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Quarterlife Crisis: Ein Plädoyer für die Sinnkrise

„Dir steht die ganze Welt noch offen“, pflegen ältere Menschen nostalgisch zu erklären. „Das stimmt natürlich“, schreibt Sophie Passmann in ihrem Buch ‘Komplett Gänsehaut’. „Aber es ist eben auch wahr, dass kein Mensch, der einigermaßen alle Gefühle beieinanderhat, ernsthaft möchte, dass ihm die ganze Welt offensteht.“ Damit trifft sie den Nerv vieler, die sich gerade in dieser Lebensphase befinden. Manchmal (vielleicht meistens) wäre das Leben viel einfacher, wenn wir weniger Möglichkeiten hätten. Natürlich: Einige von uns haben mehr als andere. So ist das in unserer Gesellschaft. Aber grundsätzlich ist die klassische Sinnkrise der Mittzwanziger, die die Populärpsychologie Quarterlife Crisis nennt, ein Symptom der vielen Möglichkeiten, die uns das Leben heute bietet.

Redakteurin Annika Adler
von Annika Adler3 Juni, 2022
Das Wichtigste in 60 Sekunden

Spätestens mit Mitte 20 geht es los: Bin ich eigentlich glücklich, wo ich bin? Hat mein Job Sinn? Was fange ich an mit meinem Leben? Tausende Fragen drängen auf Antworten, die "Erwachsene" doch kennen sollten. Die Sinnkrise ist ein Symptom der vielen Möglichkeiten, die junge Menschen heutzutage haben. Doch sie gibt uns auch die Möglichkeit, uns in Selbstliebe zu üben, gelassener an die Zukunft heranzugehen und herauszufinden, was uns wirklich wichtig ist. Sie zeigt uns, dass wir unser Leben aktiv gestalten können – jederzeit.

Zu jedem Zeitpunkt sind wir nur ein paar Swipes von einem neuen Partner entfernt. Wer studiert, kann sich danach meist in 1001 verschiedene Richtungen orientieren, Jobwechsel kein Problem, Quereinsteiger gerne gesehen. Das sind nur zwei von vielen Aspekten, in denen uns die Welt schon fast unangenehm offensteht. Jammern auf hohem Niveau – das lassen einen vor allem die „wirklich Erwachsenen“ nie vergessen. Aber es heißt nicht, dass unser Jammern nicht gerechtfertigt ist. Emotionaler Stress ist Stress – ob er nun aus einem Luxusproblem resultiert oder nicht.

Wir können es uns heutzutage leisten, eine Sinnkrise zu haben. Aber gerade deshalb sind wir es uns selbst schuldig, das Beste daraus zu machen. Die Quarterlife Crisis muss keine Krise sein, sie kann uns auch Chancen bieten – auch wenn es erst mal anstrengend wird, sie zu nutzen.

Willkommen in der Quarterlife Crisis!

Die Krise, von der hier die Rede ist, holt dich – wie der Name schon sagt – nach dem ersten Viertel deines Lebens ein. Sie kommt meist mit dem Übergang von einem Lebensabschnitt in den nächsten, wenn es aus dem Studium oder der Ausbildung in die echte Arbeitswelt geht. Irgendwann zwischen Anfang und Ende zwanzig kommen Fragen auf. Fragen, von denen wir vielleicht nach Ende der Schulzeit dachten, dass wir eine Antwort auf sie kennen würden („Was will ich mal werden?“).

Dann schlagen wir diesen ersten Abschnitt des Weges ein. Doch das „etwas werden“ ist noch weit entfernt. Die Erwartungen von Eltern wiegen schwer, die Konsequenzen der Entscheidung noch nicht. Wenn wir dann mit Mitte zwanzig auf einmal jemand oder etwas geworden sein sollen und Jahrzehnte des Arbeitslebens vor uns haben, holen uns die Fragen wieder ein:

  • Ist der Weg, für den ich mich entschieden habe, der richtige oder bin ich irgendwo falsch abgebogen?
  • Passt dieser Job zu mir? Passe ich zu diesem Job?
  • Ist mein Partner die Person, mit der ich noch lange Zeit zusammen sein kann oder möchte?
  • Mag ich die Stadt, in der ich lebe, überhaupt?
  • Wann finde ich noch Zeit für all die Reisen, die ich mal geplant hatte?
  • Was will, kann, möchte ich eigentlich so im Leben?
  • Verpasse ich etwas?
  • Geht das jetzt immer so weiter – Nine-to-Five und dann ab nach Hause, essen, schlafen, aufstehen und wieder von vorne?
  • Wollte ich nicht etwas in der Welt bewegen?
  • Soll das jetzt alles sein?

