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Sexismus am Arbeitsplatz: Beim nächsten Einparkwitz gibt´s Tote

Humor hilft, nicht nur beim Texten von Headlines. Frauen in Führungspositionen? Gerne. Bitte recht durchsetzungsfähig, aber nicht zu harsch. Emphatisch, aber nicht zu emotional. Engagiert, aber nicht zu verbissen. Oh, und bitte bloß nicht selbst um die Beförderung bitten, das wäre dann doch zu aufdringlich. Diesen Balanceakt findest du nicht lustig? Wir auch nicht. Die Fantasie vom Mittelfinger, dem du diesen Verrenkungen des Alltags entgegenstreckst, kann trotzdem sehr befreiend sein.

Redakteurin Annika Adler
von Annika Adler25 Mai, 2021
Frauen kämpfen gegen Sexismus
Das Wichtigste in 60 Sekunden

Sexismus kann viele Formen annehmen. Er kann offen erniedrigend, unterbewusst präsent oder in den Mantel des Kavaliertums gehüllt sein. Wichtig ist, gerade die unterschwelligen Formen im eigenen Arbeitsumfeld zu erkennen. Sie äußern sich z.B. durch unterschiedliche Redeanteile, unfreiwillige Erklär-Monologe oder das Aufdrücken unwichtiger, organisatorischer Aufgaben. Doch Frauen können sich gegen Sexismus am Arbeitsplatz zur Wehr setzen – und Männer können sie dabei unterstützen. Ob es darum geht, für die eigene Idee einzustehen, mal „Nein“ zu sagen oder sexistische Bemerkungen provokant zu kontern: Es gibt viele Wege. Und im besten Fall wird man dabei vom eigenen Unternehmen und einer Gleichstellungsbeauftragten unterstützt.

Das unterschwellige Regelwerk für arbeitende Frauen ist so umfangreich wie verwirrend. Und sind wir mal ehrlich: Ja, es ist verdammt schwer, sich davon zu lösen. Eine weitere viel zu freundliche Nachfrage auf eine schlecht formulierte Arbeitsmail, lieber kein Widerspruch im Teammeeting, auch mal das eigene Licht unter den Scheffel stellen, um nicht großspurig zu wirken – das meiste davon passiert unbewusst. Umso wichtiger ist es, dass uns klar wird, worin sich der Sexismus, den Frauen am Arbeitsplatz erfahren können, überhaupt niederschlägt. Auch, damit Männer ihn erkennen. Denn für wirkliche Gleichberechtigung braucht es beide Hälften der Bevölkerung. Und Sexismus kommt eben nicht immer so offensichtlich daher wie der Einparkwitz auf Kosten der Kollegin.

Ehrlich mal: Wo fängt Sexismus an?

Man hört den Begriff an so vielen Ecken, da kann man schon mal den Überblick verlieren. Der Duden definiert Sexismus so:

„Die Vorstellung, nach der ein Geschlecht dem anderen von Natur aus überlegen sei, und die [daher für gerechtfertigt gehaltene] Diskriminierung, Unterdrückung, Zurücksetzung, Benachteiligung von Menschen, besonders der Frauen, aufgrund ihres Geschlechts.“

Das klingt ein bisschen so, als würde nur der Teil der Bevölkerung zum Sexismus beitragen, der jeden Tag mit dem Gedanken aufsteht: „Mensch, heute habe ich mal wieder richtig Lust, ein paar Frauen runterzuputzen“.  Dass Frauen in Deutschland aber bei gleicher Qualifikation und Position immer noch durchschnittlich 20 % weniger verdienen, lässt sich dadurch allein schwer erklären. Die Bundeszentrale für politische Bildung sieht das etwas differenzierter:

„Sexismus wird definiert als individuelle Einstellungen und Verhaltensweisen oder institutionelle und kulturelle Praktiken, die entweder eine negative Bewertung einer Person aufgrund ihres Geschlechts widerspiegeln oder den ungleichen Status zwischen Frauen und Männern in der Gesellschaft aufrechterhalten.“

