lust hast. Doch wenn Feierabende und Wochenenden sich um den Alkohol drehen, ist das keine echte Wahl. Die neue Generation Nüchtern will sich nicht entscheiden müssen, ob sie heute trinkt oder nicht – sondern ob mit oder ohne Umdrehungen.

Bei der Trinkkultur des Mindful Drinking geht es nicht darum, Alkoholkonsum partout zu verurteilen. Gin darf weiterhin getastet werden, man darf sich weiterhin mit Highballs in Kristallgläsern dekadent fühlen. Das Lebensgefühl, das unsere Gesellschaft über Jahrzehnte um den Alkohol aufgebaut hat, darf erhalten bleiben. Umso besser natürlich, wenn es genossen werden kann, ohne die üblichen Konsequenzen davon zu tragen: Kater, Kalorien, Abstürze. Dabei wird nicht mit dem Finger aufeinander gezeigt, es gibt keine moralische Überlegenheit – lediglich die Trinkkultur wird inklusiver. Man feiert gemeinsam, ob mit Alkohol im Glas oder ohne. Verzicht ist nicht.

Wem die eigene Gesundheit wichtig ist, der sollte nicht gezwungen sein, Kompromisse einzugehen. Das gilt fürs Trinken ebenso wie für die medizinische Versorgung. Wenn du dich optimal absichern möchtest, reichen die Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen häufig nicht aus. Viele Zuschüsse werden nicht mehr gezahlt, der Eigenanteil für Massagen, Medikamente, Kuren oder auch Brillen / Kontaktlinsen ist hoch. Die ambulante Zusatzversicherung bietet dir deshalb den optimalen Schutz für deine Gesundheit.

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Wo der Trend bereits Früchte trägt

Wer vorerst oder dauerhaft auf Alkohol verzichten möchte, der merkt erst, wie selten es gleichwertige Alternativen gibt. Doch es ist wie beim Verzicht auf Fleisch: Während vor einigen Jahren noch die einzige pflanzliche Option im Restaurant die Pommes waren, fällt mittlerweile gar nicht mehr auf, ob der Burger des Gegenübers nun vegan oder nicht ist. Genauso wie in den letzten Jahren haufenweise Fleischersatz-Produkte aus dem Boden geschossen sind, wird nun auch der Alkoholmarkt langsam revolutioniert. Immer mehr Start-ups haben es sich zur Aufgabe gemacht, alkoholfreie, ebenbürtige Alternativen anzubieten. Und die lassen Saftschorlen und billige Abklatsche wie Mockcocktails (engl. to mock: sich lustig machen) alt aussehen lassen.

Die Hauptstadt des Mindful Drinking

Das Paradies ist hier – wie so oft, wenn es um aktuelle Trends geht – Berlin. Dort eröffnete Isabella Steiner vor eineinhalb Jahren den ersten alkoholfreien Späti (berlinerisch für Kiosk) Deutschlands. Zuvor hatte sie sich in der Welt der Alkoholalternativen bereits mit ihrem Onlineshop und dem gleichnamigen Magazin nüchtern.berlin einen Namen gemacht. Von denen profitieren natürlich auch Nicht-Berliner. Im Shop findest du all deine potenziellen Lieblingsgetränke: den Aperol Spritz für Sommerabende auf dem Balkon, die Zutaten für einen schicken Gin Basil Smash oder den Merlot fürs nächste Dinner. Im Magazin kannst du dir Tipps und Tricks für die Perfektionierung deiner 0%-Cocktails und Longdrinks holen.

Wer keine Lust hat, selbst zu mixen, findet ebenfalls in der Hauptstadt die richtige Adresse. Dort eröffnete 2020 die erste komplett alkoholfreie Bar Deutschlands, das Zeroliq. Im gleichnamigen Onlineshop gibt’s Cocktails wie den „Zeroligroni“ bereits fertig gemixt und zu barüblichen Preisen zum nach Hause Bestellen.

Nüchterne Ideen aus Lüneburg: Laori

Möglich ist das auch dank Stella-Oriana Strüfing und ihrem Partner Christian Zimmermann. Die junge Unternehmerin studierte an der Leuphana Universität in Lüneburg, bevor sie 2019 ihr Start-up Laori gründete.

Christian Zimmermann & Stella-Oriana Strüfing, Gründer von Laori // Foto: Laori Drinks

„Ich saß eines Abends mit Freunden in einer Berliner Bar und wollte keinen Alkohol trinken“, erinnert sie sich. Die Alternativen – Limo, alkoholfreie Saft-Cocktails oder Wasser – seien ihr zu süß bzw. zu langweilig gewesen. „Ich will doch einfach nur einen Gin & Tonic ohne Alkohol“, dachte sie. Doch den gab es nicht. „Die Idee ließ mich nicht mehr los, also begann ich in 2018 in meiner Küche zu destillieren.“ Das klappte zwar gut genug, um die Idee nicht aufzugeben, der Durchbruch gelang ihr aber dank Lebensmitteltechnologen Christian Zimmermann. Heraus kam die lang ersehnte alkoholfreie Alternative zu Gin, der Laori Juniper No 01. Das Versprechen: riecht wie Gin und schmeckt auch so – dank ausgewählten Kräutern und Gewürzen wie Wacholder, Kardamom und Rosmarin. Die werden ohne Alkohol mit Wasserdampf destilliert, in Anlehnung an die traditionelle Parfümdestillation in Frankreich.

„Alkohol ist in unserer Gesellschaft überpräsent und die Auswahl an Alternativen beschränkt“, sagt Stella-Oriana. „Wir glauben, dass es möglich ist, leckere alkoholfreie Getränke für Erwachsene zu erschaffen. Natürlich und ohne Kompromisse im Geschmack.“ Zahlreiche Auszeichnungen, zum Beispiel als bestes „Food Produkt 2020“ und als bestes „Alkoholfreies Destillat 2021 und 2022“ geben ihr recht. Viele haben auf gleichwertige Alternativen gewartet.

Mittlerweile hat Laori sein Sortiment um den Laori Spice No 02 erweitert – die alkoholfreie Version eines Rums. Die perfekte Gelegenheit also, um beim nächsten feucht-fröhlichen Abend mal das Mindful Drinking auszuprobieren!

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