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Musik machen in Niedersachsen: Die Band, der Beat und du

Der Bass geht in den Bauch, der Beat in die Beine, die Melodie nicht mehr aus dem Ohr: Ein gutes Konzert oder eine durchtanzte Clubnacht sind Wahnsinnserlebnisse. Eins werden mit der Musik, das geht nicht nur auf dem Dancefloor oder vor der Bühne, sondern vor allem beim Musik machen. Wir verraten, welche Anlaufstellen es in Niedersachsen für junge Musikerinnen und Musiker gibt, welche Tricks und Tipps du beachten solltest, wenn du Musik am Computer produzieren willst und welche Schritte du gehen solltest, um auf die Bühne zu kommen

Redakteurin Charlotta Witte OEVB
von Charlotta Witte3 April, 2023

Gitarre, Klavier, Schlagzeug lernen – und in letzter Zeit auch Ukulele: Das sind die beliebtesten Instrumente bei jungen Musikenthusiasten. Studien haben gezeigt: Je früher man zu lernen beginnt, je eher man das erste Instrument in der Hand hält, desto besser. 

Aber kann man Talent überhaupt lernen?

Das ist die Frage, die sich wohl alle irgendwann stellen, die sich mit Kunst beschäftigen. Fest steht: Auch in der Musik scheint Erfolg nicht ohne die legendäre 10.000-Stunden-Regel möglich zu sein. Die hat der US-Psychologe Anders Ericsson aufgestellt. Kurz gesagt geht es dabei um die These „Übung macht den Meister“. Ericsson hat die Lebensläufe von Studentinnen und Studenten einer Musikakademie verglichen und festgestellt, dass die Besten des Jahrgangs schon seit frühester Kindheit regelmäßig mehr Stunden mit dem Üben verbracht hatten als ihre mittelmäßigen Kommilitonen. Das dürfte einer der Gründe dafür sein, dass viele Musikerinnen und Musiker, die heute fast jeder kennt, schon früh mit ihren Instrumenten herumexperimentiert haben. Kultgitarrist Slash von der Rockband Guns N' Roses zum Beispiel hängte sich schon als Fünfjähriger die erste Gitarre um und bringt sich bis heute neue Songs, Riffs und Soli per Gehör bei. Von Billie Eilish wissen wir, dass sie mit acht Jahren begann, im Los-Angeles-Kinderchor zu singen und sich wenig später an diversen Instrumenten ausprobierte. Ihre ersten Songs nahm sie mit ihrem Bruder Finneas O’Connell in ihrem Kinderzimmer-Studio auf. Der Niedersächsische Local Hero Jeremias Heimbach, dessen Band seinen Vornamen trägt, begann ebenfalls mit acht Jahren im Knabenchor Hannover zu singen. Zwei Jahre zuvor hatte er allerdings schon angefangen, auf dem Schlagzeug herumzudreschen. Wenn auch du als Kind schon Erfahrungen an einem Instrument gesammelt hast und nach einer Pause wieder dort anknüpfen willst – umso besser! Aber auch, wenn du ganz neu mit einem Instrument starten möchtest, hast du in Niedersachsen tolle Möglichkeiten.

Der klassische Weg: Instrument lernen in der Musikschule

Der klassische Weg zum Gitarre lernen (und natürlich auch für jedes andere Instrument) führt nach wie vor über Unterricht bei Profis – und da sind die Musikschulen der erste Anlaufpunkt. Insgesamt 74 sind im Landesverband Niedersächsischer Musikschulen versammelt. Deren Vorsitzender Holger Denkmann weiß, worauf es ankommt: „In erster Linie ist die Qualität der Lehrkräfte wichtig“, sagt er. „Man sollte auf ihre Referenzen schauen, zum Beispiel, ob sie Musik studiert haben. Früher, als es losging mit Rock, Pop und Jazz, war das noch anders. Jemand in einer Band galt immer als ein guter Lehrer. Heute kann man auch das studieren, und nicht jeder, der ein Instrument beherrscht, ist in der Lage, es anderen beizubringen.“ 

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Im Zweifel also – ausprobieren. Letztlich muss die Chemie stimmen. Und die Fähigkeit, etwas zu vermitteln. Da die im Verband organisierten Musikschulen öffentlich gefördert sind, stehen sie nicht in Konkurrenz zueinander. Das ist hilfreich, wenn man etwa ein eher exotisches Instrument lernen möchte, sagt Holger Denkmann. „Wenn man zu einer bestimmten Musikschule geht und Fagott lernen möchte, es sich für diese aber nicht lohnt, das anzubieten, weil es selten nachgefragt wird, dann kann man zu uns beim Verband kommen und wir helfen weiter.“

