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Bundesländer im Check: Wie kinderfreundlich sind Niedersachsen und Bremen?

„Bei allem staatlichen Handeln, das Kinder betrifft, ist das Wohl des Kindes wesentlich zu berücksichtigen“, heißt es seit dem 6. Mai 2021 in der Bremer Landesverfassung. „Kinder haben in Angelegenheiten, die ihre Rechte betreffen, einen Anspruch auf Beteiligung und auf angemessene Berücksichtigung.“ Ein Standpunkt, wie er selbstverständlicher nicht sein dürfte – und doch ist das Land Bremen mit diesem Schritt dem Bund voraus.

Lisa Vogt Redakteurin JetztLosleben VGH
von Lisa Berendes31 März, 2022
Das Wichtigste in 60 Sekunden

Weniger als die Hälfte der Deutschen hält das Land für kinderfreundlich – Tendenz sinkend. Wir haben Niedersachsen und Bremen in den Bereichen Bildung, Freizeit, Mobilität/Umwelt und Schutz genauer unter die Lupe genommen – und untersucht, welche Möglichkeiten der politischen Mitgestaltung die jüngste Generation dort hat. Unser Fazit aus aktuellen Entwicklungen und laufenden Projekten: In einigen Bereichen sind Niedersachsen und Bremen Vorbild – doch besonders beim Thema Bildung gibt es Nachholbedarf (aber auch vielversprechende Zukunftsperspektiven).

Dass die Kinderrechte bislang noch nicht im Grundgesetz verankert wurden, reiht sich mit trauriger Ironie in Klagen gegen Kinderlärm, „Adult-Only“ Hotels und Restaurants und die Schließung von Spielstraßen ein. Die aktuellen Ergebnisse einer Forsa-Befragung für das Deutsche Kinderhilfswerk zeigen: Weniger als die Hälfte der Deutschen empfindet das Land als kinderfreundlich – 2015 waren es noch knapp 60%. Doch gilt das für ganz Deutschland? Wir haben Niedersachsen und Bremen in Sachen Kinderfreundlichkeit genauer unter die Lupe genommen und gecheckt, was sie der jüngsten Generation zu bieten haben.

Was bedeutet eigentlich kinderfreundlich?

Worauf wir dabei genaues Augenmerk legen sollten, kann uns ebenfalls die Forsa-Studie des Deutschen Kinderhilfswerks beantworten. Sie hat die Befragten definieren lassen, was eine kinderfreundliche Gesellschaft ausmacht:

  • der Schutz von Kindern
  • ausreichend Spiel- und Freizeitmöglichkeiten
  • die Berücksichtigung von Kinderinteressen
  • und die allgemeine Unterstützung für Familien.

Für unsere Analyse wollen wir noch einen Schritt weitergehen: Auch die Faktoren Mobilität/ Umwelt (denn was bringen Spielplätze inmitten von feinstaubbelasteten Betonschluchten?) und Bildung haben wir uns genauer angeschaut.

Für eine sichere Zukunft und die bestmöglichen Chancen zählt jedoch nicht nur der Wohnort – auch auf die richtige Vorsorge kommt es an. Mit den Familienversicherungen der VGH habt ihr einen starken Partner an eurer Seite, der euch in allen Lebenslagen unterstützt. Auf welche Must-haves ihr unbedingt achten solltet und wie der beste Schutz für euch aussieht, das erfahrt ihr auf der Infoseite für junge Familien.

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Kita-Paradies, aber schulischer Nachholbedarf?

Wie einzelne Bundesländer hinsichtlich ihrer Kindertagesstätten aufgestellt sind, sagt viel über ihre Unterstützungsbereitschaft gegenüber Familien und die Vereinbarkeit von Kind und Beruf aus. Einen Hinweis darauf, dass Niedersachsen hier vieles richtig macht, gibt der Glücksatlas 2021. Der zeigt: Die Niedersachsen sind im Bereich Familienleben deutlich zufriedener als der Rest Deutschlands.

Sowohl in Niedersachsen als auch in Bremen werden Eltern nicht mit der Betreuung allein gelassen – der Kita-Besuch ist dort ab dem 3. Lebensjahr bis zur Einschulung kostenfrei. Auch die Qualität des Betreuungsangebots steht dem in nichts nach: In Bremen kommen drei Kinder auf eine Fachkraft. Das ist niedrigste Wert Deutschlands und trifft exakt die Empfehlung der Bertelsmann Stiftung. Niedersachsen liegt im Bundesvergleich mit 3,7 auf Platz 3. Was die vorschulische Betreuung angeht, gehören beide also zum Spitzenfeld – doch nach Schuleintritt sieht das anders aus.

Problembereich Bildung

Es lässt sich nicht beschönigen: Bremen ist Negativ-Spitzenreiter im Bereich Schulqualität. Beim INSM-Bildungsmonitor 2021 erreicht das Land den letzten Platz – wird aber gleichzeitig für seine Stärken im Bereich Digitalisierung gelobt.

