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Mutter-Kind-Kur: Lebst du noch oder funktionierst du nur?

Geld verdienen, Einkaufslisten schreiben, Haare flechten – Mütter sind echte Allrounder. Sie sorgen dafür, dass der Alltag mit Kind funktioniert, alle pünktlich zu ihren Terminen kommen und abends das Essen auf dem Tisch steht. Die freie Zeit zwischen Haushalt und Nachwuchsbetreuung nutzen sie, um zu arbeiten. Denn mehr als die Hälfte aller Mütter mit Kindern unter drei Jahren ist erwerbstätig. Tendenz steigend. Diese Mehrfachbelastung führt dazu, dass viele Mütter an ihre körperlichen und psychischen Grenzen kommen. Eine Mütter-Kur oder eine Mutter-Kind-Kur kann helfen, die Akkus wieder aufzuladen. Wir erklären dir, woran du erkennst, dass du eine Auszeit brauchst, wie du die passende Kur-Klinik findest und was du von einer Kur erwarten kannst.

Lisa Vogt Redakteurin JetztLosleben VGH
von Lisa Berendes11 Juni, 2021
Mutter und Kind in der Mutter Kind Klink an der Ostsee
Das Wichtigste in 60 Sekunden

Wo ist der "Stopp"-Button, mit dem man den ganz normalen Wahnsinn aus Familie, Job und Haushalt anhalten kann? Das fragen sich gerade viele junge Eltern, insbesondere Mütter. Denn die übernehmen häufig den Großteil der unbezahlten Arbeit im Alltag. Die Folgen können gravierend sein: Von Schlafstörungen über Rücken- und Kopfschmerzen bis hin zu Angstzuständen zeigt sich eine Überbelastung auf verschiedene Art und Weise. Wer solche Symptome bei sich feststellt, sollte sich zügig Unterstützung suchen. Eine Kur, alleine oder mit dem Kind, kann genau das Richtige sein, um den Akku wieder aufzuladen. Die Bewilligung zur Kur erteilt die Krankenkasse, nachdem ein Arzt die medizinische Notwendigkeit bestätigt hat. Bei der Suche nach der passenden Klinik können Beratungsstellen des Müttergenesungswerks helfen. In der Kur selbst geht es darum, die Gesundheit mit medizinischen, körperlichen und seelischen Therapiemaßnahmen ganzheitlich zu verbessern, sodass Frauen gestärkt in den Alltag zurückkehren können.

Unsichtbare Schwerstarbeit

So modern unser Frauenbild inzwischen ist, unser Mutterbild ist immer noch wahnsinnig traditionell. Studien zeigen, dass Frauen deutlich mehr unbezahlte Arbeit in Haushalt und Familie leisten als Männer – auch, wenn beide Partner in der Beziehung berufstätig sind. „Frauen haben häufig die To-Dos aller Familienmitglieder im Blick und tragen damit die gesamte mentale Last“, sagt Anne Schilling, Geschäftsführerin des Müttergenesungswerks.

Das beginnt häufig schon nach dem Aufwachen unter der Bettdecke: Hat das Kind den Turnbeutel für die Schule gepackt? Wo kaufe ich das Geschenk für den 70. Geburtstag von Oma? Wer holt den Kleinen vom Sport ab? Und haben wir überhaupt noch genug Nudeln für das Abendessen? An alles denken und für alles verantwortlich sein – diese häufig unsichtbare Arbeit trägt maßgeblich dazu bei, dass Frauen einen hohen Grad an Erschöpfung spüren.

Typische Anzeichen für eine Überlastung:   

  • Schlafstörungen
  • Wiederkehrende Infekte
  • Kopfschmerzen kommen in kürzeren Abständen
  • Rückenschmerzen und Verspannungen nehmen zu
  • Magen-Darm-Störungen
  • Unruhe und Angstzustände

Machen sich diese gesundheitlichen Probleme bei dir bemerkbar, solltest du möglichst bald den Stopp-Button drücken. „Mütter wollen gute Mütter sein, sie wollen perfekt für die Familie sorgen und stellen dadurch ihre eigenen Bedürfnisse zurück“, sagt Schilling. Als Mutter solltest du dir jedoch bewusst machen, dass du nicht immer nur geben kannst. Gerade, wenn du selbst berufstätig bist, ist es wichtig, Aufgaben, die Haushalt und Familie betreffen, auf mehreren Schultern zu verteilen. Der Mental Load-Selbsttest ist eine gute Möglichkeit sichtbar zu machen, wer im Alltag welche Aufgaben übernimmt und diese anschließend fair zu verteilen. Das gilt natürlich nicht für Eltern, die getrennt leben oder gar alleinerziehend sind. Hier lastet die Verantwortung häufig komplett auf Mutter oder Vater, der Mental Load ist unlängst größer. 

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Brauche ich eine Kur?

