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Weirde Ausflugstipps Niedersachsen: Vom schwangeren Haus bis zum Ende der Welt – und weiter

Der Nahtourismus ist der sympathische kleine Bruder der Fernreise. Er schont das Klima, kostet weniger und lohnt sich auch in der kälteren Jahreszeit – wenn du das Ziel entsprechend wählst. Entspanntes Chillen am See ist jetzt im Winter weniger angesagt, dafür Entdeckungstouren zu schrägen, knallbunten und schaurigen Orten, die du ohne unseren kleinen, feinen Wegweiser vielleicht nie entdeckt hättest.

Redakteurin Charlotta Witte OEVB
von Charlotta Witte12 Januar, 2023
Wandergruppe im Wald schaut bei Tagesausflug zusammen auf eine Karte
Das Wichtigste in 60 Sekunden

Lust auf eine Entdeckungsreise durch die gesamte Region? Von der Kugelbake ganz oben im Norden geht es bis zu den Saurierspuren in der Nähe von Osnabrück. Unterwegs kannst du nachschauen, ob die bonbonfarbenen Nanas in Hannover kurviger sind als das schwangere Haus in Lüneburg, in Celle eine gesprächige Familie von Straßenlaternen kennenlernen und in Bremen an einer Führung im "Bleistift" teilnehmen. Braunschweig zeigt im Schaumagazin bisher nicht ausgestellte Präparate. In Uelzen ist schon der Hundertwasser-Bahnhof selbst ein Highlight und lädt zu einer kostenlosen Dauerausstellung über den Künstler ein.

Nächster Halt: Farbenrausch

Eine Stadt nur wegen ihres Bahnhofs besuchen? In Uelzen lohnt sich das! Ein ziemlich abgerocktes Gebäude verwandelte der Wiener Künstler Friedensreich Hundertwasser anlässlich der EXPO 2000 in etwas, das aussieht wie eine Regenwurm-Crew auf einem psychedelischen Festival. Bunte Wülste und Kurven, wohin das Auge reicht.

Foto: Oliver Huchthausen

Hundertwasser wollte ein Gegenprogramm zur gradlinigen, sterilen Architektur schaffen, wie wir sie üblicherweise von Bahnhöfen kennen: „Häuser sind wachsende Gebilde so wie die Bäume. Häuser wachsen wie Pflanzen, leben und wandeln sich ständig.”, lautet seine Erklärung zum Farbflash-Bahnhof. Auf dem Dach des Gebäudes wachsen Sträucher, außerdem findet sich hier die größte dachintegrierte Photovoltaikanlage Niedersachsens. Der grüne Vordenker aus Österreich starb im Jahr 2000 im Alter von 71 Jahren, der Uelzener Bahnhof war eines seiner letzten Projekte.

Seit Dezember 2022 befindet sich im Bahnhof eine kostenlose Dauerausstellung, in der du noch mehr über sein Leben und Wirken erfährst. Uelzen verfügt übrigens schon seit dem 19. Jahrhundert über eine gute Anbindung an das Schienennetz; von den weiter unten in diesem Artikel vorgestellten Zielen sind fünf ohne Umsteigen mit der Bahn von hier aus erreichbar.

Foto: Oliver Huchthausen

Eine direkte Anbindung besteht auch nach Magdeburg, wo du dicht beim Hauptbahnhof ein weiteres Gebäude von Hundertwasser besichtigen könntest, nämlich die grüne Zitadelle. Sie ist aber nicht grün – auch so eine schräge Sache, die perfekt zu diesem Anti-Architekten passt. Zum Bahnhof geht‘s hier entlang!

Das Ende der Welt am plattdeutschen Strand

750 Kilometer Nordseeküste zwischen Emden und Otterndorf hat Niedersachsen zu bieten und der nördlichste Punkt befindet sich in Cuxhaven. Wer sich bis dorthin vorwagt, kann ein raketenartiges Gebilde unmöglich übersehen: die Kugelbake. Das Wort „Bake“ war im Mittelalter die Bezeichnung für Seezeichen und so diente die 29 Meter hohe Konstruktion den Seefahrern einst zur Orientierung. Sie zeigt an, wo die Elbe endet und die Nordsee anfängt. Nachts brannte in ihr ein Feuer. Heute wird sie von Ausflüglern bewundert, früher wird so mancher die Kugelbake mit einem wehmütigen Blick bedacht haben. Sie war nämlich das Letzte, was Amerika-Auswanderer auf dem Weg ins Ungewisse von der alten Heimat sahen, bevor sie „übers große Weltmeer zogen“, wie ein Lied sie besingt.