Die haben besonders in Zeiten der Pandemie für einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Bundesländern gesorgt. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey hat ergeben: In Bremen waren Eltern im Bundesvergleich mit Abstand am zufriedensten mit den Lernangeboten der Schulen in der Corona-Zeit. Auch Niedersachsen lag hier auf Platz 5 — beim INSM-Bildungsmonitor 2021 wurde das Bildungssystem eher im Mittelfeld verordnet.

Investitionen in die Zukunft

Bremen verschweigt seine Defizite nicht – sondern möchte dafür sorgen, dass Lücken geschlossen werden und die Stadt auch in anderen Bereichen zu ihrem Digitalisierungsniveau aufschließen kann. Auch Niedersachsen will vom Mittel- ins Spitzenfeld aufrücken. Eine Auswahl der Projekte in beiden Bundesländern haben wir hier zusammengestellt.

Bremen baut Bildung

Ein Projekt der Landesregierung Bremen. Bis 2025 fließen über 500 Millionen Euro in Kita- und Schulbauprojekte, 55 Millionen davon allein in den Bereich Inklusion. Insgesamt über 400 zusätzliche Klassenverbände sollen so ermöglicht werden, über ¾ der Schulstandorte in Bremen werden ausgebaut.

Startklar in die Zukunft

Die Landesregierung Niedersachsen hat Investitionen in den Bildungssektor in Höhe von 222 Millionen Euro beschlossen. „Ziel des Aktionsprogramms ist es, Kindern und Jugendlichen ihre Zukunftschancen zu sichern und Verpasstes ohne Druck und Stress aufarbeiten zu können“, erklärte Sozialministerin Daniela Behrens. Sie hätten eine Hauptlast bei der Pandemiebekämpfung getragen, nun sei es an der Zeit, ein wenig davon zurückgeben. Das Geld fließt z.B. in die Digitalisierung, Freizeiten und Bildungsangebote, Jugendzentren und die Unterstützung von Familien.

..., ganz schön stark!

Gemeinsam mit Schulvereinen organisiert das Bremer Institut für Gesundheitsförderung und Pädagogische Psychologie e.V Projektwochen. Schwache Schüler sollen so im Klassenverband gestärkt werden – gemeinschaftlich und durch das Lernen neuer Skills. Begleitet wird das Ganze von Elternworkshops und einer Weiterbildung der Lehrkräfte.

StudyFriends Gröpelingen

In Bremens kinderreichstem Stadtteil ist die Abiturquote vergleichsweise am niedrigsten. Um dieses Problem anzugehen, hat die Deutsche Kindergeld Stiftung Bremen eine Mentoren-Initiative ins Leben gerufen: Studierenden wird ein kostenloses WG-Zimmer zur Verfügung gestellt – im Gegenzug unterstützen sie schwächere Schülerinnen und Schüler als Bildungspaten.  

Grüne Aussichten für die jüngste Generation

Doch auch abseits der Klassenzimmerwände muss Kindern genügend Raum zur freien Entfaltung, zum Auspowern und Erkunden geboten werden. Raum? Den gibt es in Niedersachsen zur Genüge – und grün ist er auch. Hinsichtlich der Fläche an Naturschutzgebieten und Nationalparks, liegt Niedersachsen deutschlandweit in den Top 3.

Und das soll auch so bleiben. Seit Jahren setzt sich das Land aktiv für Umweltschutz und -initiativen ein – wie beim Biosphärenreservat Drömling oder dem Wattenmeergesetz. Nicht umsonst schneiden niedersächsische Städte beim Städteranking im Nachhaltigkeitsbereich besonders gut ab: Osnabrück hat deutschlandweit den größten Anteil nachhaltiger Unternehmen, Braunschweig glänzt mit geringen Abfallmengen und die Region Hannover schafft es auf Platz 5 von 71 in Sachen Luftqualität.

Auch Bremen ist nicht die Betonwüste, die man von deutschen Großstädten erwarten würde. Tatsächlich sagt der Zufriedenheits-Index der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland sogar: Bremen ist die fahrradfreundlichste Großstadt Deutschlands – dicht gefolgt von Hannover. Und wo es fahrradfreundlich ist, gibt es weniger Verkehrsunfälle, mehr Bewegungsfreiheit und ein besseres Gefühl, wenn die Kinder alleine unterwegs sind.

Transformatini als Zukunft der Stadt

Ein weiteres Paradebeispiel für die Kinderfreundlichkeit der Bremer Infrastruktur ist außerdem der Erlebnisraum Martinistraße, der unter anderem von der ÖVB gefördert wird. Noch bis zum 18. April 2022 bleibt die sonst vierspurige Durchgangsstraße dort zweispurig. In diesem Raum sind die Martinitürme entstanden, die für Bewohner und Besucher als Verweilort, Aussichtsplattform, Blumenbeet oder Konzertbühnen fungieren. Welches Programm dich dort bis zum Abschluss des Projektes noch erwartet, erfährst du hier.