Zu diesen persönlichen Unsicherheiten kommen all die Verantwortlichkeiten, die wir auf einmal haben. Unbequeme „Erwachsenen-Dinge“, die bis dato unsere Eltern erledigt haben. Plötzlich sollen wir viele Dinge einfach wissen: Welche Versicherungen brauche ich, was sind Steuerklassen – und wer will schon an die Altersvorsorge denken, wenn er noch nicht mal weiß, was er gerade mit seinem Leben anfangen soll. Das Gute: Die Antworten auf diese Fragen musst du nicht alleine kennen. Auf unserem Portal How2 findest du kurze, unterhaltsame Videos, die dir die wichtigsten dieser „Erwachsenen-Dinge“ erklären.

Zum Beispiel, worauf du im Arbeitsvertrag unbedingt achten solltest

Schau doch mal rein!

Du hast noch offene Fragen? Kein Problem, auch im Reallife stehen dir VGH und ÖVB zur Seite. Lass dich einfach unverbindlich und kostenlos vor Ort beraten! So weißt du innerhalb kürzester Zeit, alles, was du wissen musst, kannst diesen Aspekt deiner Zukunft organisieren – und hast den Kopf frei für die Fragen, die du dir nur selbst beantworten kannst.

Übrigens: Wenn du dich bis zum 31.08.2022 beraten lässt, hast du zur Feier des 25. Jubiläums der VGH Krankenversicherung die Möglichkeit, eines von 25 SUSHI E-Bikes zu gewinnen. Es lohnt sich also, Unsicherheiten loszuwerden!

BeratersucheWeil du mit deinen Fragen nicht alleine bist

Die Quarterlife Crisis hat etwas Gutes, denn…

Krisen möchte man möglichst vermeiden – so weit, so normal. Doch wenn knapp die Hälfte aller jungen Menschen zwischen zwanzig und dreißig darunter leidet, sollte man sich damit auseinandersetzen. Das bedeutet nicht nur, das Ganze als ernst zu nehmendes Problem zu betrachten (das geht an euch liebe „Erwachsenen“), sondern auch möglichst das Beste daraus zu machen. Manchmal hilft hier schon ein anderer Blickwinkel.

…sie ist ein Realitycheck

Die Fragen, die die Quarterlife Crisis aufwirft, sorgen dafür, dass wir einen Realitycheck unseres aktuellen Lebens vornehmen. Wie sieht es wirklich aus? Zwischen Erwartungen und Produktivitätsdruck leben wir in einer Welt, in der wir unser eigenes Glück schnell vergessen können. Bin ich wirklich glücklich oder erfülle ich nur die Wünsche anderer? Findest du hierauf eine Antwort, kannst du entsprechend handeln und bewahrst dich vielleicht vor einer Zukunft, in der du in einem Leben festhängst, das dich nicht erfüllt.

…sie zwingt uns, herauszufinden, was wir wirklich wollen

Leider erhalten wir zum 25. Geburtstag keine Mappe, in der all unsere Ziele, Werte und Wünsche aufgelistet sind und in der steht, wie wir sie möglichst unkompliziert erreichen können. Aus einem Meer voller Möglichkeiten, die herauszupicken, die am besten zu uns passt, ist nämlich viel anstrengender, als es klingt. Denn wenn sich eine Tür öffnet, schließen sich auch tausende – zumindest fühlt es sich so an. Der Druck, die richtige Tür zu wählen, ist immens.

Dabei machen wir einen Fehler: Auf die Wahl kommt es gar nicht an. Vielmehr geht es darum, uns selbst kennenzulernen und herauszufinden, auf was wir hinter der Tür hoffen. Möchten wir die Welt verbessern, ein sicheres Einkommen, einen Job, in dem wir viel reisen – oder am liebsten alles gleichzeitig? Wenn wir so viele Möglichkeiten haben, gibt es auch mehr als eine richtige Entscheidung. Viele Türen führen dorthin, wo wir hinwollen. Wir müssen nur die grobe Richtung kennen, ausgeklügelte Pläne funktionieren in der Praxis meist sowieso nicht.

…du hast noch Zeit

Wenn wir uns in der Quarterlife Crisis befinden, haben wir es uns noch nicht bequem gemacht. Wir haben uns noch nicht an einen gewissen Lebensstandard gewöhnt, der genau passend unser Gehalt erfordert. Vielleicht haben wir schon Kinder, an denen wir in unsere Entscheidungen ausrichten müssen, vielleicht noch nicht. Doch allein die Tatsache, dass wir alles hinterfragen, zeigt, dass wir noch Zeit haben, etwas zu verändern. Merkst du, dass du dort, wo du bist, nicht glücklich wirst, kannst du eine Kehrtwende machen. Du hast vermutlich noch mindestens 40 Jahre, in denen du arbeitest – einige wenige Jahre Weiterbildung, Zweitstudium, Neuanfang fühlen sich nur in diesem Moment viel an.

