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Jagdschein: Jagd in Niedersachsen

Jäger sind ältere Männer mit Wackeldackel auf der Hutablage, die nichts anderes im Kopf haben, als möglichst viele Tiere zu erlegen? Falsch, die Szene der Jägerinnen und Jäger ist viel diverser geworden und ein Jäger hat sehr viele unterschiedliche Aufgaben. Wir hatten die Möglichkeit, mit Anna und Leon zu sprechen, zwei jungen Jägern, die ganz und gar nicht zum Stereotyp passen und mit dem einen oder anderen Vorurteil aufgeräumt haben. 

Redakteurin Charlotta Witte OEVB
von Charlotta Witte20 März, 2023
Jägerstand - Wald - Jugend und Jagd

Viel mehr als nur schießen: ein Hobby im Grünen

Jäger sind ältere Männer mit Wackeldackel auf der Hutablage, die nichts anderes im Kopf haben, als möglichst viele Tiere zu erlegen? Falsch, die Szene der Jägerinnen und Jäger ist viel diverser geworden und ein Jäger hat sehr viele unterschiedliche Aufgaben. Wir hatten die Möglichkeit, mit Anna und Leon zu sprechen, zwei jungen Jägern, die ganz und gar nicht zum Stereotyp passen und mit dem einen oder anderen Vorurteil aufgeräumt haben. 

Rehe auf einem Feld in Niedersachsen - Jagd - Jugend - Natur - Wild
Quelle: Deutscher Jagdverband

Ab ins Ökosystem Wald

Anna und Leon sind Geschwister, 19 und 17 Jahre alt und in Großburgwedel nordöstlich von Hannover aufgewachsen. Anna hat ihre ländliche Heimat mittlerweile gegen eine Großstadt im Südwesten Deutschlands eingetauscht: Für ihr BWL-Studium ist sie nach Mannheim umgezogen. In ihrer Familie gab es bis 2018 niemanden, der mit dem Jagen verbunden war. Aus Interesse am Wald und dem dazugehörigen Ökosystem kamen die Zehntklässlerin Anna und ihr Vater auf die Idee, „einfach mal den Jagdschein zu machen“ und meldeten sich vor Ort bei der Jägerschaft Burgdorf zu einem Kurs an. Leon ließ sich von der Begeisterung anstecken und zog etwas später nach.

Den Jagdschein machen? Das musst du wissen!

Grundvoraussetzungen

  • polizeiliches Führungszeugnis
    • geistige und körperliche Eignung

    Inhalte der Ausbildung

      • Theorie (u. a. Tier- und Waffenkunde, Recht)
      • Praxis (Erkennen von Pflanzen, Bestimmung von Tieren auch auf größere Entfernung)
      • Schießen (auf bewegte und unbewegte Objekte)

        Kosten: im Durchschnitt 1.500 € bis 3.000 € für Kurse und Prüfungen

        Ausführliche Informationen findest du in der Broschüre „Der Weg zum Jagdschein“ des Deutschen Jagdverbandes.

        Für den Jagdschein musst du volljährig sein. Jugendlichen ab 16 Jahren kann bereits der eingeschränkte Jugendjagdschein erteilt werden, der zur Jagd in Begleitung eines Erziehungsberechtigten oder eines anderen volljährigen und jagderfahrenen Erwachsenen berechtigt. Die Anmeldung zur Prüfung ist bereits mit 15 Jahren möglich.

        Fuchs-Wild-Jugend und Jagd-Natur-Wald
        Quelle: Deutscher Jagdverband

        2500 Fragen durchackern

        Wie schwierig sind die Prüfungen? Durchfallen darf man in keinem einzigen der Multiple-Choice-Tests zu den diversen theoretischen Fächern, gibt Anna zu bedenken. In der Schießprüfung muss man beweisen, dass man mit Büchse und Flinte umgehen kann. „Für Schüler ist es auf jeden Fall zu schaffen“, ist Leons Meinung. „Man muss sich aber dahinterklemmen, es sind über 2500 Fragen, die man ein- oder zweimal durcharbeiten sollte.“ Der Aufwand ist größer als beim Führerschein, das Lernen macht aber durch die interessanten Inhalte auch Spaß.

