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Die Geschichte eines Festivals: Höhenflug für Schnapsidee

Neben Wirbelstürmen und gehörnten Kuhschädeln hat sich ein älterer Herr in die Hallen der Festivalsymbolik geschlichen. Mit einem freundlichen Grinsen und weißem Schnurrbart im Gesicht ist er gekommen, um zu bleiben: Kapitän Ferdi – geschaffen nach dem Abbild von Graf Ferdinand von Zeppelin, Entwickler und Begründer des Starrluftschiffbaus. Während der Graf Anfang des 20. Jahrhunderts Zeppeline in die Luft brachte, sorgt Ferdi heute dafür, dass Feierwütige zu den Klängen wummernder Boxen abheben.

Redakteurin Charlotta Witte OEVB
von Charlotta Witte23 März, 2022
Das Wichtigste in 60 Sekunden

Roland, Benni und Marco sind die Erschaffer des schnurrbärtigen Kapitän Ferdi, der jedes Jahr aufs Neue auf dem Rotenburger Flugplatz einen Tag der elektronischen Festivalfeierei ausruft. Wir haben mit ihnen über den Weg von einer Schnapsidee zu 25 000 Besuchern gesprochen, über die Finanzierung, Patzer und über die treusten Fans, die sich Veranstalter wünschen können.

Am ersten Wochenende im August wird der Flugplatz Rotenburg/ Wümme für einen Tag zu Ferdinands Feld. Nach zweijähriger Festivalflaute ist die VGH als Partner und Freund dabei, wenn 25 000 Elektronikfans endlich wieder die Starterlaubnis erteilt wird. Wir haben einen Blick auf die Persönlichkeiten hinter dem schnurrbärtigen Herrn im blauen Kapitänsdress geworfen.

Drei Männer, ein Festival

Regenbögen, geflügelte Alpakas und gepiercte Häschen: Unter dem Motto „Back to the Rainbow” geht das Ferdinands Feld in diesem Jahr in die bisher größte Runde. Innerhalb von gerade mal sechs Jahren ist die Besucheranzahl von 3 500 auf 25 Tausend gestiegen. Mehr als 35 Elektro-Acts warten an vier „Terminals“ darauf, 2022 endlich wieder Besucher begrüßen und beschallen zu dürfen.

Roland Nielebock, Gründer und Organisator des Ferdinands Feld

Einer von ihnen kostet mittlerweile so viel wie das gesamte Auftaktfestival 2015. Was sich sonst noch verändert habe, frage ich Roland Nielebock und Benjamin Pekrul, als wir auf die Entwicklung der letzten Jahre zu sprechen kommen. Seitdem die beiden gemeinsam mit Marco Fricke das Ferdinands Feld gegründet haben, hat sich schließlich einiges getan. „Die Professionalität hat sich um 500 Prozent gesteigert – mindestens!“, lacht Benjamin. Doch die Liebe zum Detail und der Wille, die Veranstaltung für die Gäste jedes Jahr noch schöner, noch besser zu machen, die seien geblieben.

Benjamin Pekrul, Gründer, Organisator und Infrastrukturverantwortlicher

Die drei sind Co-Piloten, tragen gemeinsam die Verantwortung – doch als große Partymacher inszenieren sie sich nicht. Diese Rolle überlassen sie Ferdi. Die Bezeichnung als Maskottchen wird dem schnurrbärtigen Sympathieträger nicht gerecht: „Für uns als Veranstalter ist er ein Sprachrohr zu unseren Gästen“, erklärt Roland. Für die Festivalgänger wiederum sei er Ansprechpartner, Stimmungsmacher und vor allem Freund – derjenige, der dem manchmal anonymen Komplex „Festival“ eine Persönlichkeit gibt. Viele Gäste betrachten ihn mittlerweile als festen Veranstalter, adressieren DMs und Mails an ihn.

Nur passend also, dass Ferdi persönlich in der Hannoveraner VGH-Zentrale vorbeigeschaut hat, um das Team kennenzulernen und seinen "Ferditrag" zu unterschreiben. Belohnt wurde er mit einem leckeren Mittagessen in der Kantine, einer kleinen Führung und einer Wahnsinnsaussicht. Ein Besuch, der allen in Erinnerung bleiben wird – und Lust auf einen gemeinsamen Weiterflug macht.

