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Kinderschwimmen: Schwimmen lernen für Kinder: Gar kein Kinderspiel

Laut einer aktuellen Studie lernen immer weniger Kinder das Schwimmen. Sich in Notsituationen über Wasser halten zu können ist nur ein wichtiger Aspekt dieser Fähigkeit. Schwimmen ist außerdem gesund. Doch wie findet man in Niedersachsen einen Kurs und worauf ist dabei zu achten? Experten und Forscher raten, dass Kinder erst die Grundfertigkeiten des Sich-Über-Wasser-Haltens lernen sollten, dann die Technik.

Lisa Vogt Redakteurin JetztLosleben VGH
von Lisa Berendes28 Februar, 2023
Das Wichtigste in 60 Sekunden

Laut einer aktuellen Studie lernen immer weniger Kinder das Schwimmen. Sich in Notsituationen über Wasser halten zu können ist nur ein wichtiger Aspekt dieser Fähigkeit. Schwimmen ist außerdem gesund. Doch wie findet man in Niedersachsen einen Kurs und worauf ist dabei zu achten? Experten und Forscher raten, dass Kinder erst die Grundfertigkeiten des Sich-Über-Wasser-Haltens lernen sollten, dann die Technik. 

Der Mensch ist die geborene Landratte. Zwar haben wir im Laufe der Zeit auch Flüsse, Seen und Meere erobert, doch wer glaubt, dass Wasser unser Element sei, liegt weit daneben. Wir sind körperlich nicht darauf ausgelegt – können nicht mal von Geburt an schwimmen, geschweige denn unter Wasser atmen. Während wir als Säuglinge noch den Tauchreflex haben, sich also die Luftröhre im Wasser verschließt, verliert sich dieser nach wenigen Monaten. Das Luftanhalten und die Schwimmbewegungen müssen neu gelernt werden. Auf einem zu 71 Prozent mit Wasser bedeckten Planeten ist es ungünstig, dass uns das Schwimmen nicht angeboren ist. Damit keine Unfälle passieren, lernen wir im besten Fall schon früh Schwimmtechniken, wie den Kopf über Wasser zu halten und möglichst an der Oberfläche zu bleiben. Doch diese Selbstverständlichkeit droht zur Ausnahme zu werden.

Gefährlicher Trend: immer mehr Nichtschwimmer

Fatale Lücken bei der Schwimmfertigkeit von Kindern zeigt eine im letzten Jahr von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Auftrag gegebene Forsa-Umfrage auf: Jedes fünfte Kind zwischen sechs und zehn Jahren kann nicht schwimmen. Vor fünf Jahren war es nur jedes zehnte Kind. Grund hierfür ist vor allem der Wegfall von Schwimmkursen während der Pandemie. In den Jahren 2020 und 2021 kamen über 75.000 Kinder nicht in den Genuss von Schwimmunterricht. Eine rückläufige Bäderversorgung in ländlichen Regionen war schon vorher zu beobachten. Die Folge: Die Zahl der Badetoten steigt. „Auch bei uns in der Region ist die Situation dramatisch“, sagt Dennis Yaghobi vom Landesschwimmverband Niedersachsen e. V. (LSN). Teilweise sei die Lage sogar noch schlimmer als im Bundesdurchschnitt.

Um hier Abhilfe zu schaffen, wurde im Sommer 2021 das Projekt „Niedersachsen lernt Schwimmen“ ins Leben gerufen. Die Sportjugend Niedersachsen, der LSN und der Landesverband Niedersachsen der DLRG arbeiten hier zusammen. „Schwimmen ist eine basale Grundfertigkeit, diese zu erlernen darf keinem Kind vorenthalten werden“, sagt Wolfgang Hein, Präsident des LSN e.V. Das Projekt läuft noch bis zum 30. Juni 2023 und bietet finanzielle Unterstützung für Sportvereine, die Schwimmkurse vor Ort anbieten. 

Mehr Schwimmflächen und warmes Wasser, bitte!

Innerhalb von vier Wochen waren alle Kurse für das erste Jahr ausgebucht – das zeigt, wie hoch der Bedarf ist. Dennis Yaghobi hofft auf weitere finanzielle Mittel, um auch dieses Jahr in den Sommerferien Schwimmkurse anbieten zu können. Derzeit setzen lokale Aktionen wie die Schwimmoffensive Hannover die Bemühungen fort, aber nicht alle Regionen sind ausreichend versorgt. Generell fehlt es landesweit an Schwimmflächen für die Ausbildung von Nichtschwimmern. „Die Becken müssen nicht nur flach sein“, erklärt er. „Sie sollten auch über eine Treppe für einen sanften Einstieg verfügen und vor dem Trubel des regulären Badebetriebs geschützt sein, damit die Kinder sich besser konzentrieren können.“ Früher waren Lehrschwimmbecken an Schulen verbreitet, heute sind derartige Angebote Mangelware.

