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NFTs: Die Kunst der digitalen Kunst

Post Malone, Madonna, Eminem, Justin Bieber oder Jimmy Fallon – sie alle haben eine Sache gemeinsam: Sie gehören zu den prominenten Mitgliedern des Bored Ape Yacht Clubs (BAYC). Mindestens eine viertel Million Dollar hat jeder von ihnen dafür gezahlt (in den meisten Fällen weit mehr). Ob sich diese Investition gelohnt hat, ist jedem selbst überlassen. Wer zynisch sein will, kann es so sagen: Diese Menschen haben Unmengen an Geld dafür ausgegeben, ein halbwegs kreatives Bild eines Affen zu besitzen, das nur in der digitalen Welt existiert. Andere sehen NFT, also Non-Fungible Token, als Investitionsmöglichkeit. Wir haben uns die Möglichkeiten und Grenzen des Konzepts genauer angeschaut.

Redakteurin Charlotta Witte OEVB
von Charlotta Witte15 Juni, 2022

Kunst zum Nicht-Anfassen: Das sind NFTs

Ein Non-Fungible Token (NFT) ist ein „kryptografisch eindeutiges, unteilbares, unersetzbares und überprüfbares Token, das einen bestimmten Gegenstand in einer Blockchain repräsentiert“ – danke Wikipedia, aber was soll das heißen?

Fangen wir vorne an: Geld ist austauschbar. Der Fünfziger im Geldbeutel, fünfzig Euro auf dem Konto oder fünfzig Eineuromünzen im Glas auf der Fensterbank – der Wert ist der gleiche. Bei einem Kunstobjekt ist das anders. Wir können keine große Leinwand von Andy Warhol durch zehn 10 kleineren Warhols austauschen und so tun, als wäre beides gleich viel wert. Der eigentliche Wert des Bildes ergibt sich daraus, wie viel die Menschen bereit sind, dafür zu zahlen.

Während du dir allerdings deinen Warhol zu Hause aufhängen kannst, lassen sich digitale Fotos, Texte oder Musik einfach kopieren und abspeichern. Die Blockchain-Technologie, auf der auch Kryptowährungen basieren, macht es nun erstmals möglich, ganz offiziell festzuhalten, dass du der Besitzer eines bestimmten Objektes, z.B. eines digitalen Kunstwerks, bist. Während bei Kryptowährungen in der Blockchain jede Transaktion von A nach B wie in einem Kassenbuch festgehalten wird, verknüpfen die Blöcke bei NFTs ein digitales Objekt mit seinem Besitzer. Du bekommst also eine transparente und fälschungssichere Bestätigung: Dieses einzigartige Ding gehört nur dir.

Du willst genauer wissen, wie die Blockchain funktioniert? Wir haben mit jemandem gesprochen, der sich damit auskennt. Unseren Artikel zum Thema Kryptowährungen und der Technologie dahinter findest du hier.

Im Fall des Bored Ape Yacht Clubs handelt es sich bei dem einzigartigen Ding um das Porträt eines Comic-Affen. 10.000 verschiedene gibt es, jeder mit eigenen Accessoires, Gesichtsausdrücken und speziellen Features – je ausgefallener und seltener, desto teurer. Wer sich in den Club einkauft, erhält jedoch nicht nur eine digitale Besitzurkunde. Mitglieder bekommen Zutritt zu speziellen Events in z.B. in New York oder Hongkong und interagieren in privaten digitalen Clubräumen.

Mein Bild, meine Rechte?

Eine Person gibt viele Hunderttausende Euro aus, um etwas zu besitzen, das andere sich weiterhin per Rechtsklick abspeichern können. Nun könnte man meinen, dass der neue Besitzer auch die Rechte daran besitzt – sei es nun ein Foto, Kunstwerk und ein sonstiges digitales Objekt.

Quentin Tarantino verkaufte im letzten Jahr zum Beispiel eine digitale Version seines handschriftlichen Drehbuchs zu Pulp Fiction. Für das erste Kapitel "Royale with Cheese" erhielt er 1,1 Millionen Dollar. Darf die bekannte Burger-Szene deshalb vom Käufer vermarktet werden? Nein.

Wer ein NFT erwirbt, besitzt weder die Nutzungsrechte noch das Markenzeichen. Er kauft lediglich den Besitznachweis für eine einzelne, konkrete digitale Manifestation eines Werkes – in diesem Fall eben die digitale Version der handschriftlichen Notizen eines Drehbuchs. Alle kommerziellen Verwertungsrechte verbleiben beim aktuellen Urheber oder Licenser.

