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NDR-Serie Jugendland: Die Stimme der Provinz

Die NDR-Serie Jugendland porträtiert junge Menschen aus dem ländlichen Niedersachsen. In Dörfern ohne eigenen Bahnhof erleben sie, was es bedeutet, erwachsen zu werden.

von Lena Gröbe19 September, 2022

Die Jugendlichen sitzen auf dem Spielplatz oder an der Bushaltestelle, trinken Energydrinks oder Hochprozentiges. Meist hören sie Deutschrap aus der Bluetooth-Box. Dazu wird geraucht. Wie junge Leute das eben so machen. Die Gespräche drehen sich um Ausbildung und Arbeit, darum, wer mit wem zusammen ist oder sein will, um Drogen und die Nachbarn. Das Klischee, das durch die Szenen transportiert wird, ist den Protagonisten wohl bewusst: „RTL2 ist harmloser als wir“.

Mit Jugendland zeigt der NDR eine authentische Serie, die jedem Dorf-Klischee zum Trotz gänzlich ohne den überheblichen Blick aus der Großstadt auskommt. Die Serie liefert einen ehrlichen Abriss der Dorfjugend, ohne sie vorzuführen. Die jungen Protagonisten werden auf Augenhöhe gezeigt und dürfen für sich selbst sprechen.

Da wäre zum Beispiel René, 20 Jahre alt. Er ist im Heim aufgewachsen, zeitweise obdachlos und will dem Gefängnis entgehen. Dann muss er aber doch sitzen. Anschließend versucht er sein Leben neu zu organisieren, was sich schwierig gestaltet: „Ich glaub‘ ich muss eh wieder rein“, hört man den Schulabbrecher immer wieder sagen.

René und Timo beim Holz hacken und "buffen"
(C) NDR

René ist die Hauptfigur der Coming-of-Age-Serie von Regisseur Christoph Heymann. Der Autor und Produzent hat den jungen Mann knapp vier Jahre begleitet und die Handlungsstränge von Jugendland um ihn herum gesponnen. René hat zu allem etwas zu sagen und findet dabei Worte, die im Kopf bleiben. Manchmal spricht er das Team rund um den Kameramann Jannis Keil direkt an: „Bufft ihr auch?“, fragt René und streckt ihnen auffordernd seinen Joint entgegen.

Ansonsten verhält sich die Regie auffallend unauffällig. Es gibt keine Kommentierung, Hintergrundinformationen sind spärlich gesetzt. Als Zuschauer erfährt man alles direkt über die Jugendlichen, die sich ergänzend zur Handlung in Interviewsequenzen äußern. 

Renés langjähriger Freund heißt Timo. Timo würde gern eine Ausbildung in Uetze machen, doch leider fehlt ihm dafür der Führerschein. Denn der ist Einstellungsvoraussetzung. Solange er nicht arbeitet, streicht er Omas Garage und isst ihre Hähnchenkeulen. Um am Wochenende nach Hannover zu fahren, fehlt ihm das Geld: „Mit 20 Euro komm ich nicht weit. Mit Fahrkarte und dort trinken. Das ist nichts“, sagt der 19-Jährige. Timo möchte so schnell wie möglich raus aus dem Dorf – und nicht mehr von Omas Essen abhängig sein. 

Sarah findet Schwangerschaftshosen nicht so toll und verzweifelt bei der Suche nach einer Hebamme.
(C) NDR

Dann ist da noch Sarah, das beliebteste Mädchen im Dorf. Die 18-Jährige sucht nach Halt und Verlässlichkeit. Ob ihr das ein junger Mann geben kann oder doch eher ein reinrassiger Husky, das möchte sie herausfinden. Im Laufe der Serie wird sie schwanger und versucht zunehmend verzweifelt eine Hebamme zu organisieren. Die Versorgungslage für Schwangere ist in der ländlichen Provinz katastrophal.

Zum Glück hat sie Freunde und Freundinnen, auf die sie sich verlassen kann. Denn die scheinbar zurückgelassene Dorfjugend hat einen Trumpf in der Hand: In ihren kleinen Orten gibt es ein soziales Netz, das sie auffängt und ihnen Sicherheit gibt. Der wohnungslose René darf wie selbstverständlich bei Timo wohnen. Und als ein Bekannter seinen Hund spontan loswerden muss, nimmt Sarah ihn von heute auf morgen bei sich auf. Den jungen Menschen fehlen Geld und Chancen, aber worauf sie zählen können, das ist die Unterstützung durch die anderen.

Natürlich kann die Peer Group nicht jedes Problem stemmen. Vorübergehend Unterschlupf gewähren und einen Hund aufnehmen, kein Problem, aber was, wenn mehr Hilfe erforderlich ist, als das direkte Umfeld bereitstellen kann? Unfälle oder Missgeschicke im Alltag können jeden treffen und neben gesundheitlichen Komplikationen große finanzielle Schäden nach sich ziehen. Wenn Ihr euch absichern wollt, helfen die VGH-Versicherungsberater euch weiter. Sie hören zu, bieten persönliche Beratung und maßgeschneiderte Lösungen, und zwar direkt bei euch vor Ort. 

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Mit „Jugendland“ liefert der NDR eine Doku-Serie, die in kurzen Sequenzen fein herausarbeitet, was es bedeutet, auf dem Dorf erwachsen zu werden. Die Handlung lebt von ihren überzeugenden Charakteren, mit denen man sich, ob man will oder nicht, schon nach wenigen Folgen identifizieren kann. Denn egal ob Großstadt oder ländliche Provinz, am Ende beschäftigen wir uns doch alle mit den gleichen Fragen.

Gucken könnt ihr die sechs Folgen von „Jugendland – Über das Erwachsenwerden auf dem Dorf“ in der ARD-Mediathek oder bei YouTube in einzelnen Clips von selten mehr als acht Minuten.

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