Aus dieser Definition lässt sich ein ganz wichtiger Aspekt herauslesen: Sexismus muss nicht immer bewusst stattfinden. Einige seiner Facetten sind auch im System begründet oder tragen ohne böse Absicht dazu bei, dass Frauen und Männer nicht gleichbehandelt werden. Bei der Bundeszentrale für politische Bildung heißt es weiter: „In den vergangenen Jahrzehnten hat ein Wandel stattgefunden – vom Ausdruck offener sexistischer Einstellungen zu mehr subtilen und versteckten Formen der Diskriminierung.“ Aber wie kann sowas aussehen?

Frau kämpft gegen Sexismus am Arbeitsplatz
Männer demonstrieren gegen die Diskriminierung von Frauen
Frauen können über sexistische Sprüche nur lachen
Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz trifft oft Frauen

Welche Formen von Sexismus gibt es?

Traditioneller Sexismus

Der traditionelle oder auch offene Sexismus erklärt sich genauso intuitiv, wie er sich anhört. Drei Aspekte spielen dabei eine besondere Rolle:

  1. Die Unterschiede zwischen Mann und Frau werden ganz im Sinne der Klischees betont (wie z.B. beim ebenso beliebten wie anspruchslosen „Frauen können nicht Autofahren“-Humor).
  2. Es wird tatsächlich davon ausgegangen, dass Frauen weniger wert sind als Männer (durch Verhalten oder Bemerkungen wird deutlich, dass eine Person Männer z.B. als stärker und kompetenter einschätzt).

Die klassischen Geschlechterrollen werden befürwortet (z.B., wenn grundsätzlich davon ausgegangen wird, dass Frauen sich mehr Elternzeit als ihre Partner nehmen).

Benevolenter aka "Positiv-Sexismus"

Der benevolente, also wohlmeinende Sexismus ist schwieriger zu erkennen. Auch deshalb, weil es dabei meistens nicht um eine bewusste Abwertung geht – ganz im Gegenteil. Wir kennen ihn als „Ritterlichkeit“ oder „Kavaliertum“. Er fußt auf der Annahme, dass Frauen von Männern beschützt und versorgt werden sollten. Außerdem wird bei dieser Art des Sexismus davon ausgegangen, dass Frauen besonders fürsorglich, warmherzig und taktvoll sind. Das sind offensichtlich keine negativen Eigenschaften, aber die klassischen Geschlechterrollen verstärken sie trotzdem. Vor allem dann, wenn sie einseitig bleiben. Denn das stärkt das Bild einer Frau, die zwar liebevoll, aber auch schwach ist.

Ein weiteres Problem: Wer sich positiv-sexistisch verhält, denkt eigentlich, dass er etwas Nettes tut. Verhalten sich Frauen jedoch nicht im Sinne der positiven Zuschreibungen oder wollen nicht „beschützt und versorgt“ werden, kann das Ganze schnell ins Gegenteil umschlagen. Frauen werden dann z.B. als „undankbar“, „unfreundlich“ oder „empfindlich“ wahrgenommen.

Natürlich ist nicht jede nette Geste gleich sexistisch. Die Grenze verläuft dort, wo solche Verhaltensweisen aber nur gegenüber Frauen gezeigt werden oder es nicht erwünscht wäre, dass Frauen die gleiche Geste gegenüber Männern zeigen.

Moderner Sexismus

Was viele vielleicht nicht wissen: Auch der Satz „In Deutschland werden Frauen nicht mehr diskriminiert“ ist letzten Endes eine Form von Sexismus –der modernen Art. Die Bundeszentrale für politische Bildung definiert den modernen Sexismus als „die Leugnung von Diskriminierung und die Ablehnung von Maßnahmen, die darauf abzielen, Ungleichheit abzubauen“. Dazu kommt häufig, dass angebliche Privilegien, die Frauen zugesprochen werden, um die Lücke zwischen den Geschlechtern zu schließen, als unfair gegenüber Männern betrachtet werden. Auch diese Art von Sexismus hemmt die soziale Veränderung, die es eigentlich braucht, um die Geschlechterungleichheit zu überwinden.