Eine seltene Ausnahme: die Affen des Bored Ape Yacht Clubs. Wer Mitglied ist, darf sein Kunstwerk kommerziell verwerten, weil er auch die geistigen Eigentumsrechte erwirbt. Für normale Privatpersonen ist es jedoch kaum möglich, zu kontrollieren, ob sich andere ans Urheberrecht halten.

Gute Investition oder völliger Schwachsinn?

Der Markt der NFTs wirbt mit dem, was große Teile der Kryptowelt versprechen: das schnelle Geld und Prestige. Wer sich ein digitales Kunstwerk zulegt, kann beweisen, dass seine Kopie die einzig authentische ist – auch wenn es möglicherweise Zigtausende andere Kopien gibt. Es verhält sich also letztlich wie auf dem analogen Kunstmarkt: Der ideelle Wert überwiegt den materiellen Wert. Je seltener, desto teurer – je exklusiver der Kreis an Sammlern, desto besser.

Nicht selten rückt die Kunst, um die es ja eigentlich gehen sollte, in den Hintergrund. Stattdessen werden NFTs als Anlagen mit potenziell riesiger Wertsteigerung gehandelt. Über 33 Millionen NFTs für umgerechnet fast 17 Milliarden Euro waren laut dem Branchenportal NonFungible 2021 in Umlauf. Die Hoffnung vieler Käufer: Die Nachfrage steigt und zu einem späteren Zeitpunkt lässt sich das Kunstwerk möglichst gewinnbringend verkaufen. In der Theorie eine scheinbar gute Wertanlage – vor allem in Anbetracht von Inflation und Niedrigzinsen. Doch in der Praxis ist der neue Markt, genauso wie der der Coins, vor allem eines: Spekulation.

Der Unbeständigkeit mit Bedacht begegnen

Im Dezember 2021 übertraf der Mindestpreis für einen Bored Ape zum Beispiel erstmals den der berühmten Crypto Punks – eine weitere, bis dato sehr hoch gehandelte Sammlung an Avataren. Die verlor daraufhin innerhalb weniger Monate knapp die Hälfte an Wert. Anderen zuvor als verhältnismäßig wertstabil eingeschätzten Sammlungen erging es ähnlich.  

Dazu kommt: NFTs werden zumeist in Kryptowährungen gehandelt. Man kann also einen bestimmten Teil seiner Coins in einem solchen Kunstwerk anlegen. Doch auch deren Kurs schwankt massiv – die Währung, die der NFT-Sammler zum Zeitpunkt des Kaufs also angelegt hat, kann kurze Zeit später bereits massiv an Wert verloren haben.

Generell gilt bei NFTs wie auch bei Kryptowährung also: Vorsicht. Wer investiert, sollte nur einen Teil seines Portfolios auf solche risikoreichen Anlagen ausrichten. Wie sich die Stabilität des Marktes in den nächsten Jahren entwickelt, wird zeigen, ob NFTs auch langfristig Gewinne erzielen können. Aktuell sind sie vor allem für erfahrene Investoren, Zocker und Prestige-Jäger reizvoll. Wer bereit ist, das Risiko unbeständiger Kurse einzugehen, sollte mit klarem Kopf an die Sache rangehen:

  1. Verluste einplanen
  2. Nicht alles auf ein Pferd setzen
  3. Intensiv und fortlaufend recherchieren

Mehr Tipps zum Umgang mit unsicheren Investitionen findest du in unserem Artikel zum Thema Kryptowährung.

Die Sache mit der Datensicherheit

Neue Technologien bieten neue Möglichkeiten. Auch für Cyberkriminelle. Erst am 4. Juni 2022 wurde Yuga Labs, das Unternehmen hinter dem Bored Ape Yacht Club, Opfer eines Hackerangriffs. NFTs im Wert von rund 350.000 Euro wurden dabei gestohlen. Ähnlich erging es in den vergangenen Monaten auch der NFT-Plattform Opensea. Während solche Plattformen als beliebte Zielscheibe gelten, richten sich die Angriffe jedoch meist gegen ihre Nutzer. Im Fall von Yuga Labs wurden beispielweise persönliche Accounts gehackt und darüber Phishing-Links verschickt, die Internetnutzern Daten und Geld stehlen sollten. Ein Vorgehen, das für den Einzelnen einen hohen finanziellen Schaäden bedeuten kann – und sich nicht nur auf die Welt der NFTs beschränkt. Die Zahlen zunehmender Cyberkriminalität sprechen für sich:

