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Kindbuchautor Ingo Siegner: “Geld hat für mich keinen emotionalen Wert”

Über den kleinen Drachen Kokosnuss sind schon fast 30 Bände erschienen, mehr als fünf Millionen Bücher wurden bisher verkauft. Der Schöpfer der erfolgreichen Kinderbuchfigur ist in Niedersachsen geboren und aufgewachsen. Auch heute lebt und schreibt Ingo Siegner in Hannover. Seine Geschichten haben den bescheidenen Autor und Illustrator zum Millionär gemacht. Dennoch bedeutet Geld ihm wenig.

von Lena Gröbe18 August, 2022
©Eberhard Wydmuch

Ingo Siegner ist keiner, nach dem man sich auf der Straße umdrehen würde. Der gebürtige Niedersachse ist 57 Jahre alt und sieht weder jünger noch älter aus. Sein Style? Schlicht und bequem. Doch während er abends im Supermarkt seiner Heimatstadt Hannover noch schnell etwas Brot und Käse einkauft, tauchen in allen Städten Deutschlands Kinder vor dem Zubettgehen ab in eine Welt, die sich Ingo Siegner ausgedacht hat. Einer der Helden im Fantasie-Universum des Autors: der kleine Drache Kokosnuss.  

Kokosnuss ist ein Feuerdrache. Zusammen mit seinen Freunden Matilda Stachelschwein und Oskar Fressdrache erlebt er ein Abenteuer nach dem anderen. Im Gegensatz zu Matilda ist Kokosnuss kein besonders guter Schüler – seine Qualitäten liegen woanders: Stets will er den Dingen genau auf den Grund gehen und scheut auch vor kniffligen Situationen nicht zurück. Mit seiner pfiffigen Art hat er sich und seine Freunde schon aus vielen ausweglos erscheinenden Situationen gerettet. Und: Egal ob Klettern oder Tauchen, Kokosnuss ist ein ganz besonders unternehmungslustiger Feuerdrache.

Anders als seine bekannteste Figur, von der es nicht nur Bücher, sondern auch eine Menge Merchandising-Artikel gibt, hat Ingo Siegner aus sich selbst nie eine Marke gemacht. Der bescheidene Niedersachse bleibt lieber im Hintergrund und lässt seine Figuren für sich sprechen. Als ausgezeichneter Vorleser erzählt er seine Geschichten spannend, aber unaufgeregt. Ingo Siegners Zurückhaltung steht beinahe im Kontrast zur leicht draufgängerischen Natur des kleinen Drachen. Wir haben mit dem Autor gesprochen und mehr herausgefunden. 

Herr Siegner, Sie sind in Hannover geboren, in Großburgwedel aufgewachsen und leben heute wieder in Hannover. Fühlen Sie sich als Niedersachse?

Eher als Hannoveraner, der in Großburgwedel aufgewachsen ist. Seit ein paar Jahren schaue ich mir allerdings regelmäßig das niedersächsische Regionalprogramm im Fernsehen an. Die Identifizierung mit Niedersachsen steigt.

Was verbinden Sie mit der Region?

Die Nordsee, die ostfriesischen Inseln, viel flaches Land, Naturschutzgebiete, agrarisch geprägte Landschaften, viele Dörfer, wenige Städte, eher verschlossene, aber herzliche Menschen und das angenehme Hannover.

Was empfinden Sie denn an Hannover als so angenehm? 

Es gibt viel Grün in der Stadt und viel Natur drumherum. Die Menschen sind unaufgeregt. Hannover hat alle Vorteile einer Großstadt und ist dennoch ruhig.

Der Begriff „Heimat“ klingt heute etwas aus der Zeit gefallen und wird doch viel diskutiert. Was bedeutet Heimat für Sie?

Heimat ist dort, wo ich mich zuhause fühle, wo ich Menschen und Orte gut kenne. Heimat erlebe ich aber auch woanders: Wo ich schon öfter war, und mich geborgen fühle, und das hängt immer mit Menschen zusammen.

Und wo liegt Ihre ganz persönliche Heimat?

Da, wo meine Frau ist, und in Hannover.

Welche Rolle spielt Heimat in Ihren Büchern?

Explizit denke ich nicht an Heimat beim Schreiben, da aber alle meine Figuren ihr Zuhause lieben, denke ich, dass mein Heimat-Empfinden auch in meinen Büchern eine Rolle spielt.

Der „Kleine Drache Kokosnuss“ zählt zu den bekanntesten Kinderbuch-Figuren Deutschlands. Wie erschafft man so eine Geschichte?

