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Dennis Vogt im Interview: Mann, 28, findet: Mühle und Selbstverwirklichung

Dennis Vogt ist eine dieser Personen, die man entweder ganz einfach oder nur unglaublich schwer beschenken kann. Seine Liste an Interessen ist länger als mein Supermarkt-Bon, nachdem ich hungrig einkaufen war. Aber er ist auch jemand, der die Dinge umsetzt, von denen er träumt – und nicht darauf wartet, dass sie sich von selbst erfüllen. Er quatscht dich nicht auf WG-Partys mit zehn verschiedenen Start-up-Ideen voll, die er „auf jeden Fall im nächsten Jahr angeht“. Er reist in die Antarktis, dreht dort eine Doku, restauriert in seinem Wintergarten eine Vespa aus den 1940er-Jahren oder baut den Hühnern auf dem Gelände seiner Mühle eine kleine Villa. Ob man ihn gut beschenken kann, haben wir ihn nicht gefragt, dafür aber, wie er zu dem wurde, der er heute ist und was das eigentlich bedeutet.

Redakteurin Annika Adler
von Annika Adler23 Februar, 2022
Das Wichtigste in 60 Sekunden

Dennis Vogt ist "der Mann mit der Mühle". Der Filmemacher und Digital Creator aus Beverstedt verbringt große Teile seines Joballtags in der digitalen Welt – und lebt damit einen außergewöhnlichen Gegensatz. Abseits des Bildschirms ist er Vintage-Fanatiker, Vespa-Verliebter und Mieter einer Mühle auf dem Land. Wir haben mit ihm über seinen Lebensentwurf und das Thema Selbstverwirklichung gesprochen und gefragt, welche Rolle Scheitern und Planung in seinem Leben spielen.

Der Mann hinter der Mühle

©Laura Hoffmann

Wer sich auf Dennis‘ Instagramkanal umschaut, sieht ein grünes Gelände mit einer alten Mühle und einem Landhaus, einen frisch restaurierten Vintage-Bulli, seine Katzen Karla und Murmel und einen Stall, von dem selbst das Federvieh der Wilden Hühner nur träumen könnte.

Und man sieht Dennis, wie er bastelt und werkelt – an der Mühle, im Gewächshaus, an seiner alten Vespa – wie er Hühner schmust und in der Sonne das Landleben genießt. Dass er eigentlich Filmemacher ist und für seine Produktionen regelmäßig herumreist, lässt sich höchstens auf seinem Zweitkanal erahnen.

Doch was im Internet zu sehen ist, macht nur knapp 20 % seines Alltags aus. „Ich verbringe tatsächlich die meiste Zeit zu Hause am PC“, erklärt er. Er sei sehr digital aufgewachsen, seinen ersten Computer hatte er mit 10 Jahren, einen Commodore 64, kurz C64, mit ganzen 64 KB Arbeitsspeicher. „In den musste man sogar noch Disketten stecken“, lacht Dennis.

Während seiner intensiven Gamingphase in der Jugendzeit seien Webdesigner oder Videospielentwickler seine ersten beruflichen Träume gewesen. „Als ich dann mit 16 Jahren das Skaten angefangen habe, bin ich das erste Mal mit dem Filmen in Berührung gekommen – und bis heute dabeigeblieben“, erklärt er. Das Herumwerkeln sei als Ausgleich für all seine digitale Arbeit entstanden – wie eine Art Meditation. „Einfach mal den Kopf ausschalten und was mit den Händen machen“, ergänzt er. „Das ist das Basteln für mich.“

Trotzdem bietet die Arbeit mit den Händen, genauso wie die meisten Hobbys mit Körpereinsatz, ein gewisses Risiko. Unserem Video-Portal How2 steht frei unter dem Motto "Alles, was du in der Schule nicht gelernt hast". Dort erklären wir dir, was du deshalb tun solltest.

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Zwischen Be- und Entschleunigung

Den Kopf auch mal ausschalten zu können, darauf legt Dennis Vogt viel Wert. So kam er zu dem ungewöhnlichen Lebensentwurf, den wir heute auf Instagram verfolgen können.

Denn nicht jeder 28-Jährige mietet sich ein Landhaus samt Mühle auf dem niedersächsischen Land und kann die Nachbarn im Umkreis an einer Hand abzählen.