Von Rumspinnereien und Klinkenputzen

Was Roland, Benjamin und Marco heute auf die Beine gestellt haben, lässt sich auf einen entscheidenden Samstagssuff im Jahre 2014 zurückzuführen – oder vielmehr auf den Morgen danach. Im Schwebezustand zwischen Restalkohol und Kater hatte Roland mit Benjamins Bruder ein wenig herumgesponnen, erzählt er.

„Wir dachten: ‚Es gibt so viele kleinere Veranstaltungen hier im Umkreis, die für wenig Qualität und Angebot einfach horrende Eintrittspreise nehmen und die funktionieren alle. Das können wir anders und vor allem besser.‘“ Einen Tag später seien sie auf dem Rotenburger Flugplatz gestanden und hätten dort ihre Idee vorgestellt.

Um ihren Festivaltraum zu finanzieren, haben die drei zunächst ihre Ersparnisse zusammengekratzt. „Mit 27 Tausend Euro Startkapital haben wir eine GmbH gegründet“, erklärt Roland. Doch als Erstveranstalter Geld durch Partner zu generieren, ist harte Arbeit. „Wir sind Klinken putzen gegangen, um Sponsoring-Summen von 300 bis vielleicht 1 000 Euro von einer Fahrschule oder einem Getränkemarkt zusammenzusammeln und haben uns da schon gegenseitig auf die Schultern geklopft“, erinnert er sich.

Das Festival kommt zuerst, dieser Einstellung sind Benni, Marco und Roland seit der Gründung treu geblieben. Über die ersten Jahre verzichteten sie auf eine Auszahlung ihrer Gewinne, steckten das Geld stattdessen lieber direkt ins nächste Ferdinands Feld. Größere Bühnen, größere Acts – allein zwischen 2015 und 2017 haben die drei die Anzahl ihrer Terminals von zwei auf vier aufgestockt. Die Künstler wurden internationaler, namhafter.

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Unterqualifiziert, überengagiert und erfolgreich

Roland erinnert sich an die Anfänge: „Wir sind wirklich komplett blauäugig in diese Branche reingestürmt und haben gedacht: ‚Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!‘ Das Ende vom Lied war, dass wir zu viert wie die Trottel auf dem Platz standen und uns gefragt haben: ‚Wer räumt die ganze Scheiße denn jetzt überhaupt auf?‘“ „Im ersten Jahr waren wir mehr als unterqualifiziert“, fügt Benni lachend hinzu.

Geholfen habe ihnen vor allem die Vernetzung, die sie durch ihre vorherigen Tätigkeiten in der Gastronomie- und Veranstaltungsbranche mitbrachten – alle drei hatten zuvor ihren Weg dorthin über die „DJ Schiene“ gefunden. Generell habe jeder seine ganz eigenen Skills mitgebracht: „Benni baut dir zum Beispiel in 10 Minuten Sanitäranlagen auf.  Marco hat die Nummern großer Acts direkt im Telefonbuch und ich habe eben hier vor Ort eine gute Vernetzung, was Behörden, Polizei oder Zulieferer betrifft“, erklärt Roland. Diese Mischung hatte dafür gesorgt, dass bereits der Auftakt 2015 mit 3 500 Gästen zum vollen Erfolg wurde.

Dann der große Sprung: 2016, 8 500 Gäste. „Da haben wir eine Stufe übersprungen im Wachstum“, weiß Roland jetzt. Die Folge: lange Schlangen vor den Imbissen, zu wenige Toiletten. Dass das Team mit solchen Patzern transparent umgeht, sei eine Selbstverständlichkeit – aus ihnen zu lernen ebenfalls. „Mittlerweile sind wir qualifiziert“, grinsen Benni und Roland.

Doch nicht nur professionell, auch persönlich haben die drei sich in den letzten sieben Jahre weiterentwickelt. „Es macht was mit einem, wenn man die Verantwortung für 25 Tausend Gäste plus Personal hat“, sagt Roland. Für diesen Tag seien sie in der Region einer der größten Arbeitgeber. „Wir haben knapp 800 Helfer, die dort vielleicht einen Urlaub finanzieren möchten oder sich mit dem Geld wieder ein Stückchen zu ihrem Traum dazuverdienen“, fügt er hinzu. Dass das Team des Ferdinands Feld etwas geschaffen hat, von dem nicht nur die Gäste, sondern auch die Menschen aus der Region profitieren, darauf sind alle drei unglaublich stolz.