Wenn Sie die Erfolgsgeschichte meinen: Talent, Fleiß und viele MitstreiterInnen: Verlag, VerlagsvertreterInnen und BuchhändlerInnen. Und natürlich die (Vor-) Leserinnen und Leser. Wenn Sie meinen, wie ich so eine Geschichte schreibe: Fantasie, Humor, die Figuren lieben und ernst nehmen, eine gute Dramaturgie entwickeln.

@cbj Verlag / Penguin Random House Verlagsgruppe

Sind Sie dankbar?

Wenn ich jemanden wüsste, die oder der dafür verantwortlich ist, dass ich in einem halbwegs gut funktionierenden demokratischen Rechtsstaat lebe, der- oder demjenigen würde ich dafür danken (was nicht heißt, dass wir an dem Land nicht noch so einiges verbessern können).

Gibt es etwas, das Sie Ihren jungen Leserinnen und Lesern gerne sagen möchten?

Seid höflich anderen gegenüber, lasst euch nicht stressen von der Hektik, seid kritisch, findet heraus, was eure Stärken und eure Schwächen sind, bleibt immer neugierig.

Ihre Bücher haben Ihnen Wohlstand beschert. Was bedeutet Geld für Sie?

Flüssig bin ich eigentlich kaum, weil ich das Geld immer gleich aus- oder weggebe, wenn mal viel in der Kasse ist. Das Geld selbst hat für mich emotional keinen Wert. Ich denke immer gleich: Was machst du denn jetzt Sinnvolles damit?

Und was machen Sie dann so Sinnvolles mit Ihrem Geld? 

Einen Teil meines Einkommens spende ich an gemeinnützige Organisationen, vor allem in den Bereichen Kinderhilfe und Leseförderung.

Ein waschechter Niedersachse ist auch die VGH. Wir sind tief in der Region verankert, unterstützen mit vielen Sponsorings Veranstaltungen vor Ort und engagieren uns in der Nachwuchsförderung. Die VGH-Stiftung fördert Projekte unter anderem in der Denkmalpflege, Literatur, Kunst und Wissenschaft. Wir wissen, was unsere Kundinnen und Kunden konkret beschäftigt und das seit mehr als 270 Jahren. Da wir schon bei den Zahlen sind: Etwa 1,8 Millionen Menschen vertrauen uns und finden uns in rund 1.100 Vertretungen und Sparkassen in Niedersachsen. Du musst also garantiert nicht weit gehen, um uns zu finden. Wie viel Schutz und Sicherheit du in welcher Lebenslage brauchst, das ist eine Frage, die du nur ganz individuell beantworten kannst. Wenn du deine persönliche Absicherung auch für die Zukunft oder für deine Familie konkret anpacken möchtest, solltest du dich am besten einmal mit einem unserer Berater treffen. Gemeinsam könnt ihr checken, ob du vielleicht Versicherungen hast, die du nicht brauchst oder andere, die wirklich sinnvoll wären, gar nicht auf dem Schirm hast.

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Wie wichtig ist Ihnen Sicherheit?

Bei mir war Geld früher knapp. Ich habe erlebt, wie es ist, gerade so über die Runden zu kommen. Deshalb spielt Sicherheit schon eine Rolle.

Wie knapp war denn das Geld bei Ihnen früher?

Nach meiner Erinnerung gab es in meiner Kindheit erst kein und dann wenig Taschengeld, weil wir wenig Geld hatten. Ich habe mir früh Geld dazuverdient, mit Gartenarbeit bei Nachbarn, in der Geräteausgabe in der Schule, später mit Studentenjobs in Hannover.

Das heißt allerdings nicht, dass ich keine schöne Kindheit hatte. Wenn die Grundbedürfnisse gesichert sind, ein Kind in der Familie gut aufgehoben ist, Freunde hat, sich austoben kann, Fantasie und Kreativität ausleben kann, solange spielt Geld für Kinder doch keine Rolle.

Wodurch fühlen Sie sich finanziell abgesichert? 

In erster Linie fühle ich mich dadurch abgesichert, dass ich arbeite. Wir haben eine Eigentumswohnung, die natürlich auch Sicherheit gibt. Und ein gutes soziales Umfeld, das ist ebenso wichtig.

©Johann Geils

Sind Sie eigentlich gegen irgendetwas versichert?

Ich bin kranken-, renten- und haftpflichtversichert. Und eine Lebensversicherung gibt’s.

Bevor Sie sich ganz auf die Bücher konzentrierten, haben Sie viel ausprobiert. Wie kommt man vom Sparkassenkaufmann zum Kinderbuchautor?