Abgrenzung zur sexuellen Belästigung

Nicht selten wird, gerade im deutschsprachigen Raum, Sexismus mit sexueller Belästigung gleichgesetzt. Das ist allerdings nicht ganz richtig. Vielmehr kann die sexuelle Belästigung ein Ausdruck von Sexismus sein, z.B. dass Frauen nicht mehr als ein Lustobjekt für Männer sind. „Sexismus ist also der umfassendere Begriff, weil er auch Überzeugungen und Einstellungen einschließt, wohingegen sich „sexuelle Belästigung“ immer auf Verhalten bezieht, das dazu führt, dass sich eine Person unwohl und in ihrer Würde verletzt fühlt“, erläutert die Bundeszentrale für politische Bildung.

Wie kann subtiler Sexismus am Arbeitsplatz aussehen?

Wer sich gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz einsetzen will, muss aufmerksam sein. Schließlich hat Sexismus viele Facetten und nicht alle stechen einem direkt ins Auge. Deshalb haben wir hier Beispiele für Verhaltensweisen gesammelt, die Hinweise darauf sein können, dass Frauen im Arbeitsalltag benachteiligt werden.

Klar, wenn du eines dieser Dinge beobachtest, bedeutet das nicht direkt, dass an deinem Arbeitsplatz durchgängig diskriminiert wird – aber du solltest aufhorchen. Problematisch wird es dann, wenn solches Verhalten die Regel ist und sich wirklich nur dadurch erklären lässt, dass ein Unterschied zwischen Frau und Mann gemacht wird.

  • Der Klassiker: Mansplaining (Man + Explaining). Hier erklären Männer Frauen ungefragt Dinge, obwohl deren Wissensstand mindestens genauso hoch ist. Das wird von männlicher Seite aber gekonnt ignoriert.
  • Die Fortsetzung: Manterrupting (Man + Interrupting). Beim Manterrupting unterbrechen Männer Frauen, ohne dafür einen triftigen Grund zu haben. Oft geht es dabei einfach darum, seine eigene Meinung einzuwerfen oder Gegenargumente einzustreuen.
  • Frauen werden nicht zuerst angesprochen, obwohl sie die meiste Expertise im entsprechenden Bereich besitzen.
  • Frauen werden Aufgaben abgenommen, die sie offensichtlich auch selbst übernehmen könnten.
  • In Anwesenheit einer Frau werden keine Witze mehr gemacht.
  • Das Zeigen von Emotionen wird bei Frauen besonders hervorgehoben.
  • Frauen werden häufiger kleine bzw. zusätzliche organisatorische Aufgaben zugeteilt, z.B. Protokoll zu führen, Meetings zu organisieren, Verpflegung besorgen.
  • Anmerkungen von Frauen wird nicht so viel Beachtung geschenkt, wie denen von Männern oder sie werden allgemein kritischer hinterfragt.
  • Es werden Bemerkungen zur Kleidung oder dem Aussehen einer Frau gemacht, die man sich bei Männern spart.
  • Männer wiederholen die Beiträge von Frauen bzw. eignen sich diese an.
  • Frauen sind seltener beim Smalltalk vor oder nach dem Meeting dabei.
  • Die Redeanteile der Männer sind wesentlich höher als die der Frauen.
  • Es wird direkt darauf aufmerksam gemacht, wenn Frauen an manchen Stellen keine typischen Rollenklischees erfüllen.
  • In Diskussionen wird Männern das letzte Wort überlassen bzw. sie treffen die finale Entscheidung.
  • Es wird sich gegen Feminismus im Allgemeinen ausgesprochen.