Mehr Fans als Rückschläge

Zurück zum Regenbogen: Den haben sich Fans wie Veranstalter nach zwei Jahren pandemieverhangenem Himmel verdient. „Beschissen“, bringen Roland und Benni diese Zeit auf den Punkt. „Hätte Corona uns nicht 2020 eingeholt, wäre das unser Jahr gewesen.“ Denn obwohl die Veranstaltung aus Festivalliebe heraus entstanden ist, bedeutet sie für die drei Gründer auch den Lebensunterhalt – dazu kommen jährlich 800 Helfer am Veranstaltungstag, Zulieferer und Gastronomen. Auch für sie waren die Veranstaltungsausfälle ein harter Schlag.

2020 hatte das Team noch eine kleinere Ausgabe des Ferdinands Feld veranstaltet. „Das war für uns eher eine Werbeveranstaltung, da haben wir unheimlich viel Geld mit dazugegeben“, erzählt Roland. Ein weiteres Jahr Pandemie folgte und mit ihm ein erneutes Verbot von Großveranstaltungen.

Bei der Ausgabe 2021 musste dann besser gewirtschaftet werden. Während Roland sich im Vaterschaftsurlaub auf die Familie konzentrierte, übernahmen Marco und Benjamin die Planung. Über eineinhalb Jahre riefen sie regelmäßig Zulieferer an, arbeiteten an der Infrastruktur und im Lager – und vergaben zusätzlich zu ihrem 40-Stunden-Job noch Impftermine in der Telefon-Hotline.

Vom großen Veranstalter zu „nicht systemrelevant“ innerhalb kürzester Zeit: eine Achterbahn, auf die alle Beteiligten wohl gerne verzichtet hätten. Während sich Benjamin, Marco und Roland noch immer von Auflage zu Auflage hangeln, konnte ihnen die Solidarität ihrer Gäste in dieser Zeit ein wenig Halt geben. Deren Treue sei überwältigend. „Ich habe so was noch nie erlebt“, bestätigt Roland. Von Ferdi-Tattoos bis zur verhältnismäßig geringen Anzahl an Ticketrückläufern sehen sie, dass Jahre der durchgetanzten Tage und staubigen Moshpits eben zusammenschweißen.

Eine Durchsage an alle Passagiere

Jetzt wünschen sie sich vor allem eines: Normalität oder „den ganz normalen Wahnsinn“, wie es Benjamin nennt. 14 Tage gemeinsamer Aufbau, auf dem Platz schlafen wie bei der Klassenfahrt und dann der entscheidende Tag mit Freudentränen und heiserer Stimme inmitten der Massen an Festivalgängern.

Roland, Benni und Marco setzen darauf, dass die Leute es sich nicht nehmen lassen, endlich wieder Festivals, Restaurants, Bars und Clubs zu besuchen. Zu viel sei kaputtgegangen in dieser Zeit. „Ich hoffe einfach, dass die Lust zu feiern, was Essen oder Trinken zu gehen, noch stärker und schöner zurückkommt“, sagt Roland. Dann dürften es auch irgendwann 50 Tausend Gäste an drei Tagen werden, träumt er.

„Ich bin dafür, dass wir erstmal dieses Jahr die 25 Tausend machen“, lenkt Benjamin grinsend ein. Gesundes Wachstum sei das Ziel, ein reibungsloser Ablauf.

Eines ist klar: Ferdis Geschichte hat noch viele weitere Kapitel, die Roland, Benni und Marco gemeinsam mit der VGH schreiben werden. Bunte Seiten voller Freiheitsgefühle, musikalischer Höhepunkte – und vielleicht ein paar Schnapsideen. Werde Teil dieser Geschichte und sei dabei, wenn das Ferdinands Feld am 6. August 2022 endlich wieder den Flugplatz zur Tanzfläche macht! Hier gibt’s Tickets.

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