Dennis hat dafür eine einfache Erklärung: „In der digitalen Welt ist alles so unglaublich schnell und hektisch. Allein durch die verschiedenen sozialen Netzwerke konsumieren wir innerhalb von Sekunden so viele verschiedene Informationen wie noch nie zuvor. Irgendwann ist der Kopf einfach voll“, sagt er. Für ihn habe die mentale Gesundheit einen hohen Stellenwert. „So war für mich klar, dass ich abseits vom oft stressigen Stadtleben auf dem Land die Ruhe finden würde.“ Doch die Hummeln im Hintern werden abseits der Großstadt nicht weniger.

Zwar bietet ihm das Landleben viele Freiheiten, um an dem zu arbeiten und das auszuprobieren, worauf er Lust hat, aber: „Mal eben auf einen guten Kaffee mit den Freunden ist schwierig, wenn man erst 20 Minuten mit dem Auto fahren muss.“  

Eine gesunde Balance zwischen digitaler Welt und analogem Leben, zwischen unterwegs sein und zu Hause, vielleicht sogar irgendwann ortsunabhängig zu leben und zu arbeiten – das ist sein Ziel. Auf Dauer möchte er sein Homeoffice deshalb am liebsten auf Räder verlegen. „Ich will mit dem Van an den Strand fahren und einfach von dort aus arbeiten“, schwärmt Dennis. „Dieses Jahr wird der erste Versuch gestartet – ich bin sehr gespannt, ob es klappt.“ Wir drücken die Daumen.

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Die Sache mit der Selbstverwirklichung

Früher oder später stehen wir im Leben vor der Entscheidung, uns einen Job zu suchen, der uns vollends erfüllt oder Arbeit als Mittel zum Geldverdienen zu sehen und die Erfüllung im Privaten suchen. Für manche ist diese Entscheidung schwierig, für manche eine rein rhetorische Frage – Dennis hat sie einfach mit „beides“ beantwortet. „Ich hatte keinen genauen Lebensentwurf, sondern habe mich immer wieder an bestimmten Punkten neu orientiert. Immer geschaut ‚was interessiert mich jetzt?‘ oder ‚woran kann ich anknüpfen?‘“, erzählt er.

©Laura Hoffmann
©Laura Hoffmann
©Laura Hoffmann
©Laura Hoffmann

Ihm sei es schwergefallen, sich auf ein Ideal zu fokussieren. Zu viele spannende Dinge gäbe es auszuprobieren und sowieso würde ja immer alles anders kommen als erwartet. Dennis hatte Glück: Aus seinen Interessen sind private wie berufliche Möglichkeiten geworden. Doch er ist sich sicher: „Das Geld kommt irgendwann von ganz allein, wenn du etwas aus Leidenschaft machst und gut darin bist. Vor allem aber, wenn du dranbleibst.“

Trotzdem sei es vollkommen in Ordnung, etwas anzufangen und zu merken, dass es nicht das Richtige ist. Vor allem, wenn man dadurch dem näher kommt, was am besten zu einem passt. Dazu gehört es auch, den Karren mal gegen die Wand zu fahren. „Scheitern ist eine gute Chance, einfach noch mal mehr Anlauf zu nehmen“, sagt er. Aus jedem Projekt, das nicht so gelaufen ist wie erhofft, habe er wertvolle Erfahrungen gesammelt – und sie für einen Neustart genutzt. „Trotzdem bin ich nicht der All-In-Risiko-Typ“, wirft Dennis ein. Anstatt blind loszupreschen, beobachtet er, liest sich ein und schmiedet Pläne, um die Risiken seiner Unterfangen bestmöglich zu minimieren.

Trotzdem: Wagen muss man, Unsicherheiten aushalten auch. Dass das nicht automatisch etwas Schlechtes sein muss, beweist Dennis Vogt in seinem Antarktis-Projekt. Gemeinsam mit zwei Freunden wollte er die Grenzen seiner Möglichkeiten austesten, seine Komfortzone verlassen – um 14.000 Kilometer. Die so entstandene Dokumentation, inklusive aller Fehlschläge und Gänsehautmomente, zeigten sie in 140 Kinos und erzählten Interessierten in 80 Städten davon.

