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Virtuelles Dating und Social Distancing: Swipe dich durch die Krise

„Keep your hands clean and your minds dirty“, „Suche positiven Typ mit negativem Test“, „Lust auf Netflix via Zoom?“ So lesen sich Tinder-Bios in Zeiten, in denen Abstandhalten angesagt ist. Geswiped wird trotzdem, und zwar mehr denn je: Egal, ob Tinder, Bumble oder Lovoo – viele Dating-Plattformen verzeichnen laut eigenen Angaben seit Beginn der Pandemie steigende Nutzerzahlen. Doch wie funktioniert virtuelles Dating und Social Distancing?

Redakteurin VGH Wiebke Knoche JetztLosleben
von Wiebke Knoche23 Februar, 2021
Treffen in Zeiten von social distancing
Das Wichtigste in 60 Sekunden

Das Single-Leben in Zeiten von Corona ist schwer. Gerade wer alleine wohnt, fühlt sich oft einsam. Kein Wunder, dass virtuelles Dating immer beliebter wird. Seit Beginn der Pandemie verzeichnen Tinder und Co. steigende Nutzerzahlen. Social Distancing wird mit Distant Dating kompensiert. Bedeutet: Entschleunigtes, virtuelles Kennenlernen statt schnellem Spaß. So hast du ausreichend Zeit, dein Match mit Fragen zu löchern und herauszufinden, ob sich ein persönliches Treffen wirklich lohnt. Wer sich sympathisch findet, wird jedoch merken, dass virtuelles Dating auf Dauer nicht glücklich macht. Vorfreude hin oder her, irgendwann braucht es ein reales Treffen, damit im Gehirn keine Dissonanzen entstehen. Mit der richtigen Planung kann auch ein Date unter Einhaltung der Corona-Regeln Spaß bringen.

Dass sich die Nutzerzahlen auf Dating-Portalen während der Corona-Pandemie erhöhen, klingt erst einmal ironisch. Das Virus zwingt uns einander fern zu bleiben, körperliche Nähe ist unser Endgegner. Neue Leute kennenlernen, unverbindliche Kontakte knüpfen, intensive Gespräche in der überfüllten Bar – all das fällt derzeit weg. Und das hat Folgen: Viele Menschen fühlen sich mit jedem Tag einsamer. Das andauernde Social Distancing hinterlässt Spuren.

Vor allem, wer jetzt alleine wohnt – und das sind in Deutschland rund 18 Millionen Menschen – ist hart von den Kontaktbeschränkungen getroffen. Logisch also, dass alle Möglichkeiten der Kontaktaufnahme ausgeschöpft werden und das virtuelle Dating beliebter denn je ist. „Seit Beginn der Pandemie sind die Menschen mehr online“, sagt Sozialpsychologin Johanna Degen. Pragmatisch betrachtet zeigen die gestiegenen Nutzerzahlen, dass viele Menschen gerade Zeit übrighaben. „Oft stecken jedoch auch Einsamkeit und die fehlende Möglichkeit der sozialen Verortung dahinter“, so Degen. Hinweis darauf geben vor allem die Dating Profiltexte. Das Alleinsein werde häufig offen kommuniziert: Schreib mich an, ich bin einsam. Gleichzeitig rufen viele User in ihren Profiltexten dazu auf, zuhause zu bleiben und Abstände einzuhalten. „Das ist ein Ton, der vorher ungesehen war. Man war happy, healthy und uncomplicated“, sagt Degen. In diesen Zeiten dürfe es auch mal schwermütiger zugehen. 