Nach dem Abitur wusste ich nicht, was ich mal beruflich machen könnte. Weder Eignung noch Neigung war erkennbar. So habe ich ca. 20 Jahre mal dies, mal jenes probiert, stets mit einer Mischung aus Leichtigkeit („Bloß nicht festlegen!“) und Zweifel („Ach, was soll denn mal aus mir werden?“), bis mir wohl irgendwann in meinen Dreißigern klar wurde, dass Zeichnen und Schreiben für Kinder mein Ding ist. Das konnte ich schon als Jugendlicher ganz gut, als großer Bruder mit meinen kleinen Geschwistern oder als Gruppenleiter beim Kindergottesdienst. 

Ihr Tipp für junge Menschen, die nach der Schule keinen Plan haben, was aus Ihnen werden soll?

Zeit lassen, das Bauchgefühl muss stimmen; es kann auch mal anstrengend sein, das Leben und die Arbeit sind ja nicht immer toll, aber wenn der Bauch dauerhaft sagt Das ist nicht das Richtige für mich, dann würde ich aussteigen und etwas anderes versuchen. Es kann auch okay sein, wenn die Arbeit an sich nicht so passt, aber das Umfeld klasse ist. Einen Tipp würde ich immer beherzigen: Niemand muss sich schikanieren lassen, aber freundlich sein und die Arbeit, welche es auch ist (StraßenfegerIn bis BundeskanzlerIn), so gut wie möglich tun. Übrigens habe ich mir selbst nie großen Druck gemacht, so dass ich auch längere Durststrecken relativ entspannt aushalten konnte.

Wie kamen Sie auf die Idee, Kindergeschichten zu schreiben?

Die Initialzündung war ein Abend während einer Ferienreise in der Drôme (Südfrankreich), ca. Mitte der 90er-Jahre. Ich war Kinderbetreuer und erzählte den Kindern eine selbst erfundene Geschichte. Die haben so toll zugehört, das hat mich selbst verblüfft.

Letztes Jahr erhielten Sie das niedersächsische Verdienstkreuz 1.Klasse für ihre Engagement für die frühkindliche Sprach- und Leseförderung. Sind Sie ein Vorbild?

Das weiß ich nicht, das können andere besser beurteilen.

Ihre Eltern sind getrennt, Ihre Mutter verstarb früh. Wie hat Sie das geprägt?

Möglich, dass ich mich zurückgezogen und in Fantasiewelten geflüchtet habe und dass dies die Neigung zum Geschichtenerfinden begünstigt hat. Vermutlich hat auch eine gewisse Abkopplung von der realen Welt stattgefunden, ein für künstlerische Tätigkeiten sicher nicht unüblicher Vorgang. Aber das sind nur meine Theorien.

Haben Ihre Geschichten biographische Anteile?

Hin und wieder fließt sicher Autobiographisches in die Texte ein, aber das ist eher selten. Eher baue ich aktuelle Themen ein (wie etwa in „Der kleine Drache Kokosnuss und die Drachenprüfung“: „Müsst ihr nicht zur Schule?“, fragt der Säbelzahndrache. – „Nein, wir haben Wechselunterricht“, sagt Oskar.), und im Vordergrund stehen ohnehin Spannung, Humor und eine in meinen Augen gute Geschichte.

@cbj Verlag / Penguin Random House Verlagsgruppe

Sie zeichnen Ihre Figuren selbst. Wie kam es dazu?

Ich hatte als Jugendlicher begonnen, aus Comic-Heften abzuzeichnen und deshalb im Zeichnen etwas Übung, so dass der Verleger mich bat, die Illustrationen doch gleich selbst anzufertigen. Das wollte ich eigentlich gar nicht, aber dann habe ich mich auf den Hosenboden gesetzt und losgelegt. Mit jedem Buch versuche ich, die Bilder etwas besser hinzukriegen.

Sind Sie ein Künstler?

Ich erschaffe eine Kunstwelt. Beim Schreiben sehe ich künstlerische Anteile, aber der handwerkliche Anteil ist groß: ein Konzept und eine Dramaturgie entwickeln, bestimmte Rahmenbedingungen einhalten (z. B. Textlänge, Text/Bild-Verhältnis). Die Illustrationen sind für mich eher ein Handwerk, anders als sicher bei vielen anderen IllustratorInnen. Als reinen Künstler sehe ich mich nicht.

Sie sind jetzt 57 Jahre alt. Wie stellen Sie sich die nächsten Jahre vor?

Ich schreibe sicher weiter Kokosnuss, Eliot und Gustav, solange ich Spaß dabei habe, es mich reizt, mir neue Abenteuer auszudenken und ich gesund bleibe. Vielleicht schreibe ich hin und wieder auch noch andere Bücher.

Bleiben Sie in Hannover? 

Ja, ist ja meine Heimat (und schön).

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