Foto: Nordseeheilbad Cuxhaven GmbH

Wenn du deine Schritte ein wenig landeinwärts lenkst, gelangst du zum kleinen Zoo im Kurpark mit freiem Eintritt. Dort leben diverse einheimische Tierarten, aber auch Pinguine. Eine ungewöhnliche Mischung, die besonders lohnenswert anzugucken ist, wenn du mit Kindern unterwegs bist. Im Cuxhavener Ortsteil Sahlenburg informiert das Wattenmeer-Besucherzentrum über das Weltnaturerbe Wattenmeer. Auch Führungen durch das Watt werden dort angeboten.

Vom Schwangeren Haus übers Meer gehen

Foto: Lüneburg Marketing GmbH

Woher kommen eigentlich Tiny Houses? Vielleicht hat sie ja ein größeres Haus zur Welt gebracht? In der Waagestraße in Lüneburg wölben sich Backsteinmauern so deutlich, dass das betreffende Gebäude das „schwangere Haus“ genannt wird. Der Grund dafür ist chemischer Natur: Als Ersatz für Kalkmörtel wurden im Hausbau ab dem 12. Jahrhundert Anhydrit (reines Calciumsulfat) und Gips (dessen wasserhaltiges Pendant) verwendet. An den feuchten, kalten Außenwänden nahm der Anhydrit Feuchtigkeit auf, reagierte zu Gips und dehnte sich dadurch aus.

Foto: Lüneburg Marketing GmbH

Auf diese Weise entstand die markante bauchige Form. Anhydrit und Gips stammen vom nahen Kalkberg, von dem aus du einen guten Blick über die Innenstadt hast. Du brauchst nur die Neue Sülze zu überqueren und Auf dem Meere entlangzugehen, dann bist du schon fast da. Nein, kein Witz, die Straßen heißen wirklich so. Fahr hin und sieh selbst!

Sicherheitsnetz auch für Hanns Guck-in-die-Luft

Einmal nicht aufgepasst, weil du gerade ein Straßenschild mit skurrilem Namen fotografiert hast, und schon hast du eine Bordsteinkante übersehen oder nicht auf den Verkehr geachtet? Das kann wirklich böse enden. Damit du dich nach einem Unfall ganz um deine Genesung kümmern kannst, ist dein Leistungslotse im Rahmen der privaten Unfallversicherung der VGH und ÖVB für dich da. Die Unfallversicherung der VGH oder ÖVB springt vor allem dann ein, wenn die gesetzliche Unfallversicherung nicht greift – nämlich in der Freizeit. Du denkst, das passiert gar nicht so häufig? Falsch, denn 76 % aller Unfälle sind gesetzlich nicht abgedeckt.

UnfallversicherungNicht länger herumstolpern: Lass dich beraten!

Sprechende Straßenlaternen

Zu den größten Plaudertaschen von Celle gehören Oma Lilo und ihr Enkel Jonas. Sie wohnen mit ihren Freunden in der Rundestraße und rühren sich niemals vom Fleck; wer ihnen zuhören möchte, muss selbst vorbeikommen. So viel wissen sie über die Stadt und ihre Geschichte, dass dir ganz sicher ein Licht aufgehen wird, denn es handelt sich um eine Gruppe Straßenlaternen. Ihren Standort bezogen sie pünktlich zur trüben Jahreszeit im November 2008 im Rahmen des Projekts „Lichtart“ Celle.

Größtenteils waren es Prominente, die den geschwätzigen Leuchtobjekten ihre Stimme liehen. So verbirgt sich hinter der „Oma“ niemand anders als Lilo Wanders, geboren in Celle. Aus dem „Dicken“ spricht der 2010 verstorbene Gerlach Fiedler, der bereits das Krümelmonster aus der Sesamstraße nach Keksen rufen ließ. Jede Laterne hat ihre eigene Form und Persönlichkeit.

Kurvige Astronomin und ihre Freundinnen

Prominente und standorttreue Einwohnerinnen hat auch die Landeshauptstadt Hannover und das schon seit 1974. Am Leibnizufer auf der Höhe der Kirche St. Johannis sind die drei Nanas Sophie, Charlotte und Caroline zuhause. Diese können zwar nicht sprechen, sind aber aufgrund ihrer Leibesfülle und farbenfrohen Gestaltung nicht zu übersehen.