virtuelles dating in der corona pandemie

Vorteile von Distant Dating

Virtuelles Dating ist derzeit eine der wenigen Möglichkeiten geworden, überhaupt neue Menschen kennenzulernen, sich zu unterhalten und sich die Zeit zu vertreiben. „Aber auch, um das eigene Selbst zu validieren und sich gemeinsam einen positiven Horizont auszumalen“, so Degen. Mitunter können Social Distancing und Maskenpflicht das Kennenlernen sogar entspannen, vor allem aber sorgen die Regelungen für Entschleunigung. Hals über Kopf mit dem Match treffen – dazu gehörte immer schon eine Portion Mut, jetzt brauchst du dafür vor allem einen sehr guten Grund. Lieber persönlich quatschen, statt ausführlich chatten ist in der momentanen Situation einer der schlechteren Datingtipps. Stattdessen solltest du die Zeit nutzen und dein Match beim virtuellen Dating besser kennenlernen. Ein intensiver Austausch ist eine gute Basis, die verbindet. Auch für die Zeit nach Corona. Mitunter kann es sogar spannend sein, mit dem Berühren noch warten zu müssen, obwohl es virtuell bereits ganz schön knistert.

Icebreaker-Tipps für den Online-Chat

Vor dem Kennenlernen ist nach dem Match: Wer sich sympathisch ist, gibt dem anderen ein Like oder zeigt dies durch einen Wisch in die entsprechende Richtung. Sieht der andere das ähnlich, ist das Match besiegelt und das Gespräch kann eröffnet werden. Doch wie beginnt man eine Konversation, die in nächster Zeit voraussichtlich erstmal genau das bleiben wird: ein virtueller Austausch?

Um ein Thema wirst du ohnehin nicht herumkommen, warum nicht also gleich damit einsteigen? Corona ist nicht nur ein einfacher Opener, sondern lässt dich auch erkennen, ob dein Match und du im gleichen Risikolevel unterwegs seid. Denn nur, wenn ihr euch in dieser Hinsicht einig seid, ist ein späteres Treffen überhaupt eine Option. Allerdings solltest du nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, sondern langsam starten. Warum nicht dem Gegenüber ein gutes Gefühl geben und bei sich selbst anfangen? Erzähl, wie dein tägliches Leben momentan aussieht, ob du von zu Hause arbeitest, wie du deine Freunde siehst oder ob du bestimmte Menschen besonders schützt. Anhand der Reaktionen wirst du erfahren, wie dein Match mit der momentanen Situation umgeht und Social Distancing für sich definiert. 

CyberSchutzEin falscher Klick kann teuer enden

Feature in der Pandemie

Die App Bumble hat bereits früh auf die Pandemie reagiert und einen „Virtual Dating badge“ installiert. Dieser kann dem Profil hinzugefügt werden. Er zeigt anderen, dass du an virtuellem Dating interessiert bist. Personen, die auch während Corona nicht auf echte Dates verzichten möchten, werden dir gar nicht erst vorgeschlagen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass du mit Menschen matchst, die Social Distancing ebenfalls ernst nehmen und offen für virtuelles Dating sind. 

Dating-Tipps mal anders

Datingapps wie Tinder und Co. werden mit Spaß, Unverbindlichkeit und schnellem Sex assoziiert. Die Pandemie zeigt jedoch, dass es auch anders geht. Kennenlernen ohne Körperkontakt steht jetzt auf dem Programm. Doch das macht nichts: Schreibt oder telefoniert ihr länger miteinander, wird aus dem Smalltalk irgendwann von alleine ein tiefergehendes Gespräch, in dem ihr beide mehr voneinander erfahrt und das sich gut anfühlen kann. Und gerade, wenn ihr über ernste und wichtige Themen sprecht, geht es um Ehrlichkeit, Offenheit und Vertrauen – zentrale Eigenschaften, die langfristig viel wichtiger sind als der schnelle Höhepunkt. 

