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Tattoos in Niedersachsen und Bremen: Die bunten Wände deines Körpers und ihre Maler

„Es ist immer wieder so spannend zu sehen, was sich unter den Ärmeln unserer Patienten versteckt“, zwinkert mir meine Hausärztin zu, als sie beim Termin zur Blutabnahme das Tattoo an meinem Unterarm bemerkt. „Am liebsten mag ich die gepflegten Geschäftsleute, die noch in Hemd oder Bluse nach der Arbeit hierherkommen. Darunter ist dann alles farbig“, lacht sie. Ich denke daran, wie meine Eltern mir früher in Panik gepredigt hatten, dass mich eine Tätowierung mit Kriminellen gleichsetzen würde. Nie würde man so einen ordentlichen Job bekommen. Während meine Ärztin verschwörerisch ihren Socken herunterzieht, um einen kleinen, fein-gestochenen Vogel an ihrem Knöchel zu präsentieren, beschleicht mich ein Gedanke: Ich glaube meine Eltern hatten Unrecht.

Redakteurin Annika Adler
von Annika Adler22 Dezember, 2021

Dass ein Fünftel der Deutschen kriminell und arbeitslos sind, wird dem aufmerksamen Leser mit statistischen Grundkenntnissen wohl ebenfalls ein wenig verwundern. So viele Menschen hatten in Deutschland mindestens einmal im Leben eine Tattoo-Nadel unter der Haut – noch wesentlich höher ist der Anteil in der Altersklasse U50. In kaum einer Innenstadt begegnet einem beim Schlendern kein Studio. Viele Tätowierer reisen regelmäßig um die halbe Welt, um ihre Kunden mit einem Kunstwerk zu beglücken. Doch auch vor der Haustür in Niedersachsen und Bremen haben Tattoo-Artists Wurzeln geschlagen, deren Arbeiten international mithalten können. Wir stellen einige unserer Favoriten vor.

Die 10 Gebote für deinen Tattoo-Termin

Vor dem ersten Tattoo-Termin rauscht der eigene Puls in den Ohren, das muss so sein. Damit das Ganze eine Erfahrung wird, an die du dich dein Leben lang – denn so lange hast du das Resultat im Regelfall vor Augen – gerne zurückerinnerst, gibt es einige ungeschriebene Regeln.

  1. Finde den richtigen Artist. Klar, dass dir das gefallen sollte, was dein Tattoo-Artist sonst so sticht, sollte eine Grundvoraussetzung sein. Aber überlege dir auch, ob du dir diesen Stil für dein eigenes Tattoo vorstellen kannst. Denn die meisten Künstler haben sich auf ihren Stil spezialisiert und nehmen auch nur Konzepte an, die ihnen diese künstlerische Freiheit ermöglichen. Wenn du eine ganz genaue Vorstellung hast und sich diese nicht mit den Ansprüchen deines Tätowierers an seine Arbeit deckt, werdet ihr beide nicht happy sein. Darüber hinaus solltest du das Portfolio des Tattoo-Artists genau unter die Lupe nehmen – im besten Fall finden sich hier nicht nur Fotos von frisch gestochenen Tattoos, sondern auch von abgeheilten. Achte darauf, ob Linien auslaufen, ungleichmäßig wirken oder z. B. Vernarbungen erkennbar sind. Der Künstler hat zwar keinen Einfluss darauf, wie ein Tattoo gepflegt wird oder die Haut individuell heilt (was genauso Einfluss auf den finalen Look nimmt), allerdings wird er in den seltensten Fällen Bilder veröffentlichen, die seine Arbeit minderwertiger aussehen lassen, als sie ist. Erkennst du also, dass unsauber gearbeitet worden sein könnte, sei lieber vorsichtig.
  2. Du musst dich wohl fühlen. Nicht jedes Studio oder jeder Tätowierer schafft eine Atmosphäre, in der du dich auch als Neuling wohl und sicher fühlst. Wenn du das Gefühl hast, dass deine Wünsche übergangen oder du von oben herab behandelt wirst, lass dich dort nicht tätowieren. Ein freundlicher und respektvoller Umgang (der natürlich auf Gegenseitigkeit basiert) ist Grundvoraussetzung, wenn jemand auf deinem Körper etwas verewigt, was du vermutlich dein Leben lang unter der Haut hast. Lass dir nichts anderes einreden!
  3. Achte auf eine ordentliche Terminanfrage. Besonders wenn es dein erstes Tattoo ist, kann eine Terminanfrage ziemlich tückisch sein.