Einen Vorteil hat unsere schnelllebige Arbeitswelt zudem: Es ist vollkommen normal, den Job oder die Branche zu wechseln. Während unsere Großeltern früher einen Beruf gelernt und bis zur Rente ausgeübt haben, haben wir die Qual der Wahl. In diesem Fall eine gute Sache. Mach dir bewusst, dass du jederzeit die Reißleine ziehen kannst. Probiere dich aus, entscheide dich um. Die Hemmschwelle ist vor allem Kopfsache.

…sie erfordert Selbstliebe

Stecken wir in der Quarterlife Crisis, scheinen auf einmal alle um uns herum ihr Leben im Griff zu haben. „In den ersten Jahren nach der Volljährigkeit war das noch eine niedliche Pose, nicht zu wissen, wie man einen Ölwechsel macht oder eine Hühnersuppe. Langsam ist es nur noch albern.“ Die Leute würden einen das spüren lassen, schreibt Sophie Passmann in ihrem Buch.

Doch wo ziehen wir die Grenze? Was sollte man mit Mitte oder Ende zwanzig erreicht haben? Wo hört es auf? Ständig werden wir damit konfrontiert, welche Auslandserfahrungen oder Praktika wir noch nicht gemacht haben – dass wir aber alleine einen Haushalt organisieren, vielleicht ein Studium hinter uns gebracht oder aus Beziehungen gelernt haben, fällt unter den Tisch. Häufig fehlt es an Achtsamkeit und Wertschätzung für das, was wir erreicht haben – besonders wenn wir es nicht in unseren Lebenslauf schreiben können.

Da hilft: Reden mit anderen, die die gleichen Fragen umtreiben. So merken, dass eigentlich nur ein ganz kleiner Teil wirklich sein Leben im Griff hat und der Rest nur so tut. Auch mal die praktischen Dinge wertschätzen, zum Beispiel zu wissen, wie man Freunden zuhört, welche Hobbys einen erfüllen – oder eben wie man eine Hühnersuppe macht. Um die Quarterlife Crisis zu bewältigen, müssen wir lernen, das zu respektieren, was wir in diesem Moment sind. Höher, besser, schneller, erwachsener: Wenn das die Ziele sind, können wir ihnen ein Leben lang hinterherjagen, ohne anzukommen.

…sie macht uns gelassener

Indem wir akzeptieren, dass es eigentlich nie die eine richtige Entscheidung geben kann, nehmen wir uns selbst einen Teil des Drucks. Wir realisieren, dass die Quarterlife Crisis kein Problem ist, das wir lösen müssen, weil es eben keine richtige Lösung gibt. Wir haben ein Leben lang Zeit, herauszufinden, was wir mit unserem Leben anfangen möchten – auch wenn uns die Gesellschaft häufig etwas anderes vermitteln will.

Sackgassen, Probleme, Schicksalsschläge: Das alles können wir bedingt vorausplanen. Wenn wir in drei, zehn oder zwanzig Jahren merken, dass wir nicht mehr glücklich sind, können wir immer noch etwas daran ändern. Aber warum sollten wir uns deshalb heute schon so einen Stress machen?

Jetzt geht es erst mal darum, Entscheidungen zu treffen, mit denen wir in diesem Moment leben können und uns die Zeit zu geben, die wir dafür brauchen. Davon schreibt auch Sophie Passmann in Komplett Gänsehaut. Denn selbst, wenn das Aussortieren und Entscheiden nur für ein paar Jahre hält, könne man zumindest endlich mal wieder über sich selbst nachdenken. „Und dann steht die scheiß Welt nicht mehr offen, und dann ist endlich Ruhe.“

Was tun, wenn du nicht rauskommst?

Auch wenn die Quarterlife Crisis positive Seiten hat, sollten wir sie nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Schaffen wir es nicht, Gelassenheit und Akzeptanz oder die nötige Veränderungsmotivation zu entwickeln, können wir psychisch erkranken. Dann geht häufig gar nichts mehr, wir fühlen uns noch abgehängter – ein Teufelskreis entsteht.

Wenn du merkst, dass deine eigenen Ressourcen nicht mehr ausreichen, um die Fragen und Unsicherheiten der Quarterlife Crisis zu bewältigen, sollte professionelle Hilfe der nächste Schritt sein. Ein Angebot, das glücklicherweise immer mehr junge Menschen annehmen. Falls du dich fragst, wann dieser Punkt für dich gekommen ist oder wie du überhaupt Zugang zu dieser Hilfe bekommst, findest du hier Antworten.

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