Gerade bei subtilem Sexismus kann es gut sein, dass du dich als Mann ertappt fühlst, obwohl du niemals offenen Sexismus unterstützen würdest. Falls das so ist: Keine Angst, du musst dich nicht direkt selbst abstempeln – nur bewusst damit umgehen und in Zukunft daran arbeiten. Wie du das tun kannst und wie du Frauen darüber hinaus unterstützt, erfährst du im nächsten Abschnitt.

Wie subtiler Sexismus noch so aussehen kann? In ihrem Buch „Wie du erfolgreich wirst, ohne die Gefühle von Männern zu verletzen“ gibt Sarah Cooper noch mehr sarkastische Einblicke in die Tiefen der sexistischen Doppelstandards.

Was tun gegen Sexismus?

Egal ob du Sexismus als Betroffene oder als Außenstehender erlebst: Schau dir dein Gegenüber genau an. Wie gut kennt ihr euch? Könnt ihr über persönliche Dinge sprechen? Wieviel Intention vermutest du hinter dem Verhalten? Macht es vielleicht Sinn, das Ganze gemeinsam durchzugehen? Ist Verständnis zu erwarten? Oder kannst du eher nicht mit Einsicht rechnen? Solche Aspekte können eine Rolle spielen, wenn es darum geht, zu entscheiden, ob du ein Verhalten ganz öffentlich anprangerst oder es zunächst unter vier Augen besprichst. Und trotzdem: Bist du als Betroffene frustriert oder sauer, ist es vollkommen okay, das auch mal zu zeigen – ob privat oder vor versammelter Kollegenschaft, ist deine Entscheidung. Das wichtigste ist, dass du dich damit wohlfühlst. Möchtest du eine direkte Konfrontation lieber vermeiden, bist dir unsicher, wie du reagieren sollst oder es wurden klare Grenzen überschritten, wende dich an deine Gleichstellungsbeauftragte, Vorgesetzte oder an entsprechende Beratungsstellen.

12 Dinge, die du als Frau tun kannst

  1. Bei sexistischen Sprüchen oder Witzen: Bitte so lange darum, dass dein Gegenüber das Gesagte erklärt oder hake nach, bis klar wird, dass dahinter Sexismus steht. Häufig haben Menschen nicht halb so viel Spaß daran, solche Gedanken offen auszusprechen, als sie durch die Blume verlauten zu lassen.
  2. Bei unangebrachten Fragen oder Bemerkungen: Stelle die Gegenfrage.
  3. Wirst du häufiger unterbrochen? Mache darauf aufmerksam oder gehe einfach darüber hinweg. Wer unhöflich ist, darf im Gegenzug keine überschwängliche Freundlichkeit erwarten.
  4. Stehe für deine eigenen Ideen ein und präsentiere sie auch selbst.
  5. Wenn du Interesse an einem Projekt oder einer Aufgabe hast: äußere es. Leider kommen tolle Herausforderungen noch nicht von allein zu denen, die dafür arbeiten.
  6. Verhältst du dich mal nicht rollenkonform, fürsorglich oder wehrst dich bewusst gegen alltägliche, sexistische Praktiken: Lass dich nicht von ersten negativen Reaktionen abschrecken. Viele Leute rechnen einfach nicht mit Gegenwind.
  7. Du muss dich nicht verbiegen. Wenn du niemand bist, der laut seine Ideen in den Raum blökt: okay! Sei dir nur bewusst, dass du es genauso tun dürftest, wie die Männer.
  8. Meistens ist es schwerer Kritik zu äußern, wenn jemand etwas Nettes tut, als wenn man im negativen Sinne diskriminiert wird. Deshalb fällt es nicht immer leicht, Positiv-Sexismus etwas entgegenzusetzen. Aber denk dran: Schaltet dein Gegenüber dann in den Verteidigungsmodus, ist das sein Problem.
  9. Du darfst auch zugeben, dass du dir Dinge zutraust. Wenn du nicht alle Anforderungen an eine Stelle oder Aufgabe perfekt erfüllst, sieh sie als Herausforderung und Möglichkeit, Neues zu lernen.
  10. Lerne „Nein“ zu sagen. Nein zum Organisieren der Meetings, Nein zum Mitschreiben. Nein zu unwichtigem Kleinscheiß, der nicht in deiner Stellenbeschreibung steht. Klar, kannst du mal jemandem einen Gefallen tun, aber du bist nicht das Mädchen für alles.
  11. Suche dir einen Arbeitgeber, der dich unterstützt. Ein Unternehmen, das offen Stellung gegen Sexismus bezieht und sich mit klaren Regeln und unterstützenden Angeboten dagegen einsetzt. Dein Arbeitgeber sollte z.B. ein Bewusstsein für die potentielle Doppelbelastung von Frauen mit Job und Familie haben – und dafür Lösungen anbieten, anstatt sie als weniger kompetent, leistungsfähig oder engagiert zu betrachten.
  12. Tu dich mich anderen Frauen zusammen und unterstützt euch gegenseitig!