Geschaffen wurden die Skulpturen von der Künstlerin Niki de Saint Phalle, die von 1930 bis 2002 lebte. Mit Friedensreich Hundertwasser hat sie also fast die Lebensdaten gemeinsam. Auch auf knallige Farben, die sofort ins Auge springen, standen offensichtlich beide.

Die Bevölkerung Hannovers war von den Nanas zunächst nicht begeistert, doch mittlerweile sind die drei voll integriert. Die Künstlerin wurde im Jahr 2000 zur Ehrenbürgerin ernannt und in der Stadt kannst du noch weitere Werke von ihr entdecken: Dem Sprengel-Museum schenkte sie über 400 Stücke und im Großen Garten gestaltete sie kurz vor ihrem Tod die Grotte aus dem 17. Jahrhundert um. Niki de Saint Phalle bezeichnete sich selbst als „zornige junge Frau“, deren Schicksal es war, Künstlerin zu werden. Namensvorbilder für die drei Damen an der Leine waren drei bedeutende Frauen, deren Biographie mit der Stadt verbunden ist: Kurfürstin Sophie, Charlotte Buff (unsterblich gemacht in Goethes Roman „Die Leiden des jungen Werther“) und Caroline Herschel, die im 18. Jahrhundert als erste Frau Anerkennung als Astronomin erlangte.

Auge in Auge mit der Raubkatze

Lust auf eine Zeitreise mit Gruselfaktor? Dann ist das Staatliche Naturhistorische Museum in Braunschweig genau das Richtige für dich. Es handelt sich um das älteste in Deutschland und auf dem europäischen Festland. Dort kannst du seit einigen Jahren im Schaumagazin über 500 Präparate bewundern, die bis dahin aus Platzmangel im Depot verborgen waren. Nun werden sie im Stil von Lehrsammlungen des 19. Jahrhunderts präsentiert, der Zeit Humboldts und Darwins. Deckenhohe Glasvitrinen, gedimmte Beleuchtung und eine effektvolle Verspiegelung im hinteren Teil des Schaumagazins lassen Raubtiere fast lebendig wirken und heben die in Alkohol konservierten Stücke hervor.

Auf großem Fuß

Godzilla war da! Und ein paar Freunde hat er gleich mitgebracht. Aber keine Angst, das ist schon 150 Millionen Jahre her. Damals herrschte bei uns ein tropisches Klima, man schrieb das Zeitalter des Oberjura. In Barkhausen im Landkreis Osnabrück kannst du heute die Spuren von mindestens elf Sauriern unterschiedlicher Arten anschauen, die damals über eine zeitweise überflutete Sandbank liefen. In einem ehemaligen Steinbruch wurden die Saurierfährten bereits 1921 entdeckt; heute sind sie überdacht und mit ausführlichen Informationstafeln versehen, lebensgroße Nachbildungen der Riesenechsen stehen daneben – kein schlechtes Fotomotiv. Wenn du gern wanderst, kannst du den 16 km langen Saurierpfad-Rundwanderweg ablaufen.

Fallen, ohne Beulen zu kriegen

Das zweithöchste Bauwerk in Bremen ist mit 146 m der Fallturm des „Zarm“, also des Zentrums für angewandte Raumfahrttechnik und Mikrogravitation der Universität. Dabei handelt es sich eigentlich um zwei Türme. Der aufgrund seiner Form als „Bleistift“ bezeichnete äußere Turm kann bei stärkerem Wind ins Schwanken geraten, der innere Turm ist fest im Fundament verankert und bietet weltweit einzigartige Forschungsbedingungen. In der 110 m langen Röhre werden Experimente in Schwerelosigkeit durchgeführt, der freie Fall im künstlich erzeugten Vakuum dauert dank der Unterstützung durch ein Katapult bis zu 10 Sekunden lang.

Im Rahmen einer Führung wirst du erfahren, dass die im Turm gewonnenen Erkenntnisse nicht nur der Luft- und Raumfahrtforschung nutzen. Auch im Alltag begegnet uns Schwerelosigkeit, beispielsweise beim Schaukeln und Achterbahn fahren. Die Turmspitze ist nicht Teil der Führung, kann aber als Location für Feiern angemietet werden. Auch standesamtliche Trauungen in luftiger Höhe sind möglich.

Worauf wartest du noch? Rein in den Zug, aufs E-Bike oder ins Auto und auf in die Umgebung! Ab April wird übrigens auch die Besichtigung des Otto-Huus in Emden oder eine Fahrt unter Tage im Feggendorfer Stolln im Deister wieder möglich sein.

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