Spaß muss auch beim virtuellen Dating nicht ausbleiben. Wird das Gespräch lahm oder euch gehen die Fragen aus, könnt ihr es zum Beispiel mal mit außergewöhnlicheren Fragen versuchen. Warum nicht einfach virtuell zu einem Café-Date verabreden? Sucht euch einen schönen Platz in der Wohnung, bestellt oder backt Kuchen und macht es euch vor dem Bildschirm gemütlich. Auch das Angebot an Live-Konzerten ist innerhalb der letzten Monate gewachsen. Sucht euch eine Band aus, schnappt euch ein Bier und tanzt zusammen ab. 

flowers first date
outdoor date
romantisches date
dinner date

Slow Dating statt schneller Spaß

„Beim virtuellen Dating kann zunächst eine positive Spannung entstehen“, sagt Psychologin Johanna Degen. Allerdings lasse das mit der Zeit wieder nach, da weder Online-Dating noch Videotelefonate Einsamkeit kompensieren können. Das wird auch als „lost of excitement“ bezeichnet. „Videodates sind zwar vordergründig angenehm, können aber einen negativen Nachgeschmack haben. Dem Gehirn wird die Anwesenheit eines Gegenübers vorgetäuscht. Das wiederum wird kognitiv verarbeitet, aber der Körper fühlt nichts“, erklärt Degen. Auf diese Weise komme es zu Dissonanzen, Unwohlsein und Erschöpfungszuständen. „Eine Umarmung, ein Kuss oder der Geruch des Gegenübers kann so nicht erstattet werden.“

Begriffsdefinition Zoom Fatigue

Seit der Corona-Krise verbringen wir sehr viel Zeit vor dem Bildschirm. Es wird nicht nur virtuell gedatet, sondern auch Meetings oder Lehrveranstaltungen finden über digitale Tools wie Zoom, Google Hangouts oder Teams statt. Das ständige Bildschirm-Starren geht allerdings nicht spurlos an uns vorüber. Es macht uns auf Dauer müde und erschöpft – ein Phänomen, das in den letzten Monaten viele kennengelernt haben und das als Zoom Fatigue bezeichnet wird.  

Sozialpsychologin-Johanna-Degen-informiert ueber social distancing und dating
Sozialpsychologin Johanna Degen
dilemma-praxis

Verstehst du dich mit deinem Match immer besser, fühlst dich aber gleichzeitig immer erschöpfter, solltest du in die Planung gehen. „Einen festen Pandemiepartner zu finden, scheint keine leichte Lösung, aber es ist eine“, rät Johanna Degen. Bist du bereit für ein persönliches Treffen, solltest du herausfinden, was dein Match davon hält. Um dich selbst bestmöglich zu schützen, solltest du sichergehen, dass du niemanden triffst, der regelmäßig und ständig wechselnde Kontakte hat. Kommuniziert ihr nicht erst seit gestern, habt ihr vermutlich bereits eine Vertrauensbasis aufgebaut und könnt einander einschätzen. Nichtsdestotrotz: Auch wenn dir dein virtuelles Date bislang sehr sympathisch ist und du ein gutes Gefühl hast, macht das die Person nicht automatisch sicher. Vor allem für die Wahl des Dating-Orts gilt deswegen Sicherheit statt Romantik, wobei sich beide Dinge nicht ausschließen müssen. 

5 Ideen für dein virtuelles Date

  • Klassisch: Holt euch einen Kaffee-to-go und schnackt bei einem Spaziergang
  • Spaßig: Spielt eine Runde Tischtennis. Öffentliche Platten gibt es überall
  • Abenteuerlich: Fahrt mit der Bahn aus der Stadt raus, steigt an einem Ort aus, an dem ihr noch nie wart und erkundet die Gegend
  • Romantisch: Sucht euch eine schöne Wohngegend aus und schlendert bei Dunkelheit durch die beleuchteten Häuserreihen 
  • Sportlich: Verabredet euch auf einen gemeinsamen Lauf oder testet einen Trimm-Dich-Pfad

Fest steht: Social Distancing und Dating – das geht. Auch aus der sozialen Isolation heraus kannst du über diverse Dating-Plattformen spannende Menschen kennenlernen. Und auch, wenn die Pandemie das Kennenlernen derzeit entschleunigt und körperliche Nähe auf der Strecke bleibt, kann virtuelles Dating guttun. „Diese Zeit ist auch eine Chance für ein Umdenken, die man nicht verschenken muss“, sagt Degen. Einsamkeit offen zu thematisieren und einander zuzuhören, dafür bieten Dating-Plattformen derzeit die Möglichkeit. 

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