„Wir wollten mit dem Film jeden ermutigen, sein eigenes Ding zu machen. Das zu tun, wofür man brennt“, sagt er. „Egal, wie lang, kalt und schwierig der Weg ist.“ Dass er dieses Mantra verinnerlicht hat, beweist er sich mit jedem neuen Projekt, das er angeht. Und es zahlt sich aus: Er muss Arbeit und Erfüllung nicht gegeneinander aufwiegen. „Die größte Selbstverwirklichung für mich ist es, in einem Job zu arbeiten, der mir Freude macht. Dann fühlt es auch nicht nach Arbeit an.“ Ein Ziel, auf das man gerne hinarbeitet.

4 schnelle Abschlussfragen mit Dennis Vogt

©Laura Hoffmann

JetztLosleben: Wir wissen jetzt: Du bist Filmemacher, Content Creator, Produzent, Vanbesitzer, Haustierpapa, Mühlenmieter und Vintage-Vespa-Liebhaber. Was bist du noch nicht, was willst du noch werden?

Dennis Vogt: Ich wäre gerne noch DJ, Skipper, Cafébesitzer, Festival-Veranstalter und würde am liebsten noch mein eigenes Retreat irgendwo in Griechenland oder Portugal betreiben. Ich habe so viele Dinge, die ich noch ausprobieren möchte. Hotellerie bzw. Gastronomie interessieren mich aktuell am meisten, da suche ich momentan nach Möglichkeiten, etwas in diese Richtung zu starten. Segeln und Vanlife finde ich auch superspannend, aber da lese ich mich erst langsam ein. 

JetztLosleben: Wie finanzierst du deine lange Liste an Interessen?

Dennis Vogt: Ich versuche meine Lebenshaltungskosten so gering wie möglich zu halten und achte sehr darauf, für was ich mein Geld ausgebe. Für mich müssen Dinge immer einen Mehrwert bieten. Das beste Beispiel ist mein VW Bus - sein Wert steigt, weil es ein Oldtimer ist. Gleichzeitig kann ich ihn für Hochzeiten vermieten und im Notfall sogar autark darin leben. Ebenso kaufe ich mir nur Dinge, die ich mir auch wirklich leisten kann. Ohne teure Kredite aufzunehmen oder mich zu verschulden. Das würde mir zu viel Druck machen und ich würde mich abhängig fühlen. Aber auch den Umgang mit Geld musste ich erst erlernen. Ein guter erster Anfang ist das Buch „Rich Dad, Poor Dad“. Das hat meine Einstellung zu Geld sehr geprägt. 

JetztLosleben: Du bist erfolgreich in dem, was du tust. Das bedeutet aber auch eine Menge Arbeit. Wie bringst du die mit deinen Hobbys und dem sozialen Teil deines Privatlebens unter einen Hut?

Dennis Vogt: Die größte Herausforderung in der Selbstständigkeit ist es tatsächlich, einen geregelten Tagesablauf zu haben. Ich lasse mich sehr schnell ablenken. Prokrastination ist bei mir an der Tagesordnung. Was mir dabei hilft, ist am Abend zuvor eine To-do-Liste mit Uhrzeiten zu erstellen, die ich über den Tag abarbeite. Aber sobald spontan Freunde zu Besuch kommen, kann ich den Plan auch wieder verwerfen. Mittlerweile habe ich akzeptiert, dass ich einfach etwas Druck brauche. 

JetztLosleben: Tausendsassa wie du scheinen immer im Moment zu leben, sie haben die innere ewige Jugend geradezu gepachtet. Älter werden sie trotzdem. Sorgst du für die Zukunft vor?

Dennis Vogt: Ich sehe die Altersvorsorge relativ entspannt. Es gibt ein paar Sachen, in die ich für eine kleine Rente investiert habe. Allerdings denke ich, dass wir später noch viel digitaler arbeiten werden. Und solange mein Kopf noch klar denken kann, möchte ich das auch noch tun. Es gibt Millionen Wege, über das Internet Geld zu verdienen. Auch wenn ich dann mit 70 oder 80 Jahren von meinem Schaukelstuhl aus arbeite. Vielleicht gibt‘s bis dahin sogar Co-Working-Spaces im Altenheim. Das fände ich sehr cool. 

JetztLosleben: Und mit dieser amüsanten Vorstellung sagen wir: Danke, Dennis!

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