Deine Tattoo-Anfrage: Das musst du beachten

Um den Artists Arbeit zu ersparen und den Prozess auch für dich zu erleichtern, solltest du gewisse Angaben von Anfang an einbauen. Bei den meisten Studios zählt dazu:

  • Dein Wunsch-Motiv, z. B. ein konkretes Wanna-Do, das der Tätowierer bereits auf seiner Webseite oder auf Social Media hochgeladen hat oder eine möglichst genaue Beschreibung deiner Idee. Natürlich musst du ein individuelles Motiv nicht exakt beschreiben können. Je genauer du jedoch hinsichtlich deiner Vorstellungen bist, desto weniger Missverständnisse kann es geben. Beachte außerdem, dass die meisten Tattoo-Artists für das Kreieren eigener Motive einen bestimmten Stundensatz berechnen – solche Missverständnisse können also teuer werden. Bei unklaren Vorstellungen hilft es, Inspirationsfotos mitzuschicken.
  • Die Körperstelle. Viele Artists tätowieren Körperstellen wie Hals oder Hände nicht als erstes Tattoo oder unterhalb einer gewissen Altersgrenze. Andere tätowieren bestimmte Teile des Körpers gar nicht, z. B. weil dort Tattoos schlecht verheilen oder die Arbeit an einigen Stellen besonders anspruchsvoll ist. Dazu gehören zum Beispiel die Rippen.
  • Die Größe. Du solltest die ungefähre Größe deines Wunsch-Tattoos in Zentimetern angeben – nur so kann eine Kosten-Einschätzung erfolgen. Außerdem haben Tattoo-Artists so die Möglichkeit, einzuschätzen, inwiefern das Motiv in dieser Größe realistisch umsetzbar ist und ob es zu ihren Größenvorstellungen passt.
  • Deine Verfügbarkeit. Wenn du täglich 9 to 5 arbeitest, erschwert das die Terminfindung. Gib also an, wie flexibel du bist, ob du dir theoretisch freinehmen könntest etc. 
  1. Sei geduldig. Die Wartelisten der meisten Künstler sind relativ lang, bei Tattoo-Studios die grundsätzlich ohne Termin tätowieren solltest du lieber vorsichtig sein, denn hier wird meist nur stur abgearbeitet. Beratung, individuelle Wünsche und auch Qualität lassen häufig zu wünschen übrig. Besonders wenn du ein größeres Motiv anfragst, dauert es normalerweise Monate, bis du einen Termin bekommst. Einige Tattoo-Artists öffnen ihre sogenannten „Books“ nur alle paar Monate, weil die Organisation sonst nicht möglich ist – respektiere, dass eine Terminanfrage außerhalb dieser Zeiträume meist nicht beantwortet wird. Geduld lohnt sich. Schließlich möchtest du, dass sich dein Wunsch-Künstler genügend Zeit für dich nimmt und deine Bedürfnisse nicht zwischen Tür und Angel untergehen. Alternativ kannst du auf einen Walk-in-Day im Studio hoffen. An solchen Tagen kannst du auch ohne Termin vorbeischneien und hast in den meisten Fällen eine Auswahl an bereits vorbereiteten, kleineren Wanna-Do-Motiven, aus denen du auswählen kannst. Ein solches regelmäßiges Walk-in-Event in Hannover findest du weiter unten im Artikel.
  2. Halte dich an die Regeln des Studios. Kein Alkohol zwei Tage vor dem Termin, keine halbausgeheilte Erkältung und ausreichend Schlaf und Nahrung sind Grundvoraussetzung dafür, dass dein Körper eine Tattoo-Session mitmacht. Deshalb werden diese Regeln in den meisten Studios vorausgesetzt. Besonders in Corona-Zeiten sind die Regelungen hinsichtlich Begleitungen, Hygienevorschriften und ähnlichem noch strenger geworden. Manche Studios bieten Beratungen zu dem nicht direkt vor Ort an, die meisten von ihnen verlangen eine Anzahlung, um spontane Absagen und damit Zahlungsausfälle zu vermeiden. Informiere dich im Vorhinein auf der Web- oder Social-Media-Seite des Studios, was du beachten musst.