Mittlerweile gibt es unzählige Möglichkeiten, wie durch Datenklau und Identitätsdiebstahl Schäden entstehen können. Eine CyberVersicherung schützt dich – zum Beispiel, wenn du auf Fake-Onlineshops hereingefallen bist oder unwissentlich einen Virus weitergeleitet hast. Mit dem zusätzlichen Cyber Rechtsschutz der VGH erhältst du außerdem finanzielle Hilfe, wenn du aufgrund von Identitätsmissbrauch oder Missbrauch von Kredit- oder Bankkarten Schadensersatzansprüche stellen willst. Eine Absicherung, von der vermutlich jeder Internetnutzer früher oder später profitieren wird.

VGH CyberschutzFalscher Klick? Kein Problem!

Gefahren erkennen: Der Schneeball rollt

Wer sich tiefer in die Welt der digitalen Kunst begibt, dessen Investitionsfreude wird vermutlich weiter gedämpft. Einige Firmen, wie beispielweise das Unternehmen Nexo, bauen ihr gesamtes Konzept auf dem NFT-Boom auf. Sie stellen sich als eine Art Pfandhaus für digitale Vermögenswerte dar. Dort soll man NFTs als Kreditsicherheit hinterlegen, um mit geliehenem Geld weitere NFTs zu kaufen. Gleichzeitig investieren hochrangige Personen im Unternehmen Millionen in die digitalen Kunstwerke, um den Hype zu stärken.

Doch sie sind nicht die Einzigen, die von arglosen Investoren profitieren. Viele selbst ernannte Internetgurus verkaufen z.B. Online-Seminare und Mitgliedschaften zu exklusiven Chatgruppen, in denen sie scheinbare Investitionstipps teilen.  

Solche zwielichtigen „Influencer“ haben bereits in den letzten Jahren zahlreiche Krypto-Investoren um ihr Geld gebracht. Nun wollen sie auch auf dem NFT-Markt von ihrem selbst aufgebauten Schneeballsystem profitieren. Das Prinzip bleibt das gleiche: Einzelne NFTs machen die reich, die als Erste investieren und andere dazu bringen, ebenfalls auf den Zug aufzuspringen. Leere Hypeblasen entstehen, denn der Wert der Kunstwerke hält sich nur so lange, wie alle darauf fliegen. Die Preise steigen, der Schneeball wächst und wächst. Dann verkaufen die Krypto-Influencer wieder – und die Blase platzt. Sie machen Gewinn, während Nachzüglern nur ein wertloses digitales Bildchen mit Urkunde bleibt.

(K)eine Revolution für die Kunstszene?

Bei all der Kritik, die am noch recht neuen Markt und dem Konzept der NFTs geübt werden kann, wird ein Aspekt häufig vergessen: Der Einfluss der Non-Fungible Token auf die Kunstbranche. Natürlich, in den elitären Auktionshäusern der Welt kommen auch im digitalen Raum nur bereits bekannte Größen auf den Tisch. Hype und Prestige treiben die Preise einzelner Kunstwerke als Statussymbole nach oben – ganz wie im „echten“ Leben.

Doch bevor es NFTs gab, konnten Menschen, die digitale Kunst schafften, damit höchstens ein paar Likes verdienen. Ihre kreativen Leistungen spiegelten sich nicht im finanziellen Gegenwert wider. Dank der NFTs bieten sich ihnen nun neue Möglichkeiten, ihre Arbeiten zu vermarkten.

Was früher einfach ins Internet gestellt oder als eine von zahlreichen günstigen Kopien verkauft wurde, kann heute zum Einzelstück werden. Sie können sich den Hype des Ganzen zu Nutzen machen und durch die künstliche Verknappung nicht nur Fans, sondern auch Sammler und Spekulanten auf den Plan rufen. Gleichzeitig bietet die Technologie Kunstschaffenden die Möglichkeit, nicht nur am ersten Verkauf eines digitalen Werks zu verdienen, sondern auch bei allen Weiterverkäufen beteiligt zu werden. Das war so bisher nicht möglich.

Während Käufer also lieber genauer hinschauen sollten, profitiert die Kunstszene von den neuen Türen, die die NFTs öffnen. Selbst wenn die Blase in wenigen Jahren platzen sollte, hat der millionenschwere Markt außerdem eine grundlegende Frage der Kunstwelt wieder aufleben lassen: Wie viel darf und sollte Kunst wert sein?

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