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Interview mit Kenzie Dysli: Gefühl für Kraft und Sensibilität

Aufgewachsen in der Pferderegion Andalusien, Tochter eines kalifornischen Pferdezüchters und einer Doma Vaquera-Reiterin: Kenzie Dyslis Leidenschaft für die Arbeit mit temperamentvollen Pferden scheint vorbestimmt.

von Fabienne Günther20 Juli, 2023

Die 31-Jährige ist Pferdetrainerin, Showreiterin und war mit ihren Pferden James und Atila sogar schon in dem Abenteuerfilm Ostwind zu sehen. Beim Finale des VGH-Cups berichtet sie als Reporterin über alle Highlights und Überraschungen. In unserem Gespräch hat sie uns erklärt, wie sie wilde Pferde zähmt und uns von ihrem größten Abenteuer erzählt. 

Eine besondere Kindheit

Glitzersticker und Pferdezeitschriften? Dieses Klischee eines klassischen Pferdemädchens bringt Kenzie zum Lachen. „Bei mir war es eher wie im Dschungelbuch.“ Großgeworden auf einer Hacienda im spanischen Andalusien gehörten Pferde fest zu ihrer Kindheit, genauso wie Hunde, Schildkröten und Strauße.

Die Leidenschaft für Pferde wurde Kenzie schon in die Wiege gelegt: Kenzies Vater ist Pferdezüchter, ihre Mutter ritt die Doma Vaquera, eine andalusische Version des Westernreitens. So beobachtete Kenzie Fohlen beim Aufwachsen und Einreiten und saß schon mit sechs Jahren auf dem Rücken eines alten Hengstes. 

Wilde Pferde und das kleine ABC

Auch die Kindheit in Andalusien hat Kenzies Leidenschaft für Pferde geprägt: Anders als in Deutschland, wo Fohlen schon früh an Menschen gewöhnt werden, verbringen die Jungtiere ihre ersten Jahre auf den großen andalusischen Weiden. „Bei uns leben die Pferde ihre ersten drei Jahre fast wie Wildpferde“, erzählt Kenzie. Wenn die Fohlen von der Weide kommen und das erste Mal an Menschen gewöhnt werden, wehren sie sich: „Ein junger Hengst, der drei Jahre auf der Weide war und vor Kraft strotzt, findet es erstmal nicht so lustig, wenn man ihm Zügel und Halfter anlegen will, da muss man sich erstmal rantrauen.“

Den Pferden nähert sich Kenzie über eine Mischung aus Freundschaft und Dominanz, denn Pferde sind Flucht- und Herdentiere. Man müsse den Pferden erstmal zeigen, dass man ihr Freund sei: „Wenn sie anfangen, einem zu vertrauen, ist das ein wahnsinnig schönes Gefühl –­ gerade wenn man weiß, dass sie vor einer Woche noch wild waren.“ Im zweiten Schritt müsse man den Pferden zeigen, dass man nicht nur Kumpel, sondern auch „Leittier“ sei. 

Die Domestizierung so wilder Pferde ist herausfordernd, aber auch immer eine große Chance. Denn Fohlen, die mit Menschen aufwachsen, seien zwar an menschlichen Umgang gewöhnt, lernen laut Kenzie aber auch häufig, wie man auf der Suche nach Leckerlies Menschen anrempelt oder an Kleidung herumnagt – Marotten, die man später mühsam wieder abgewöhnen müsse. Bei wilden Pferden sei das anders: „Wenn man erstmal das Vertrauen gewonnen hat, kann es einfacher sein, das Pferde-ABC zu lehren.“

Bebender Boden und zitternde Haut

Wenn die Pferde Kenzie erstmal als Freundin und „Leittier“ akzeptiert haben, werden sie wieder von ihren Zügeln befreit. Kenzies Leidenschaft ist die Freiheitsdressur. Hier führen Halter ihre Pferde allein durch ihre Körpersprache – ohne Zügel, Zaumzeug oder Sattel. „Man muss lernen, die Körpersprache des Pferdes zu lesen und sich mit Geräuschen und der eigenen Körpersprache dem Pferd verständlich zu machen.“ Grundlage der Freiheitsdressur ist dabei Horsemanship, eine Reitkunst, die sich auf Fairness gegenüber Pferden fokussiert: „Im Grunde ist das der Umgang mit den Pferden vom Boden aus, über die Körpersprache.“ 