  3. Du musst keine Kompromisse machen – die Tattookünstler aber auch nicht. Wenn du mit der Platzierung, Größe oder Gestaltung deines Motivs nicht glücklich bist, halte dich nicht aus Höflichkeit zurück. Ein Tattoo behältst du dein Leben lang und kein professioneller Tattoo-Artist ist dir böse, wenn du deine Wünsche äußerst. In den meisten Fällen sind solche Nachkorrekturen sogar zeitlich eingeplant. Lassen sich deine Vorstellungen jedoch nicht mit denen des Tätowierers vereinbaren, z. B. weil sein Stil so nicht mehr gewahrt wird oder er das Motiv in dieser Größe nicht guten Gewissens tätowieren kann, solltest du das ebenfalls respektieren. Tattoo-Artists sind zwar Dienstleister, aber eben auch Künstler mit Veto-Recht.
  4. Auf die Kommunikation kommt es an. Fühlst du dich aus irgendwelchen Gründen während deines Termins unwohl, sprich deinen Tätowierer darauf an. Vielleicht wünschst du dir mehr Privatsphäre, vielleicht hast du starke Schmerzen oder dir wird schwindelig – Tattoo-Artists sollten auf diese Bedürfnisse auf jeden Fall eingehen. Auch sonstige Grenzen oder Ängste solltest du im Vorhinein kommunizieren, damit der Künstler darauf Rücksicht nehmen kann.
Tattoo Studios aus Niedersachsen und Bremen Regeln für den Tattoo Termin
  1. Keine Preisverhandlungen. Ja, Tattoos sind in den meisten Fällen teuer. Allerdings zahlst du damit auch einen Preis für den künstlerischen Anspruch und die Professionalität der Arbeit. Dazu kommen Kosten für die stundenlange Gestaltung deines Motivs, die verwendeten Materialien, Mietkosten und in den meisten Fällen enorm hohe Steuerabgaben. Sicher gibt es Tätowierer, die es mit 800 € für ein 3 cm großes Tattoo übertreiben, in den meisten Fällen wirkt eine Preisverhandlung jedoch wie eine Geringschätzung der künstlerischen Arbeit. Auf Seiten wie Tattoorechner kannst du dir einen groben Überblick darüber verschaffen, was dich erwarten könnte. Da die Preise aber je nach Artist sehr unterschiedlich sind, solltest du dich einfach direkt in deiner Terminanfrage nach einer Voreinschätzung erkundigen.
  2. Halte dich an die Pflegehinweise. Damit dein Tattoo möglichst problemlos verheilt und auch in einigen Jahren noch schön aussieht, solltest du dich konsequent an die Pflegehinweise der Tattoo-Artists halten. Es kann durchaus sein, dass die sich zwischen verschiedenen Tätowierern unterscheiden. In den meisten Fällen kennen die Künstler den Heilungsprozess ihrer eigenen Werke am besten und haben die Anweisungen entsprechend darauf abgestimmt. Wenn du mit frisch gestochenem Tattoo erstmal ein paar ordentliche Stunden in der Sonne badest und dein Tattoo deshalb schlecht heilt oder komplett verblasst, ist das deine Verantwortung und hat nichts mit der Qualität der Tätowierung zu tun.
  3. Mach dir ausreichend Gedanken im Vorhinein! Was für ein Klischeespruch – aber er ist wahr. Es gibt einen Grund, warum Tattoos erst ab 18 sind und in den meisten Fällen ausführlich vorbesprochen werden. Natürlich braucht nicht jedes Tattoo eine tiefgehende Bedeutung, manchmal reicht es auch einfach, ein Motiv wirklich schön zu finden, um es unter der eigenen Haut verewigen zu wollen. Aber Weglasern und Covern (also Übertätowieren) wird teuer und schmerzhaft, wenn du unüberlegt ein Trend-Motiv oder den falschen Artist wählst. Mach dir also lieber rechtzeitig Gedanken, ob du bereit bist, ein solches Tattoo ein Leben lang auf deinem Körper zu tragen.