Die zwecks Energieeinsparung abgesenkten Temperaturen in Schwimmbecken waren in der letzten Zeit vor allem für Kinder ein Problem. Die Kleinen frieren aus zwei Gründen schneller: Zum einen ist ihr Körperfettanteil niedriger. Hinzu kommt der im Verhältnis größere Kopf, über den viel Wärme abgegeben wird. In den letzten Wochen geht der Trend in niedersächsischen Schwimmbädern wieder in eine Richtung, die die Kinder weniger kalt erwischt: Die ersten Gemeinden haben sich entschieden, die Wassertemperatur wieder anzuheben.

Erst das Seepferdchen und dann?

Die äußeren Gegebenheit müssen stimmen, doch wie sieht es eigentlich mit dem Schwimmunterricht selbst aus? Das Seepferdchen gilt als der erste Beweis dafür, dass ein Kind allein schwimmen kann. Aber ist das wirklich der Fall? Experten und Forscher der Sporthochschule Köln plädieren schon seit Jahren für einen Umschwung in Schwimmkursen, denn sie sind überzeugt, dass wir das Schwimmen falsch lernen.

Ein Sprung ins Wasser, 25 m Schwimmen in einer Schwimmart und einen Ring aus schultertiefem Wasser holen, das muss ein Kind für das Seepferdchen können. Danach näht die Oma das Abzeichen auf die Badehose und jeder weiß: „Das Kind kann richtig schwimmen.“ Das ist allerdings ein Irrtum, wenn man sich mal bewusst macht, was Schwimmen eigentlich bedeutet. Während es in deutschen Schwimmkursen besonders darum geht, wie sich der Mensch über Wasser hält, findet der eigentliche Bewegungsprozess unter Wasser statt. Und unter Wasser zu sein, ist bei vielen Kindern mit Ängsten verbunden. Da kann der Mensch nicht atmen, die Bewegungen funktionieren anders, das ganze Körpergefühl im Wasser ist ungewohnt und man kann schneller kopfüber sein, als man „hoppla“ sagen kann. 

Nicht den Halt verlieren 

Nicht nur mit dem Kopf im Wasser kann man leicht die Orientierung verlieren: Ob versehentlich eine Scheibe der Nachbarn zerbricht, ein Fahrradunfall ernsthafte Konsequenzen hat oder du als Elternteil mit einem Burnout kämpfst – solche Ereignisse können deiner Familie nicht nur emotional, sondern auch finanziell den Boden unter den Füßen wegziehen. Deshalb ist es besonders wichtig, richtig vorbereitet zu sein. Auf der Familienversicherungsseite der VGH kannst du dich orientieren: Welche Versicherungen sind speziell für eure Familie ein Muss, welche nur ein Bonus? Mach ganz einfach online den Check! 

FamilienversicherungenAlle in trockenen Tüchern

Am sinnvollsten wäre es, wenn Kinder zunächst ein Gefühl für die Bewegungen unter Wasser entwickeln, um sich dort wohl und sicher zu fühlen. In der Praxis läuft es jedoch wie vor 100 Jahren, als der Grundstein der deutschen Lernmethode für den Schwimmunterricht gelegt wurde: Mit dem Brustschwimmen geht es los. Dabei entspricht die froschartige Fortbewegung so gar nicht dem menschlichen Bewegungsapparat. Klüger wäre es, den natürlichen Körperbewegungen zu folgen und mit Paddeln und Kraulen zu beginnen, denn der Mensch bewegt seine Beine beim Gehen eben auch parallel zueinander. 

Grundfertigkeiten stehen an erster Stelle

Damit alles richtig klappt, müssen wir Kindern ausreichend Zeit für das Erlernen der Grundfertigkeiten geben ­– sie sind das A und O für alles, was danach kommt. Folgende Dinge sollten die Kleinen beherrschen, bevor es von einem Beckenende ans andere geht:

  1. (Unter-)Tauchen
  2. Schweben (um zu lernen, wie Auftrieb funktioniert)
  3. Gleiten (an der Oberfläche und in widerstandsarmen Wasserlagen)
  4. Atemkontrolle (sprich unter Wasser ausatmen)
  5. Springen
  6. Drehen und Rollen im Wasser (Lagewechsel beherrschen)