Und wie ist es, wenn man schon Klavier oder Schlagzeug spielen kann, vielleicht bereits eine Band hat und sich nun wünscht, den nächsten Schritt zu gehen, die Musik zum Beruf zu machen? Dafür bietet der Landesverband die so genannte studienvorbereitende Ausbildung (SVA) an. „Die vermittelt unter anderem auch Musiktheorie und bereitet gezielt auf die Aufnahmeprüfungen der Hochschulen vor. Außerdem gibt es Formate wie das Bandcoaching. Das heißt, jemand von einer Musikschule steht einer Band als Coach zur Seite und hilft ihr gezielt weiter.“

Musik am Computer komponieren: Tipps vom Profi

David Yousefi wurde 1995 in Hamburg geboren und hat das, wovon viele träumen, geschafft. Er lebt heute in Los Angeles, einen Steinwurf von Hollywood entfernt und mitten im Musik-Mekka. Wenn er gerade Lust hat, kann er über den legendären Sunset Strip spazieren und sich ansehen, wo Kultbands wie Mötlley Crüe oder Aerosmith ihre ersten Auftritte absolviert haben, bevor ihnen der Durchbruch gelang und der Sprung auf die Stadionbühnen der Welt. David Yousefi ist allerdings kein Rockstar, sondern komponiert Filmmusik, schreibt die Scores für Trailer und Werbeclips und vieles mehr. Wie schafft man das? 

3 Tipps für die Produktion und Verbreitung eigener Tracks

Online-Ressourcen nutzen

„Ich würde jedem empfehlen, alle Ressourcen zu nutzen, die online verfügbar sind“, sagt David Yousefi. „Es gibt viele kostenlose Sample-Libraries, Mixing-Plugins und digitale Audioworkstations (DAWs), die speziell für Anfänger entwickelt wurden und mit denen man die ersten Tracks schreiben kann. 

Ziele setzen, Feedback einholen

Setze dir klare Ziele, was du mit der Musik erreichen möchtest, und setze dir Meilensteine, um diese Ziele zu erreichen. Studiere die Künstler, die dir am besten gefallen, und versuche, ihre Songs nachzubauen.“ Außerdem empfiehlt er, sich Feedback zu holen: Was halten Freunde und Bekannte oder auch ganz Außenstehende von der eigenen Musik? Und mit wem könnte man zusammenarbeiten, um gemeinsam noch mehr zu erreichen? 

Kontakte suchen und pflegen

David Yousefi: „Ich habe meine Musik auf verschiedenen Plattformen hochgeladen und Nachrichten an Verlage geschickt, und nach einiger Zeit wurde Ghostwriter Music, ein sehr renommierter Verlag unter anderem für Film- und Trailer-Musik, auf mich aufmerksam. Ich habe mich auch bemüht, meine Musik an die Bedürfnisse des Verlags anzupassen und meine Stärken zu betonen. Wichtig ist auch, zuverlässig zu sein und einen schnellen und effizienten Workflow zu haben.“

Support für junge Talente

Wie geht es weiter, wenn man eine Band hat, die ersten Tracks im Kasten sind, die ersten Shows gespielt? Musik machen kostet Zeit und mitunter auch Geld. Wie soll man neue Instrumente oder gar ein Tonstudio bezahlen, woher nimmt man die Zeit, um zu proben neben Studium, Job, Familie? Das Land Niedersachsen hat dafür eine Reihe an Stipendien und Fördermitteln für junge Musikerinnen, Musiker und Bands. Alle Infos dazu und wie man sich bewerben kann, findet Ihr HIER

Profi-Produktion: Vom Proberaum ins Tonstudio

Und wie sieht es aus, wenn dieser Workflow schon vorhanden ist? Wenn man seine Instrumente beherrscht, die Beats aus dem Handgelenk feuert, das noch kleine, aber wachsende Publikum bei Club-Gigs die ersten Songs mitsingen kann? Zwar ist heute mit digitaler Technik und gutem Equipment schon so einiges möglich – aber für den nächsten großen Schritt braucht man ein professionelles Tonstudio und Menschen mit Knowhow, die einen an die Hand nehmen.

So einer ist Benjamin Schäfer von Horus Sound in Hannover. Seit 1979 produziert das Studio Musik für Bands, in erster Linie aus dem Rock-Genre, darunter namhafte Combos wie Subway To Sally oder Odeville aus Hamburg. 