© Mentor Verlag

13 Dinge, die du als Mann tun kannst

  1. Hinterfrage dein eigenes Verhalten. Gibt es vielleicht Punkte, an denen du arbeiten solltest?
  2. Fühl dich nicht persönlich angegriffen, wenn dich jemand darauf hinweist, dass du etwas Sexistisches getan oder gesagt hast. Es geht dabei nicht darum, dich mit der Sexismus-Keule auf ewig niederzuschmettern, sondern es Betroffenen in Zukunft leichter zu machen.
  3. Erkenne an, dass Sexismus ein echtes Problem in unserer Gesellschaft darstellt und kommuniziere das auch gegenüber anderen Männern.
  4. Sei sensibel – auch gegenüber unterschwelligem oder unbewusstem Sexismus.
  5. Sprich Betroffene an, bevor du in ihrer Anwesenheit Gegenangriffe startest. Manche Frauen werden sicher dankbar dafür sein, wenn du ihnen die Wahl darüber überlässt, wie sie auf Sexismus reagieren wollen.
  6. Wenn du in Abwesenheit einer Frau Sexismus erlebst, verurteile ihn offen. Es ist nicht mehr 2005, du bist kein Spielverderber.
  7. Nimm dich auch mal bewusst zurück und erkenne Expertisen an.
  8. Sprich mit Kolleginnen offen über dein Gehalt. Häufig fehlt diese Transparenz und Missstände werden gar nicht erst aufgedeckt.
  9. Wenn du merkst, dass eine Frau nicht so freundlich reagiert, wie du es erwartet hättest, stell dir die Frage: Wäre dieses Verhalten von einem Mann gezeigt worden, hättest du genauso reagiert/ würde es dich genauso ärgern?
  10. Hake nach, wenn sich jemand, der die nötige Expertise besitzt, noch nicht zu einem Thema geäußert hat.
  11. Versuche Frauen beim Netzwerken miteinzubinden oder unterstütze Frauen beim Networking untereinander.
  12. Ja, auch Männer können Opfer von sexistischer Diskriminierung am Arbeitsplatz werden. Ganz besonders, wenn es darum geht, für seine Familie da zu sein oder die klassisch männlich-dominanten Rollenbilder erfüllen zu müssen. Gerade deshalb profitieren auch Männer von einer Arbeitswelt, in der jeder gleichwertig behandelt wird. Außerdem: Setzt du dich für Andere ein, wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit genauso unterstützt.
  13. Bei Aktionen wie #HeforShe der UN Women kannst du dich auch im Internet weiter für das Thema einsetzen. Außerdem erfährst du von anderen Botschaftern, was du noch so tun kannst, um unsere Gesellschaft auf dem Weg zur Gleichberechtigung voran zu bringen.