      Erst dann sollte laut Wissenschaftlern der Sporthochschule Köln mit dem Lernen von Schwimmtechniken begonnen werden. Bewegen sich die Kinder souverän im Wasser, können dort ausatmen und die Augen öffnen, lernen sie angstfrei und mit Freude das Schwimmen. Das Problem bei dieser Lernmethode ist die Zeit. Bringt ein Kind etwa gar keine Vorerfahrung im Wasser mit, kann es trotz wöchentlicher Schwimmbadbesuche bis zu einem Jahr dauern, bis das Kind die Grundfertigkeiten sicher beherrscht. Wenn jedoch versucht wird, den Lernweg abzukürzen, könnten dem Kind wertvolle und wichtige Erfahrungen genommen werden. Das Gute aber ist, dass bereits vor dem empfohlenen Schwimmlernalter von 4-5 Jahren mit dem Erlernen der Grundfertigkeiten begonnen werden kann. Die Australier machen es vor und bringen schon ihren Babys bei, sich bei einem Sturz ins Wasser auf den Rücken zu drehen, den Auftrieb zu nutzen und an den Beckenrand zu gleiten. 

      So klappt es mit dem Wasser

      Es ist also eine gute Idee, mit der Wassergewöhnung früh anzufangen und Ängste gar nicht erst entstehen zu lassen. Die Gewöhnung beginnt schon in der Babywanne. Zeigt den Kindern die guten Seiten des Wassers, lasst das Wasser von oben auf euer Kind plätschern, taucht seine Hände ins Wasser, sorgt für nassen Hautkontakt und zeigt auch, wie es sich anfühlt, mit dem Ohr unter Wasser zu sein. Aber Vorsicht: Hierbei immer auf die Bedürfnisse und Reaktionen des Babys achten, um nicht das Gegenteil zu schüren, nämlich die Angst. Idealerweise gebt ihr dem Kind Raum für seine eigenen Sinneserfahrungen. Bleibt dabei aber immer in Reichweite und lasst es nie unbeaufsichtigt, damit ihr zu jeder Zeit eingreifen könnt.  

      Der DLRG empfiehlt auch kleine Spiele, um die Kinder mit Spaß ans Wasser zu gewöhnen und die Grundfertigkeiten zu lernen. Um das Wasser ganzheitlich zu erleben, lasst die Taucherbrillen und Schwimmhilfen bei größeren Kindern am besten beiseite. Gerade die vermeintlichen Hilfen hindern das Kind daran, den Auftrieb im Wasser kennenzulernen. Ohne diese Mittel kann das noch unbekannte Element mit allen Sinnen erfasst werden. 

      Tipps für zu Hause: Veranstaltet eine kleine Party unter der Dusche – wenn das Wasser von oben über die Augen läuft, trainiert das den Lidschlusseffekt. Warum das wichtig ist? Nur mit offenen Augen kann sich der Mensch unter Wasser orientieren. Gebt ein Planschkonzert mit euren Armen und Beinen, es darf dabei ordentlich spritzen, denn auch das trainiert den Lidschluss und die Kinder gewöhnen sich an den Reiz des kalten Wassers, das auf ihrer Haut landet. Eine gute Übung für die Ausdauer und die Atemkontrolle ist es, Blubberbläschen mit dem Strohhalm ins Wasser zu pusten. Erst ist der Halm sehr lang, wird dann immer kürzer, bis irgendwann das Gesicht unter der Oberfläche landet, um auch hier dicke Luftblasen ins Wasser pusten zu können. Das schafft gute Grundvoraussetzungen fürs Tauchen und das kraftsparende Gleiten. Dafür eignen sich ebenso Tauchringe oder laminierte Zahlenkarten, die in der Wanne verteilt werden, damit dein Kind sie wieder an die Oberfläche holen kann. Auch beim Haare waschen kann mit kleinen Bechern, Schüsseln und Gießkannen, bei denen sich dein Kind das Wasser selbst über den Kopf schüttet, spielerisch Vertrauen geschaffen werden. Schnappt euch einen kleinen Eimer, bohrt ein Loch unten rein und lasst das Wasser über die Köpfe laufen – ohne Waschlappen versteht sich. Zeigt den Kindern das Phänomen Auftrieb. Dafür legt es sich in der Wanne selbst auf den Rücken und lässt seine Arme und Beine an die Oberfläche treiben. Hierbei ist immer wichtig: Das Kind bestimmt das Tempo und bleibt niemals unbeaufsichtigt.

      Einen spielerischen Ansatz verfolgt auch der Landesschwimmverband Niedersachsen mit seinem Mini-Schwimmabzeichen. Dieses neu entwickelte Konzept richtet sich an Kinder im Vorschulalter und ihre Eltern. Sprich deinen Kindergarten doch einmal darauf an!

      7 Schwimmschulen mit Kinderkursen

      Will dein Kind schwimmen lernen, brauchst du natürlich auch eine Schwimmschule. Wir haben hier sieben Angebote aus der Region zusammengestellt, bei denen du mit etwas Glück und Geduld tatsächlich noch freie Schwimmlern-Plätze buchen kannst. 

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