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Interview mit der Psychologin Greta Ludwig über konzentriertes Arbeiten: Konzentriert arbeiten, fokussieren, Ablenkung vermeiden: So klappt’s

Immer mehr Ablenkung, Druck und Möglichkeiten nagen an unserer Konzentration, egal ob im Studium oder im Beruf und Privatleben. Da leidet auf Dauer auch die Gesundheit drunter. Schweifst du auch oft ab, schiebst Dinge vor dir her, brauchst viel länger als nötig und zweifelst an dir selbst? Wir haben mit der Hamburger Psychologin Greta Ludwig über das Thema gesprochen.

Redakteur Merlin Nolte
von Merlin Nolte28 September, 2023

Interview mit Psychologin Greta Ludwig

Die Hamburger Psychologin arbeitet für das Unternehmen Addisca, das unter anderem Mental-Health-Trainings entwickelt und anbietet. Im Gespräch mit Jetztlosleben erklärt sie, welche psychologischen Mechanismen hinter Konzentrationsschwäche stecken, mit welchen Mitteln man Ablenkung vermeidet und lernt, sich besser zu fokussieren – und welche Dinge kontraproduktiv sind.

Immer wieder heißt es, junge Menschen könnten sich zunehmend schlecht konzentrieren. Woran liegt das?

Greta Ludwig: Das Phänomen betrifft nicht nur die jüngere Generation. Es liegt daran, wie wir mit unseren Aufmerksamkeitsressourcen umgehen. Es gibt immer mehr in unserer Umwelt, das um unsere Aufmerksamkeit konkurriert, das Internet und die Sozialen Medien spielen dabei auch eine wichtige Rolle, da sie einen verkürzenden Effekt auf unsere Aufmerksamkeitsspanne haben. 

Wir sind Gewohnheitstiere, und mit der Zeit gewöhnen wir uns eben auch daran, unsere Aufmerksamkeit mit immer kürzeren Intervallen von einem Thema zum anderen springen zu lassen, von einem kurzen Videoclip zum nächsten Textschnipsel oder Bild. Diese Auswirkung des Surfens im Internet ließ sich auch bereits in Studien nachweisen. In unserem Kopf sieht es bisweilen aus wie auf einem Computerbildschirm, auf dem wir unzählige offene Tabs haben. Und je mehr die Aufmerksamkeit auf kurze Intervalle trainiert wird, desto schwieriger wird es, uns über längere Zeit auf eine Sache zu konzentrieren.

Welche psychologischen Mechanismen bedingen Konzentrationsprobleme?

Greta Ludwig: Die selektive Aufmerksamkeit, also die Fähigkeit unsere Aufmerksamkeit, wie einen Lichtkegel, gezielt auf eine Sache zu richten und alles andere auszublenden, ist der psychische Mechanismus, der hinter unserer Konzentrationsfähigkeit steckt. Aber auch die Impulskontrolle spielt eine entscheidende Rolle, also die Frage, inwieweit wir in der Lage sind, Impulsen, wie zum Beispiel dem Griff nach dem Smartphone, nicht sofort nachzugeben, sondern sie auch mal zurückzustellen.

Wie kann man in der Freizeit Konzentration üben und kognitive Fähigkeiten trainieren?

Greta Ludwig: Natürlich ist das heutzutage wirklich schwierig, aber es gibt schon Mittel und Wege. Ein erster Schritt ist, zu erkennen, wann genau man abschweift und sich dann zu stoppen und die Aufmerksamkeit zurückzuholen. Das kann man trainieren, zum Beispiel mit Entspannungs- und Meditationstechniken oder Aufmerksamkeitstrainings. Um sich zu fokussieren ist es hilfreich, sich Routinen zu schaffen und einzuhalten, seine Arbeitsumgebung angenehm zu gestalten. Aber auch auf den Lebensstil kommt es an: ausreichend Schlaf und Bewegung, ausgewogene Ernährung, Entspannung.

Wie sieht es im Arbeitsalltag aus? Ist es überhaupt möglich, sich von Nine to Five mit kurzer Pause zu konzentrieren und fokussiert zu arbeiten?

Greta Ludwig: Ob der klassische Acht-Stunden-Tag sinnvoll ist, ist umstritten. Studien haben ergeben, dass man meist nicht acht Stunden lang konzentriert arbeitet, sondern die vorhandene Arbeit auf die verfügbare Zeit ausdehnt – dahinter steckt das Parkinsonsche Gesetz.

Die individuelle Konzentrationsfähigkeit ist sehr unterschiedlich. Und das gilt auch für Schulkinder. Die Schule beginnt meist zu früh, denn der Aufmerksamkeitspeak von Kindern und Jugendlichen liegt eher zwischen neun und zehn Uhr, was mit der Chronobiologie zu tun hat. Letztlich muss jeder Mensch seinen persönlichen Weg finde, sich die Arbeit so einzuteilen, dass es passt. Ausreichend Pausen sind dabei für jeden das A und O.

Gibt es sinnvolle Rituale?

Greta Ludwig: Man sollte natürlich Störquellen entfernen und für das physische Wohlergehen sorgen, bevor man mit der Arbeit beginnt. Sich etwas zu Trinken bereitstellen, gemütliche Kleidung tragen, in der man mehrere Stunden sitzen oder stehen kann, ohne dass etwas zwickt. Auch Bewegung und Auflockerung sind sinnvoll, bevor man loslegt.

Was ist schlecht für Konzentration?

Greta Ludwig: Multitasking ist nie gut, auch Dinge aufzuschieben ist kontraproduktiv, denn dann sitzen sie einem im Nacken. Was man schnell erledigen kann, sollte man erledigen und für anderes eine To-Do-Liste erstellen, dann hat man es erstmal aus dem Kopf. 

Stress ist ein Konzentrationskiller, unser Alltag wird immer stressiger. Das frisst auch mentale Ressourcen. Daher ist es wichtig, immer genug Entspannung als Ausgleich zu haben und Stressauslöser möglichst zu reduzieren. Wer dauergestresst ist, kann sich auch schlechter konzentrieren.

Was macht man unter Druck, also zum Beispiel bei der Angst vor einem Blackout in einer Prüfungssituation?

Greta Ludwig: In solchen Momenten liegt es weniger an der Konzentrationsfähigkeit als an Ängsten, Perfektionismus, Selbstzweifeln. Ich glaube, es ist dann wichtig, sich die Ursachen für die vorhandenen Ängste anzusehen, sich auf frühere Erfolge zu besinnen, durchzuatmen, in sich zu gehen. Außerdem gilt auch hier: Das Abdriften der Gedanken erst einmal wahrzunehmen, ist bereits der erste Schritt, um die Konzentration wieder auf das eigentliche Thema zurückzulenken.

Apropos Prüfungsangst:

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