Wenn ein Pferd mit seinen 600 Kilogramm galoppiert, bebt schonmal die Erde. Gleichzeitig zittert seine Haut, wenn eine kleine Fliege darauf landet. In der Freiheitsdressur geht es darum, ein Gespür für beides zu bekommen: die Stärke und Feinfühligkeit der Tiere. „Diese Kraft und Sensibilität zu verstehen und sie mit meinem Körper zu bewegen, das hat mich schon immer fasziniert“, sagt Kenzie.

Abenteuer Ostwind

Besonders wichtig war die Kommunikation zwischen Kenzie und ihren Pferden Atila und James bei den Dreharbeiten von „Ostwind.“ Der Kinderfilm handelt von den Abenteuern, die das Mädchen Mika zusammen mit ihrem Hengst Ostwind auf dem Gestüt ihrer Großmutter erlebt. 

Einen ganzen Sommer war Kenzie mit einem Filmteam unterwegs und doubelte dabei auch die Schauspielerinnen. Sie galoppierte über Felder, Waldwege oder über das niedersächsische Watt. „Das war schon ein Abenteuer, jeden Tag mit meinem Pferd so viele neue Orte zu erkunden.“ Eine besondere Herausforderung dabei: die Kameras und Drohnen. In den freihändigen Galoppszenen wurden Kenzie und ihr Pferd seitlich aus einem Jeep gefilmt und dazu von schräg oben mit einer Kameradrohne verfolgt. 

Im Galopp durchs Watt

„Pferde halten nicht an, wenn sie das Gefühl haben, verfolgt zu werden. Wenn ich anhalten wollte, habe ich dem Team ein kleines Zeichen gegeben, damit die Drohne stoppt und ich mit meinen Beinen das Kommando zum Halten geben konnte.“ Dabei gab es nur einen Versuch: „Wenn man einmal die Ansage zum Stoppen gibt und das Pferd nicht anhält, wird es panisch und galoppiert immer schneller – und dann kann es durchgehen. Da musste ich immer vorausschauend planen und genau wissen, wie sich das Pferd fühlt und wie viele Szenen es noch verträgt.“

Ob sie Tipps hat, wenn einem die Pferde durchgehen? Kenzie lacht: „Dann ist es meistens schon zu spät. Der Tipp ist, es vorher zu merken. Wenn sie einmal durchgehen, muss man schauen, ob man die Situation irgendwie retten kann, ansonsten muss man sich abschmeißen.“

Auf dem Pferd über den roten Teppich

Man kennt Kenzie nicht nur durch ihre Auftritte bei Ostwind: Als Hauptdarstellerin in der Pferdeshow „Cavalluna“ tourt sie durch Deutschland und kümmert sich als Teil der „Pferdeprofis“ im Fernsehen um tierische Problemfälle. 

Auch als Modell sind Kenzie und ihre Pferde aktiv: Auf einer Modenschau ritt sie auf einem Pferd über den roten Teppich. Wo man sie in Zukunft sieht? „Für die nächste Zeit ist nichts geplant, aber das kann sich schnell ändern – ich bin da immer recht spontan.“

Als Reporterin beim VGH-Cup in Harsum

Im September steht ohnehin erstmal das Finale des VGH-Cups an und das mit Kenzie als Reporterin. Warum sie die Veranstaltung unterstützt? „Ich finde die Nachwuchsarbeit generell sehr wichtig. Zusätzlich interessiere ich mich sehr fürs Springreiten – wie hoch die Pferde teilweise springen fasziniert mich einfach. Vielleicht kaufe ich mir auch mal ein Springpferd und versuche mich im freien Springreiten.“ Dann vielleicht ohne Halfter, aber mit Helm.

Das Finale des VGH-Cups findet am 24. September 2023 in Harsum statt.

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