Viel zu tun und viel zu sehen

Du siehst: Niedersachsen und Bremen haben (und schaffen) nicht nur Raum für Kinder, sie nutzen ihn auch. 11,5 Tausend Spielplätze gibt es allein in Niedersachsen – viele davon naturnah und absolut abenteuergeeignet. Damit erfüllt das Land die Zielvorgabe für die optimale Anzahl an Spielplätzen zu über 80% – Bremen liegt mit 70% knapp dahinter.

Niedersachsen bietet im Bundesvergleich zudem das größte Angebot an Veranstaltungen und Projekten im Bereich von Jugendkultur und Sport- und Spiel.

Auch in der Hansestadt gibt zahlreiche Freizeitangebote, die sich explizit auf die Förderung der körperlichen, geistigen und sozialen Entwicklung von Kindern konzentrieren – zum Beispiel die Sportakademie Bremen oder der Verein Rückenwind für Leher Kinder e.V.

Hotels und Restaurants nur für Erwachsene? Nicht bei uns!

Kinderfreundliche Restaurants gibt es in beiden Ländern reichlich. Bei Kinderzeit Bremen findest du eine Liste von Erlebnisberichten und Gastro-Empfehlungen. In Niedersachsen solltest du nach dem „Kinderferienland Zertifikat“ Ausschau halten – das offizielle Zeichen für Kinderfreundlichkeit. Ob Wickelausstattung, Kinderdisco oder Märchengolf – in diesen Restaurant- und Hotelbetrieben ist deine Familie bestens aufgehoben.

Schutz und Berücksichtigung: Wo Kinder Politik mitgestalten

Gute Politik schützt Kinder nicht nur, sie hört sie auch – und spiegelt ihre Bedürfnisse in den Entscheidungen wider, die sie trifft. Erkennbar ist das z.B. beim Einsatz für die Kinder- und Jugendhilfe. Allein Bremen hat seine Ausgaben für diese Angebote zwischen 2010 und 2020 mehr als verdreifacht. Niedersachsen investiert im bundesweiten Vergleich in besonders viele Einrichtungen. Darüber hinaus fördert die Landesregierung zahlreiche Initiativen wie „Mitten drin!“, ein Projekt des niedersächsischen Kinderschutzbundes, das sich für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche einsetzt.

Auch in der Hansestadt setzen sich Träger wie der Kinderschutzbund Bremen für die Rechte von Kindern und Jugendlichen, für ein gewaltfreies Aufwachsen und für ihre Beteiligung in der Politik ein. Seit Ende 2020 gibt es für Letzteres ein eigenes Projekt: das Jugend- und Kinderrechtebüro.

Kontakt zur Politik aufnehmen und den eigenen Anliegen Gehör verschaffen – das geht in beiden Ländern. Die Kinderpolitische Landkarte verrät: In über 60 Jugendparlamenten, -beiräten oder -foren können sich Kinder und Jugendliche in Niedersachsen für die Interessen ihrer Generation einsetzen. Auch die meisten Bremer Stadtteile haben eigene Jugendbeiräte. Die waren zuletzt am 24. März 2022 beim Bremer Bürgermeister Dr. Andreas Bovenschulte zu Gast und hatten dort die Möglichkeit, aktuelle Themen zu diskutieren – z.B. woher der Strom in Bremer Schulen kommt und ob darauf Einfluss genommen werden kann.

Unser Fazit

Lassen wir die letzten Abschnitte nochmal Revue passieren:

  1. Familienfreundliche Freizeitangebote und Mitgestaltungsmöglichkeiten sind in Niedersachsen und Bremen zuhauf zu finden – check!
  2. Beide Länder setzen sich aktiv für die Jugendhilfe ein und unterstützen gleichzeitig Eltern mit deren Angeboten und durch finanzielle Entlastung bei der Kitabetreuung – check!
  3. Während Niedersachsens Stärke in der Nähe und Vielfalt seiner Natur liegt, punktet Bremen mit innovativen und kinder- (und sind wir mal ehrlich: menschen-)freundlichen Verkehrskonzepten – check!
  4. Einen kleinen Abzug gibt es vor allem für Bremen im Bereich Bildung. Hier müssen noch einige Schritte in Richtung Kinderfreundlichkeit gegangen werden. Trotzdem bemühen sich Land und Initiatoren unermüdlich um Förderprogramme und das Aufholen von Defiziten – und erzielten damit während des pandemiebedingten Homeschoolings erste Erfolge.

Beide Länder bieten Kindern wie Eltern die richtigen Voraussetzungen für eine vielversprechende Zukunft und eine Gesellschaft, die ihrer jüngste Generation mit der nötigen Offenheit begegnet. Von uns gibt’s in der Disziplin Kinderfreundlichkeit sowohl für Niedersachsen als auch Bremen also ein großes „Check!“ 

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