Du kannst mit einem Tattoo bereits heute eine Entscheidung treffen, deren Konsequenzen du ein Leben lang trägst. Deshalb pflegst du es und kümmerst dich. Warum solltest du nicht auch in anderen Bereichen deines Lebens so weit vorausschauen? Was die gesetzliche Rente angeht, ist zum Beispiel heute schon klar, dass es für unsere Generation im Alter finanziell eng wird. Deshalb ist es wichtig, sich so früh wie möglich zusätzlich abzusichern, damit es später nicht zu unschönen Überraschungen kommt.

PrivatRenteEine Entscheidung für's Leben, die du sicher nicht bereuen wirst.

Magisch und floral: Lina Larsen

Location: Atelier Larsen, Vechta

Stil: Line-, Black- & Dotwork

Seit ihrer Lehre zur Tätowiererin in Dinklage hat sich bei Lina Larsen einiges getan: zum Beispiel die Eröffnung ihres eigenen, kleinen Ateliers. Noch einige Jahre zuvor war das kaum absehbar gewesen, ursprünglich hatte sie eine Ausbildung zur Fotografin absolviert.

Tattoos Niedersachsen by Lina Larsen Studio

Wie vielen ihrer Kollegen hat ihr irgendwann die Kreativität im Job gefehlt – eine Leidenschaft, die sie mit digitalem Zeichenstift und Maschine heute ausleben kann. „Tattoos sind für mich Kunst und Kunst ist für mich eine Art, mich auszudrücken“, erklärt Lina in einem Interview. „Meine Wannados werden beispielsweise oft davon beeinflusst, wie ich mich gerade fühle oder ich lasse mich durch Musik oder Medien inspirieren.“ Dabei heraus kommen florale Motive, magische Symbolik und auffällig häufige Liebesbekundungen an die Filme des Studio Ghibli.

Klare Kanten: Bino Feyer

Location: VACUO-Studio, Osnabrück

Stil: Fineline, Mircorealism

Dinge sauber aufs Wesentliche reduzieren, das kann Bino Feyer. Zu dieser Form der klaren, minimalistischen Gestaltung, die sich bis heute in seinen Arbeiten widerspiegelt, hat ihn seine Zeit als angehender Industrial Designer gebracht. "Während meines Studiums habe ich gemerkt, dass sich diese Dinge einwandfrei auf Tattoos übertragen lassen“, erklärt Bino. „Auch die monochrome Farbgestaltung hat mich schon immer fasziniert, was mitunter ein Hauptgrund ist, weswegen ich meine Arbeiten hauptsächlich in Black & Grey anfertige."

Doch als Kontrast und gleichzeitig perfektes Pendant zu seiner Leidenschaft für geradlinige Gestaltung zeichnen sich seine Werke durch Detailreichtum auf kleinstem Raum aus – Mikrorealismus nennt sich das. Die Kunst, auf wenigen Zentimetern Haut real wirkende Bilder zu erschaffen, erfordert eine noch ruhigere Hand, als es das Tätowieren im Allgemeinen schon tut – und vielleicht auch einen gewissen Hang zum Perfektionismus. Denn auch die für Bino typischen feinen geometrischen Formen verzeihen wenig.

Verspielt und naturnah: Naemi Roth

Location: Das Baumhaus, Hannover

Stil: Neotraditional

Tattoo Studio Hannover das Baumhaus by Naemi Roth

„Irgendwie wie die Jungfrau zum Kinde“, entgegnet Naemi Roth lachend auf die Frage, wie sie denn zum Tätowieren gekommen sei. Ihr Partner habe ihr damals das Selbstvertrauen gegeben, ihre Erfahrungen aus dem Mediendesign-Studium mit Schwerpunkt Concept Arts so umzusetzen. „Er dachte sich: ‚Du kannst zeichnen, dann lern auch mal Tätowieren.‘“, erinnert sie sich zurück.

Und ergänzt: „Was natürlich total blauäugig war.“ Einen Ausbildungsplatz hat ihr dieser Ansatz damals trotzdem beschert, mittlerweile hat sie ihr eigenes Studio in Hannover eröffnet. Dessen Interieur vereint das, was auch Naemis Kunst ausmacht: eine farbenfrohe Kombination aus verspielten Elementen und klaren Linien. „Ich liebe Neotraditional, weil ich einfach finde, dass es von allen Stilen nach Jahrzehnten noch am klarsten aussieht, aber trotzdem Details aufweisen kann und nicht ganz so einfach stilisiert ist wie zum Beispiel das klassische Traditional“, schwärmt Naemi über den Stil, in dem sie ihre Arbeiten unter die Haut bringt. Diese Klarheit, genauso wie die Leuchtkraft und die Anlehnung an den Jugendstil machen für sie den Reiz des Ganzen aus.

Übrigens: Naemie verwendet in ihrem Studio nur Materialien und Produkte, die vegan, tierversuchsfrei und möglichst nachhaltig sind – von Tattoofarben bis WC-Reiniger. „Es ist mir einfach wichtig, dass man bei allem, was man tut, darauf bedacht ist, nicht so große Spuren zu hinterlassen. Deshalb habe ich dieses nachhaltige Konzept“, erklärt sie.