„Jede Frau, die das Gefühl hat, dass sie nicht mehr kann, sollte sich Unterstützung suchen und über eine Kur nachdenken“, rät Anne Schilling. Die genannten Symptome sollten in jedem Fall ernst genommen und behandelt werden, damit sie nicht chronisch werden. „An einem anderen Ort mit Hilfe von Experten auf die eigene Situation zu schauen, kann sehr hilfreich sein“, so die Expertin.

Vater-Kind-Kur

Weil rund 85% der Paare mit der Geburt des ersten Kindes ein traditionelles Familienmodell wählen, sind es immer noch überwiegend Mütter, die der Mehrfachbelastung aus Kindererziehung, Haushalt und beruflichem Stress ausgesetzt sind. Das zeigt sich auch in den Kur-Anträgen: Pro Jahr nehmen rund 50.000 Mütter und nur 2.000 Väter eine Kur in Anspruch. Doch die Zielgruppe der Väter wächst: „Die Anforderungen an Väter sind gestiegen. Sie wollen sowohl ihren Kindern und der Partnerschaft gerecht werden als auch im Beruf alle Erwartungen erfüllen“, sagt Anne Schilling. Ein Spagat, der Kraftreserven kostet und auch bei Männern zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Inzwischen gibt es 20 Klinken in Deutschland, die zu bestimmten Terminen Vater-Kind-Kuren anbieten. Neben der Stärkung der Vater-Kind-Beziehung durch gemeinsame Aktivitäten, ist der Austausch mit anderen Vätern ein wichtiges Element dieser Kuren. „Gerade Männer sind es oft nicht gewohnt, untereinander über ihre Erschöpfung oder ihre Ängste zu sprechen. Zu wissen, dass es anderen genauso geht, ist oft eine große Entlastung“, so Schilling.

In solchen Momenten spielt häufig auch die Sorge um die Familie eine zentrale Rolle. Wer bereits erfahren hat, welche Auswirkungen der Alltag mit Kindern, Job und Haushalt, auf die Gesundheit haben kann, denkt automatisch über eine finanzielle Absicherung im Falle einer Berufsunfähigkeit nach. Gerade junge Familien stehen vor einer großen Herausforderung, wenn der Hauptversorger aufgrund einer Krankheit plötzlich nicht mehr arbeiten kann. Deswegen heißt es auch hier: Verantwortung übernehmen und vorsorgen!

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Grundsätzlich haben alle Mütter und Väter, die Kinder unter 18 Jahren haben, Anspruch auf eine Kur. Eltern, die Kinder unter 12 Jahren haben, können gemeinsam mit diesen eine Kur machen. Einzige Voraussetzung: Die medizinische Notwendigkeit für eine Kur muss im Vorfeld ärztlich bescheinigt werden. Am einfachsten funktioniert das, indem du einen Termin bei deinem Hausarzt machst und ihm deinen Zustand schilderst. „Zu sagen, dass man erschöpft ist, reicht in der Regel aber nicht aus, um eine Bewilligung zu bekommen“, weiß Schilling. Versuche deine Symptome sowie deine aktuelle Situation deshalb möglichst genau zu beschreiben:

  • Wie fühlst du dich?
  • Welche körperlichen Erkrankungen hast du? 
  • Wie sieht dein Alltag aus?
  • Welche Aufgaben übernimmst du täglich?

Ein Kur-Selbsttest kann dir helfen, deinen Zustand besser in Worte zu fassen. In der Regel wird dein Arzt jedoch ziemlich schnell erkennen, ob du die Voraussetzungen für eine Kur erfüllst und dir ein entsprechendes Attest ausstellen. Dieses wird im Anschluss mit einem kurzen Anschreiben bei deiner Krankenkasse eingereicht. Möchtest du dein Kind mit in die Kur nehmen, brauchst du auch ein entsprechendes Attest vom Kinderarzt.

Die passende Klinik finden

Expertin für Mutter Kind Kuren Anne Schilling vom Müttergenesungswerk
Anne Schilling, Geschäftsführerin Müttergenesungswerk

Hast du bereits eine genaue Vorstellung, welche Klinik für dich am besten geeignet ist, kannst du das in deinem Antrag vermerken. „Letztlich entscheidet zwar die Krankenkasse über den Ort der Klinik, als Versicherter hat man jedoch ein gesetzliches Wunsch- und Wahlrecht, das angemessen berücksichtigt werden muss“, erklärt Schilling. Und davon solltest du unbedingt Gebrauch machen, denn die Auswahl der richtigen Klinik trägt maßgeblich zum Kurerfolg bei. Das wichtigste Kriterium bei der Klinik-Suche ist die Möglichkeit der Behandlung deiner Erkrankungen. Bist du zum Beispiel Allergiker und weißt, dass dir eine Luftveränderung guttut, ist dies ein triftiger Grund, um in eine Kur-Klinik am Meer zu kommen.