Unterstützung durch den Arbeitgeber: So kann sie aussehen

Elke Pfingsten beweist sich seit fast 45 Jahren in einem männerdominierten Berufsfeld. 1998 wurde sie als Regionaldirektorin, später als Abteilungsdirektorin, zur ersten Frau in leitender Position bei der VGH in Hannover. Mittlerweile setzt sie sich als Gleichstellungsbeauftragte dafür ein, dass andere Frauen es ihr gleichtun können. Und seit den 90-er Jahren hat sich vieles getan. „Es ist vielleicht noch nicht in allen Köpfen angekommen, aber die Haltung hat sich verändert“, ist sie überzeugt. „Die Haltung der Entscheider hat sich gewandelt, und auch die Haltung von uns Frauen. Man merkt einfach, dass einiges passiert.“ Dabei spiele auch die Ernennung der 40-Jährigen Annika Rust zum Vorstandsmitglied eine entscheidende Rolle: „Wir brauchen Role Models. Wir brauchen Leuchttürme, an denen wir uns orientieren.“

Auch Elke Pfingsten lebt ihre Rolle als Vorbild und Unterstützerin. Sie betreut Seminare, berät persönlich und entwickelt Programme, die Frauen nach vorne bringen. Ihr Ziel ist es, Frauen zu ermutigen, sich ihrer Fähigkeiten bewusst zu werden und diese auch gezielt bei ihren Karriereschritten einzubringen. „Frauen sollten sich mehr zutrauen und sich mit weniger Zweifeln daran, ob sie alle Skills mitbringen, um eine Position bewerben“, sagt sie.

Ihr Arbeitgeber hat ebenfalls einen klaren Standpunkt bezogen, zum Beispiel durch die Einführung von Quoten. „Für unseren Führungsnachwuchs haben wir ein Orientierungs-Seminar. Dort werden verpflichtend 50 Prozent weibliche Bewerberinnen genommen“, erklärt Elke Pfingsten. Durch die getroffenen Maßnahmen und das Commitment des Vorstandes hätten sich viel mehr Frauen für eine Karriere in ihrem Unternehmen entschieden.

RechtsschutzversicherungKlare gesetzliche Regelungen helfen dir, gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz vorzugehen. Falls dein Arbeitgeber dabei nicht mitzieht, ist eine Rechtsschutzversicherung überaus nützlich.

„Wir haben mutige Frauen. Und wir haben mutige Männer, die das auch wirklich wollen. Männer, die das als Bereicherung empfinden und nicht als Quotenregelung“, ergänzt sie. Dass die Herangehensweise der VGH funktioniert, erlebt die Gleichstellungsbeauftragte in der Praxis. „Auf die letzten Ausschreibungen für Führungspositionen haben sich auch viele Frauen beworben“, erzählt sie. „Als ich vor fünf Jahren die Aufgabe der Gleichstellungsbeauftragten übernommen habe, habe ich davon geträumt. Heute ist es Realität.“

Elke Pfingstens Devise ist klar: Die richtige Person soll zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit den richtigen Aufgaben betraut werden. Dann spiele es in Zukunft keine Rolle mehr, ob es eine Frau oder ein Mann sei. Denn dann gehe es eher um den Nutzen, der sich aus den unterschiedlichen Sichtweisen der Geschlechter ergebe. „Auch muss berücksichtigt werden, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie eventuelle Betreuungsaufgaben oder die Pflege von Angehörigen von Arbeitenden zu leisten sind“, betont Pfingsten. Zu diesem Zweck hat die VGH entsprechende Arbeitszeitmodelle und unterstützende Angebote für Eltern und Pflegende eingeführt.

Die Gleichstellungsbeauftragte weiß: „Ein interessanter Arbeitgeber muss all diese Anforderungen in den nächsten Jahren gewährleisten können, um gute Mitarbeitende für sich zu begeistern.“ Und sie ist sich sicher: „Die VGH ist da auf einem sehr guten Weg.“

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