Unkonventionelle Punkte: Spence Tattoos

Location: zz tattoo, Bremen

Stil: Dotwork

Spence hatte seit jungen Jahren Freude am Malen und Zeichnen. Eine abgebrochene Tischlerlehre und zwei Jobs als Fahrradkurier und Mechaniker später kam er durch die Tätowiererin seiner besten Freundin dazu, diese längst vergessene Freude wieder aufleben zu lassen. Mittlerweile verewigt er das, was er dabei schafft, unter der Haut vieler glücklicher Kunden. Sein Stil variiert individuell.

“Es ist eigentlich kein klassisches Dotwork und wie bei vielen vielleicht einfach schlecht kategorisierbar“, erklärt Spence in einem Interview. „Manchmal hab‘ ich zum Beispiel einen eher realistischen Entwurf im Kopf, das Ergebnis ist dann aber abstrakter. Oder andersrum. In der Regel orientiere ich mich natürlich an den Kundenwünschen und bringe meine Ideen mit rein.“ Ob das Ganze dann eher frech, süß und verspielt oder schwarz, düster, morbide würde, hänge dann von der Grundidee und seinem Eindruck von der Person ab, die er vor sich habe. Ein solches Gefühl für die Verknüpfung von Körper, Kopf und Kunst macht Spences Arbeiten aus.

Tradition trifft Moderne: Sorry Mom Tattoo

Location: Sorry Mom, Braunschweig

Stil: Verschiedene Formen des Traditional

Der traditionelle Stil mit seinen Schiffen, Schwalben, Dolchen oder Panthern hat heutzutage viele Gesichter. Ob klassisch Oldschool, Neotraditional, japanische Einflüsse oder knalliges Blackwork: In den modernen Hallen von Sorry Mom könnt ihr aus der ganzen Palette wählen.

Tattoos Braunschweig by Sorry Mom Tattoo

Das Team hat es sich zum Ziel gesetzt, jeder Idee, die durch deinen Kopf schwadert, langsam Gestalt zu geben und sie anschließend zu Papier und Haut zu bringen.

Tattoos Braunschweig by Sorry Mom Tattoo

„Das Schöne ist, gemeinsam mit Kunden ein Kunstwerk zu kreieren, das man so allein nicht schaffen könnte“, erklärt Besitzer Dennis begeistert. Er blickt mittlerweile auf 10 Jahre Berufserfahrung und ein buntes Portfolio zurück. Gemeinsam mit Mitbegründerin Sabrina hat er nun ein Team um sich geschart, das diese Begeisterung mit ihm teilt.

Feine Kleinigkeiten und was ganz anderes: Stubaisa

Location: TATS Studio, Hannover

Stil: Fineline, Lettering, Blackwork

Lange ist es noch nicht her, dass Bella gemeinsam mit einem Freund ihr eigenes Studio gegründet hat. Mit ihren Tattoos erfüllt sie Wünsche, denen andere Tätowierer nicht nachkommen können: Sie kann detailreiche Motive auch auf kleinstem Raum stechen – Fineline macht‘s möglich.

Auch ihre Letterings muten im Gegensatz zu den klassischen Stilen geradezu grazil an. Ironisch fast, dass ihr zweites Standbein boldes und reduziertes Blackwork ist, dessen Motive ganz und gar nicht so unschuldig sind wie viele ihre Schmetterlinge oder Rosen.

Übrigens: Bella war gemeinsam mit ihrem 5-köpfigen Team bereits in der Hannoveraner Probierbar zu Gast. Welches Konzept hinter diesem Besuch steht, kannst du im nächsten Abschnitt nachlesen.

Loungen, trinken , tätowieren lassen: Die Probierbar

Location: Hannover

Stil: Was das Herz begehrt

Bereits vier Mal hat das Team rund um Momo, dem Betreiber der Probierbar, schon zum „Drink&Ink“ geladen. „Viel zu selten“, lacht er. Corona hat dem Aktionswillen der Bar-Schaffenden einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nichtsdestotrotz ist das Konzept so neu wie genial: Gäste kommen vorbei, können sich vor Ort ein kleines Wanna-Do der anwesenden Tattooartists aussuchen und bekommen dazu einen der feinen Drinks gemixt, die Momo hinter der Bar für sie kreiert.