Verschaffe dir am besten im Vorfeld einen Überblick über die Schwerpunkte der verschiedenen Kliniken. Es gibt beispielsweise Kur-Klinken, die sich auf Mütter und Väter mit schwerbehinderten Kindern spezialisiert haben. Andere setzen sich gezielt mit den Themen Trauer und Verlust auseinandersetzen oder behandeln Frauen mit bestimmten Erkrankungen. Ausschlaggebend für deine Entscheidung ist natürlich auch die Frage, ob du dein Kind mitnehmen möchtest oder nicht.

Mutter-Kind-Kur oder Mütter-Kur?

„Für beides gibt es Für und Wider“, weiß Anne Schilling. Entscheidend ist: Was wünschst du dir? Überlege dir genau, was du von der Kur erwartest und ob du die Zeit für dich alleine nutzen möchtest. „Man darf ruhig etwas egoistisch sein und sollte diese Entscheidung nicht von der Meinung der Familie abhängig machen“, sagt Schilling. Entscheidest du dich für eine Mutter-Kind-Kur, kannst du damit rechnen, dass es während deines Aufenthalts vor allem auch darum geht, die Beziehung zu deinem Kind zu stärken. Es wird gemeinsame Einheiten (z.B. Baby-Massagen oder spielerische Sportangebote) geben, natürlich hat jede Klinik aber auch ein Betreuungsangebot, sodass du Zeit für dich hast. In manchen Klinken gibt es inzwischen sogar WLAN, damit die Kinder am Unterricht teilnehmen können. Weil Mutter-Kind-Kuren immer noch populärer sind, gibt es deutschlandweit 67 solcher Klinken und nur 6 Kliniken, in die Mütter alleine fahren können.

Drei Wochen nach Beantragung deiner Kur wirst du eine Nachricht von deiner Krankenkasse bekommen: Entweder eine Bewilligung, eine Nachfrage oder eine Ablehnung. „Aktuell sind die Erfolgsquoten für Anträge aber gut“, weiß Anne Schilling. Spätestens jetzt ist auch der Zeitpunkt gekommen, deinen Arbeitgeber zu informieren. Die Betonung liegt in diesem Fall auf „informieren“! Dein Chef hat nämlich keinerlei Zustimmungsrecht. „Eine Kur ist kein Urlaub, sondern vergleichbar mit einer Krankschreibung“, erklärt Schilling. Statt ausschlafen und Erholung gibt es einen individuellen Therapieplan mit medizinischen, körperlichen sowie seelischen Behandlungseinheiten, die durchaus anstrengend sein können.

Was passiert in der Kur?

Steht deiner Kur nichts mehr im Wege, geht es an die Vorbereitung. Normalerweise ist eine Kur-Bewilligung vier Monate gültig, aufgrund der Corona-Pandemie wurde der Zeitraum aktuell auf ein Jahr verlängert. Anne Schilling rät jedoch dazu, die Kur immer möglichst zeitnah nach Bewilligung in Anspruch zu nehmen, damit sich die Erschöpfung nicht noch verstärkt.

Von der Klinik bekommst du eine Packliste, die dir genau sagt, was du für deinen dreiwöchigen Aufenthalt brauchst. Schließlich erwartet dich ein umfangreiches Programm: Von Nordic Walking über Aquafitness bis hin zu Inhalationen, medizinischen Bädern und Kreativtherapien geht es in der Kur immer darum, die Gesundheit ganzheitlich zu verbessern. Hast du Rückenschmerzen, werden diese nicht nur behandelt, sondern es wird konkret geschaut, wann die Beschwerden auftreten und inwiefern deine Lebenssituation hier einen Einfluss hat. „Wir ermutigen die Frauen außerdem dazu, ihre Bedürfnisse auf die gleiche Stufe wie die ihrer Familienmitglieder zu stellen und auch mal nein zu sagen“, erklärt Schilling.

Zurück in den Alltag

Drei Wochen können ganz schön schnell vorbei gehen. Da du „nur“ alle vier Jahre Anspruch auf eine Kur-Maßnahme hast, ist es wichtig, die Erfahrungen aus der Kur in den Alltag zu integrieren. Nimm dir immer wieder bewusst Zeit für dich selbst. Mit dem VGH Yoga Skill kannst du zum Beispiel unter Anleitung Yoga-Übungen machen und damit gezielt Phasen der Entspannung in deinen Alltag integrieren.

An die Kur-Erfahrung fernab der eigenen vier Wände erinnern sich viele Frauen und Männer noch Jahre später. Ein wesentlicher Grund dafür, dass es diese Maßnahmen nicht ambulant gibt. „Viele fühlen sich zum ersten Mal gehört und ernstgenommen in ihren Beschwerden“, erzählt Schilling. Manche Kliniken machen Fotos der Frauen bzw. Männer, wenn sie ankommen und wenn sie wieder abreisen: „Es ist unglaublich, was man auf diesen Fotos sieht.“

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