3 Tipps für Studioaufnahmen und danach

Das Studio muss zum eigenen Sound passen

Recording Studios gibt es natürlich auch für jede andere Musikrichtung. „Es muss musikalisch passen“, erzählt Schäfer, „man sollte also schauen, welches Studio mit dem eigenen Sound harmoniert. Wir produzieren nur Bands, mit deren Arbeit wir etwas anfangen können, und dann begleiten wir sie auch bei den nächsten Schritten, coachen sie zum Beispiel an ihren Instrumenten und bezüglich ihrer Außendarstellung.“

Raum zum Ausprobieren lassen

Dabei kann sich die Musik durchaus noch in einem rohen Stadium befinden, nicht alles muss auf Anhieb funktionieren. „Wir können auch Tipps geben, wenn etwas noch unfertig ist, so kommt man Stück für Stück voran.“ Wichtig sei es, so Benjamin Schäfer, möglichst viel zu spielen, sich mit anderen Bands, Musikerinnen und Musikern auszutauschen und möglichst auch außerhalb der eigenen Stadt aufzutreten. So könne man gut testen, wie neue Songs ankommen und wo es vielleicht hakt. 

Auf Social Media aktiv werden

Und dann? Plattenfirma suchen oder via Internet und Social Media alles selbst machen? Benjamin Schäfer plädiert für den zweiten Weg: „Mit Social Media kommt man schon recht weit, wenn man es richtig macht. Plattenfirmen lohnen sich oft kaum. Die Vorschüsse sind gering, viele Künstler sind auch unzufrieden, wenn sich zu wenig um Promo und Vertrieb gekümmert wird. Wenn man das selbst in die Hand nimmt, kommt es vor allem drauf an, die Leute emotional zu erreichen, eine Bindung aufzubauen. Und man muss hartnäckig sein und nicht direkt zu viel erwarten. Hinter musikalischem Erfolg steckt eine Menge harte Arbeit und Durchhaltevermögen.“ 

Sophie Chassée: Nicht verunsichern lassen

Bild: Anna Karina Barthel

Noch eine, die es geschafft hat, ist die 26-jährige Sophie Chassée. Gitarre spielen hat sie sich selbst beigebracht. Als sie elf Jahre alt war und die ersten Akkorde beherrschte, zeigte ihr ein älterer Bluesgitarrist ein Video von Andy McKee und sagte: Das brauchst du erst gar nicht versuchen, das wirst du nie können. Und Sophie Chassée dachte sich: „Challenge accepted! Modern Fingerstyle war damals neu in der Gitarrenszene, niemand hat das unterrichtet. Also habe ich ewig rumprobiert, bis es schließlich langsam voranging. Ich bin eher nicht von konventionellen Regeln geprägt, hab das mehr nach Lust und Laune gemacht.“

Inzwischen ist sie mal solo unterwegs, mal als Bassistin von AnnenMayKantereit auf großen Bühnen. Zuvor hat sie allerdings in Osnabrück studiert, dabei neue Kontakte geknüpft. „Das Studium hat mir auch dabei geholfen, herauszufinden, was ich wirklich will. Also zum Beispiel: nicht die klassische Jazzgitarristin sein. Im Hauptfach habe ich das Bassspielen gelernt und konnte mich da weiterentwickeln.“ Während des Learning by doing, sagt sie, habe es aber sehr geholfen, dass sie bereits Klavier spielen konnte. „Es kommt drauf an, welchen Background man hat, ob man bereits mit Instrumenten in Berührung gekommen ist. Darauf lässt sich aufbauen. Aber oft ist auch der Input von außen wichtig, das merke ich bei meinen Schüler*innen, wenn ich ihnen Gitarrenunterricht gebe.“ 

Bild: Lukas Klein

Was das Vorankommen als Musikerin angeht, hat sie eine ähnliche Sicht wie Benjamin Schäfer von Horus Sound. „Ohne Social Media geht es nicht mehr“, meint sie, „das ist wie eine Visitenkarte, man muss Zeit investieren. Ganz wichtig: Perfektionismus hilft nicht weiter. Es ist nicht schlimm, wenn nicht jeder Ton, jedes Bild perfekt ist. Einfach raushauen. Je mehr Follower man erreicht, desto besser sind die Chancen, für Auftritte gebucht zu werden. 

Ein großer Fehler, den viele in jungen Jahren machen, auch sie selbst, sei es, zu sehr auf das zu hören, was andere sagen: „Man darf sich nicht verunsichern lassen. Die eigene Intuition ist meist der beste Wegweiser, das habe ich inzwischen zum Glück gelernt. Das Wichtigste sind Inspiration und Motivation“ 

 

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