Hannover Probierbar und Lounge

Keine langen Wartelisten, dafür aber eine entspannte Atmosphäre. „Ich wollte schon immer die beiden Welten von Kultur und Drinks, zusammenbringen“, beschreibt Momo den Ansatz, mit dem er seine Bar führt. „Für mich sind Tattoo-Artists eben Künstler – deswegen wollte ich mit ihnen arbeiten. Ansonsten machen wir auch viel mit Comedians oder Musikern, das ist für mich genau das gleiche“, erklärt er. Die Zusammenarbeit mit den Tätowierern komme über verschiedene Ecken zustande: bei einem der Studios seien die Gründer Stammgäste gewesen, bei einem anderen hätte er erfahren, dass sich eine Tattoo-Artist, von deren Arbeiten er Fan war, gerade ein eigenes Studio aufbaut (damit meint er übrigens Stubaisa, deren Werke wir weiter oben vorgestellt haben).

Das Team von TATS Studio gemeinsam mit Momo bei "Drink&Ink"

Auf die Nachfrage nach einer Kooperation im Sinne der „Drink&Ink“-Events seien jedenfalls alle begeistert gewesen – die Gästeschaft inbegriffen. Deshalb plant Momo gemeinsam mit seinem Team für Februar 2022 das nächste Event. Viel öfter als alle zwei bis drei Monate dürfe man das natürlich nicht machen. „Sonst geht der Wow-Effekt verloren“, erklärt er lachend.

Nonpermanente Tattoos zum Testen: Inkster

Dank des Göttinger Start-Ups Inkster kannst du eine Vielzahl von kleinen bis mittelgroßen Fineline-Motiven erstmal ausprobieren, bevor du sie permanent auf der Haut hast. Möglich macht’s die Genipa Americana, eine Frucht aus dem Dschungel Südamerikas, die dort bereits seit Jahrhunderten zur Körperbemalung verwendet wird. Einfach Motiv aussuchen, Schablone befestigen und mit der aus der Frucht hergestellten Tattoofarbe die freiliegenden Stellen ausfüllen. Nach 90-minütiger Einwirkzeit hält das Ganze ein bis zwei Wochen und ist währenddessen sogar wasserfest.

DIY zuhause

Auf die Frage, was sie davon hält, wenn Leute ohne professionelle Ausbildung sich oder ihre Freunde zuhause munter selbst tätowieren, hält Tattooartist Naemi Roth von Das Baumhaus ein verzweifeltes Lachen zurück. „Das ist ein richtig wunder Punkt“, sagt sie. „Da halte ich überhaupt nichts von und ich glaube, da sind wir Tätowierer und Tätowiererinnen uns echt einig.“

Zuhause tätowieren, Meinung von Tattoo Artist Naemi Roth
Naemie Roth von Das Baumhaus // Foto: instagram.com/naemie.roth

Leider hält das viele Menschen nicht davon ab, sich für wenig Geld im Internet eine Tätowiermaschine und Tinte zu besorgen. Schließlich gibt es den Großteil an Tätowierzubehör im Internet, vielen sind professionelle Tattoos zu teuer oder sie haben einfach Spaß an der Sache selbst. Naemi Roth ärgert sich über diese Einstellung. Für sie – ebenso wie für die meisten ihrer professionellen Kollegen – ist das Ganze einfach unverantwortlich. „Mal abgesehen davon, wie kacke das aussehen wird, ist es auch echt gefährlich“, mahnt sie. „Also entweder man sticht zu tief, es verläuft alles oder es vernarbt und man hat an diesen Stellen dauerhaft Schmerzen.“ Ein großes Problem sei außerdem, dass man als Laie nicht an vernünftige Farbe kommen würde. Die Farbe, die frei erhältlich sei, könne schwere allergische Reaktionen hervorrufen, mit denen man noch Jahrzehnte später Probleme habe. Solche Behandlungen würde auch keine Krankenkasse mehr zahlen. „Abgesehen von diversen übertragbaren Krankheiten“, fügt Naemi hinzu.

zuhause selbst tätowieren

Sie selbst hat Mediendesign studiert und eine dreijährige Ausbildung durchlaufen. Dass Menschen nun versuchen, ihren Job zuhause selbst zu erledigen, fühle sich an, als würde man ihren Berufsstand mit Füßen treten. „Das ist einfach, als ob man nicht anerkennt, dass da eben doch eine Menge Know-how dahintersteckt“, erklärt die Tattoo-Artist. Das könne man auf jeden Job ummünzen: „Zum Beispiel bei einer Krankenschwester: Da muss man ja auch nicht auf die Idee kommen, sich einfach irgendwelche Spritzen zu geben – auch wenn es nur bei mir oder meinen Freunden ist.“

Also: Lieber ein bisschen mehr Geld in die Hand nehmen und die Kunst damit fördern!

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