        Die Fragen sehen zum Beispiel so aus: 

        Welche der nachgenannten Tierarten werden behaart und sehend geboren? 

        a) Rehwild, b) Wildkaninchen, c) Baummarder, d) Hasen, e) Füchse
        Hättest du es gewusst? Richtig sind a) und d).

        Jagdland Niedersachsen

        In der Bundesrepublik Deutschland hatten im Jagdjahr 2020/2021 über 400.000 Menschen einen Jagdschein. Die Zahlen sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Besonders groß ist die Begeisterung für die Jagd in Niedersachsen: Hier haben ca. 60.000 Menschen einen Jagdschein, das entspricht einer von 133 Personen. Knapp darüber ist der Anteil nur in Schleswig-Holstein (eine von 121) und Mecklenburg-Vorpommern (eine von 125). Über 85 % aller Jägerinnen und Jäger Niedersachsens sind in der Landesjägerschaft Niedersachsen e.V. organisiert.  Auch Anna und Leon sind dort Mitglieder. Die Landesverbände sind in lokale Strukturen unterteilt, die die vorbereitenden Lehrgänge für die Prüfungen anbieten. 

        Schutz für Mensch und Hund

        Prüfungen bestanden: check! Und wie sieht es mit der Jagdhaftpflichtversicherung aus? Die ist nämlich ebenfalls Pflicht, bevor du dich ins Revier aufmachen darfst. Zu Recht, schließlich ist das Unfallrisiko besonders hoch, wenn Schüsse fallen. 

        Die Jaghaftpflicht der VGH und ÖVB bietet dir einen umfassenden Versicherungsschutz für deine Jagdtätigkeit. So ist auch der Jagdunfall mit der Waffe, den der Schütze verursacht, aber nicht verschuldet hat (z. B. durch Querschläger) versichert.

        Der besondere Vorteil für Jagende mit Hund: deine Jagd-Kollegen auf vier Pfoten sind haftpflichtversichert.

        Jagd-Haftpflichtversicherung Rundum abgesichert auf die Pirsch

        Jägeralltag: Geduld ist Trumpf

        Der Jagdschein berechtigt zum Schießen auf Wild, aber tatsächlich geschossen wird viel seltener, als Außenstehende häufig vermuten. Es kommt durchaus vor, dass man mehrere Stunden auf dem Hochsitz verbringt und einfach nur wartet – bei Kälte muss man sich dick einmummeln! Kopfhörer im Ohr sind eher nicht angesagt, da bereits ein leises Knacken oder Rascheln darauf hindeuten kann, dass ein Tier sich nähert. Ganz wichtig ist das richtige „Ansprechen“ des Wildes. Damit ist nicht gemeint, dass man Wildschweine stets höflich siezen soll, stattdessen geht es um genaue Beobachtung: Was ist das für ein Tier? Wie alt? Gesund oder krank? Hat es vielleicht gerade Schonzeit und darf gar nicht gejagt werden? Wer sich mit der Welt des Jagens zum ersten Mal befasst, versteht erst einmal nur Bahnhof. Um einen ersten Eindruck aus der Jäger-Fachsprache zu bekommen, haben wir einige Beispiele herausgesucht: 

        Äsen: fressen

        Einstand: Wohnraum / Rückzugsgebiet des Wildes

        Fähe: Füchsin
        Fahne: Haare an der Rute (Schwanz) eines langhaarigen Hundes

        Geräusch: Herz, Lunge und Leber des erlegten Tiers

        Konzentratselektierer: Tiere, die leicht verdauliche, energiereiche Nahrung zu sich nehmen. Dies trifft z. B. auf Rehe zu, die sich von feinen Trieben und Knospen ernähren.

        Schalen: Füße / Klauen z. B. von Rehen
        Setzen: gebären. Beim Wildschwein heißt es allerdings „frischen“.

