Wie viele Verträge hast du? Bestimmt ist ein Mietvertrag dabei, ein Mobilfunkvertrag, ein Streaming-Abo, der ein oder andere Versicherungsvertrag – und noch einige mehr. Mal ehrlich: Wie oft hast du vor der Unterschrift das Kleingedruckte gelesen, dich intensiv mit den Details und Konditionen auseinandergesetzt oder nach möglichen Nachteilen gefragt?
Wenn du jetzt sagst: So gut wie nie! - dann bist du keineswegs allein, denn so geht es den meisten Menschen. Das liegt nicht zuletzt daran, wie kompliziert Verträge oft sind und wie umfangreich das Kleingedruckte. Wer hat schon Zeit und Lust, das alles zu lesen? Solange der Preis stimmt und man bei Freunden oder Verwandten sieht, dass alles funktioniert, muss man sich keine Sorgen machen. Oder?
Was ist ein Vertrag?
Ganz so einfach ist es leider nicht.Es gibt ein paar Begriffe, die man kennen und ein paar Punkte, die man beachten sollte. Denn Verträge brauchen längst nicht immer komplizierte Schriftsätze. Sie funktionieren auch mündlich und wir alle schließen sie jeden Tag ab.
Wenn du beim Bäcker drei Brötchen bestellst, er sie dir über den Tresen reicht und du ihm dafür das Geld gibst, ist bereits ein rechtsgültiger Vertrag entstanden. Ebenso, wenn du im Internet auf einer Shoppingseite auf den Button „Kaufen“ bzw. „Kostenpflichtig bestellen“ klickst (wobei du in diesem Fall ein Widerrufsrecht hast – siehe unten). Solche Verträge sind simpel, inhaltlich wie rechtlich.
Komplizierter sind Verträge mit längerer Laufzeit: Der Mobilfunkvertrag, ein Versicherungsvertrag, ein Kreditvertrag und vieles mehr sind meist mit ziemlich viel Papierkram verbunden. Es gibt Vertragsbedingungen, Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB), Widerrufs- und Kündigungsfristen, Ausschlussgründe und zahlreiche weitere Dinge, die festlegen, welche Rechte und Pflichten der Anbieter hat und welche du hast.
Auf welche Details im Vertrag kommt es an?
In Mobilfunkverträgen ist zum Beispiel die Verbindungsgeschwindigkeit, festgelegt, die der Anbieter mindestens zur Verfügung stellen muss – oder in welchen Fällen er sie drosseln darf. In Versicherungsverträgen steht, was der Versicherer in welchem Fall leisten muss – und in welchen Fällen er nichts leistet. Auch wenn es anstrengend ist: Diese Punkte solltest du genau unter die Lupe nehmen, bevor du einen Vertrag abschließt. Zum einen, um genau den Vertrag und Anbieter zu finden, der am besten zu dir passt. Und zum anderen, um böse Überraschungen zu vermeiden, die vorkommen können, wenn du nicht genau hinschaust und daher von Leistungen ausgehst, die gar nicht im Vertrag stehen. Die meisten Konflikte zwischen Unternehmen und Kunden entstehen durch solche Missverständnisse.
Achte daher auf folgende Punkte:
- Wie lange läuft der Vertrag?
- Wie lang ist die Kündigungsfrist?
- Wie hoch sind die Kosten?
- Gibt es Zusatzkosten bzw. steigt der Preis unter bestimmten Bedingungen?
- Was genau muss der Anbieter liefern und wann?
Checke außerdem mal im Internet, welche Erfahrungen andere Kunden mit dem jeweiligen Anbieter gemacht haben. Wenn es zu viele negative Bewertungen gibt, ist das ein Warnsignal.
Und vergleiche ähnliche Angebote unterschiedlicher Anbieter sowie, welche Optionen ein Vertrag bietet. Gerade bei Versicherungen lohnt sich auch der Vergleich zwischen Einzel- und Familienvarianten. Denn mit einer Familienversicherung kann man mehrere Personen unter dem Dach eines Vertrages versammeln, und das ist in der Regel günstiger als mehrere Einzelverträge.
Aber was ist, wenn du beispielsweise den Handyvertrag oder ein Abo kündigen möchtest? Dabei ist es gut, wenn du folgende Fachbegriffe kennst:
Widerrufsrecht
Bei jeglichen online abgeschlossenen Verträgen gilt nach dem Fernabsatzgesetz ein Widerrufsrecht von 14 Tagen. Der Anbieter ist verpflichtet, dem Käufer bei Vertragsabschluss eine Widerrufsbelehrung zu geben, die ihn über dieses Recht aufklärt. Es gilt aber auch dann, wenn der Anbieter das versäumt. Das bedeutet: Du kannst jeglichen Vertrag, den du im Internet abschließt, binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen wieder kündigen – der Anbieter muss das akzeptieren.
Vertragslaufzeit & Kündigungsfristen
Vor dem Abschluss eines Vertrages musst du immer auf die Vertragslaufzeit und die Kündigungsfristen achten. Es gibt Verträge, die mehrere Jahre laufen (üblich sind 12 oder 24 Monate) und immer nur zum Ende dieser Laufzeit gekündigt werden können. Dabei muss in der Regel eine im Vertrag festgelegte Kündigungsfrist eingehalten werden. Meist sind das 3 Monate zum Vertragsende. WICHTIG: Wenn du diese Frist verpasst, wird der Vertrag meist nicht automatisch gekündigt, sondern verlängert sich. Am besten ist es, wenn du dir bei Vertragsabschluss den nächstmöglichen Kündigungstermin in den Kalender einträgst, um ihn nicht zu vergessen. Optimaler sind Verträge, die monatlich oder jederzeit gekündigt werden können. Gerade, wenn du wenig Geld hast, ist es besser, nur Verträge mit möglichst kurzer Laufzeit abzuschließen.
Sonderkündigungsrecht
Eine Ausnahme von den Kündigungsfristen gibt es: Wenn der Anbieter während der Laufzeit Bestandteile des Vertrages ändert. Wenn er also zum Beispiel den Preis erhöht oder sich Bestandteile der Leistungen ändern. Dann hast du ein Sonderkündigungsrecht und darfst vorzeitig den Vertrag kündigen. Reagierst du auf mitgeteilte Änderungen nicht, gilt das als Zustimmung. In manchen Fällen (etwa bei Kontoführungsgebühren) muss der Anbieter deine ausdrückliche Zustimmung zu Änderungen einholen. Wenn du diese verweigerst, darf er seinerseits den Vertrag kündigen.
Beispiel Kündigungsschreiben
- Deine Adresse
- Datum des Kündigungsschreibens
- Deine Kundennummer
- Deine Vertragsnummer
Sehr geehrte/r Herr / Frau Mustermann,
hiermit kündige ich fristgerecht zum [DATUM EINTRAGEN] meinen oben bezeichneten Vertrag und bitte um die Bestätigung der Kündigung.
Mit freundlichen Grüßen
Deine Unterschrift
Eine Garantie, dass alles gutgeht, gibt es aber leider auch dann nicht, wenn du alle diese Tipps beachtest. Es kann immer vorkommen, dass man etwas übersieht – oder dass ein Anbieter einen Fehler macht. Je nachdem, um was für einen Vertrag es geht, können Probleme teuer werden. Für den Fall, dass ein Vertragskonflikt vor Gericht geklärt werden muss, ist es sinnvoll, eine Rechtsschutzversicherung zu haben. Denn die federt die Kosten für Anwalt und Prozess ab.