        Trommeln: Aufschlagen eines Hasen mit den Hinterläufen auf den Boden

        Auf der Suche nach Bambi

        Quelle: Deutscher Jagdverband

        Mit dem Jagdrecht verbunden ist die „Pflicht zur Hege“. Damit ist gemeint, dass man sich um das Revier kümmert, um Wald und Wiese mit all den Lebewesen, die das Terrain bevölkern. Leon nennt als konkrete Beispiele das Schneiden von Hecken, die Schaffung von Unterschlupfmöglichkeiten für Vögel und andere kleine Tiere sowie die Fütterung von Wild im Winter. Anna fällt als besonders schöne Aufgabe die Kitzsuche ein, bevor Wiesen gemäht werden. Sie soll verhindern, dass die Rehkitze im hohen Gras liegen bleiben und zu Schaden kommen. Die Kleinen dürfen dabei nicht mit bloßen Händen berührt werden, da die Mutter sie sonst nicht mehr erkennen würde. Um zu vermeiden, dass Fremdgeruch auf sie übertragen wird, tragen die Jäger Plastikhandschuhe und haben bestenfalls noch eine Handvoll Gras zwischen ihrer Hand und dem Fell des Tieres. Die Zeit für all diese Verpflichtungen muss man sich nehmen, kann sie sich aber frei einteilen.

        Frauen auf dem Hochsitz? Na klar!

        Der Frauenanteil bei den „Jungjägern“ (so werden alle Menschen unabhängig von ihrem Alter in den ersten drei Jahren nach ihrer Prüfung bezeichnet!) lag 2021 laut dem DJV e.V. bei 28 %. War es für Anna als Mädchen schwieriger, sich als Jägerin zu behaupten? „Am Anfang haben sich meine Mitschülerinnen und Mitschüler ein wenig gewundert, dass ich den Jagdschein machen wollte, als kleine Zehntklässlerin ist das vielleicht ein wenig untypisch gewesen“, erzählt sie. In der Jägergemeinschaft hat sie von Anfang an Unterstützung erfahren. Ihrer Beobachtung nach geht der Trend zu mehr Frauen in den Revieren. In den jeweiligen Schuljahrgängen der Geschwister haben noch einige mehr den Jagdschein gemacht. Mit ihrem Beispiel konnten Anna und Leon andere inspirieren.

        Weg vom Schreibtisch, raus in die Natur

        Die Aussage „Ich habe einen Jagdschein“ wird von Außenstehenden teilweise skeptisch aufgenommen. Aber die meisten Leute, die mit dem Thema bisher nicht in Berührung gekommen sind, werden neugierig und lassen sich gern erzählen, was Jäger so alles im Wald machen. Auf die Frage, was ihm an der Jagd besonders gefalle, antwortet Leon: „Man ist viel draußen, man bewegt sich an der frischen Luft. Wenn man viel am Schreibtisch oder in der Schule sitzt, ist das sehr schön.“ Außerdem schätzt er es, genau zu wissen, was er auf dem Teller hat. Sich hauptberuflich der Jagd zu verschreiben, planen Anna und Leon nicht, aber ihr besonderes, mit viel Verantwortung verbundenes Hobby soll auch künftig eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielen.

        Jugend und Jagd-Natur-Feld

        Die Geschwister sind sich einig: Jagen kann für jeden etwas sein. Wenn man sonst viel Zeit in geschlossenen Räumen verbringt, ist dieses Hobby ein hervorragender Ausgleich. Außerdem ist die Jagd der optimale Anknüpfungspunkt für alle diejenigen, die sich im Naturschutz engagieren möchten, schließlich lernt man das Ökosystem Wald intensiv kennen.

        Neugierig geworden? Dann hör doch mal in den Podcast „Teppe und Schwenen – Der Jagdpodcast“ rein. Dort geht es ums Jagen, aber auch um alle Themen die damit zusammenhängen. Forst- und Landwirtschaft, Natur und Artenschutz und ums Essen und Trinken. Eine Sammlung von Videos zu Themen rund um die Jagd findest du auf dem YouTube-Kanal von „Teppe und Schwenen“.

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        Du lebst in Bremen oder Niedersachsen und bist grad in der Ausbildung, im Studium oder gründest schon deine eigene Familie? Dann findest du auf unserem YouTube Kanal nützliche Tipps für den Alltag und deine Region.

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