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Forst erklärt: Wie geht’s eigentlich unserem Wald?

Sie kommen eigentlich aus der Großstadt. Inzwischen trifft man die Göttinger Studenten Simon, Jan und Felix aber fast nur noch im Wald an. Denn der ist für die drei die Spielwiese der Content-Produktion. Als „Waldfluencer“ packen sie ihr Wissen und ihre Begeisterung für Bäume, Borkenkäfer und Co. in knackige Instagram-Storys, ausführliche Erklär-Artikel und spannende Podcast-Gespräche. Und zwar so, dass es jeder versteht! Wir haben mit Simon über das Projekt Forst erklärt gesprochen und erfahren, was den Wald so faszinierend und zugleich schützenswert macht.

Lisa Vogt Redakteurin JetztLosleben VGH
von Lisa Berendes30 Juni, 2021
Die drei Koepfe hinter Forst erklaert

JetztLosleben: Welchen erstaunlichen Wald-Fact sollten wir unbedingt kennen?

Simon: Wir haben 72 verschiedene Baumarten in unseren Wäldern. Das sind sehr viele, die kann ich gar nicht alle aufzählen.

JetztLosleben: Wie passt diese Baumvielfalt mit dem Waldsterben und dem Ruf nach Aufforstung, also dem Anpflanzen neuer Bäume, zusammen?

Douglasie
Douglasie

Simon: In den letzten drei Jahren hatten wir sehr trockene Sommer. Viele große Flächen, auf denen einst Bäume standen, sind kahl geworden und nicht mehr als Wald zu erkennen. Das ist eine riesige Herausforderung, vor der die Forstwirtschaft, aber auch die Gesellschaft steht. Einfach neue Bäume pflanzen ist jedoch nicht ganz einfach, weil wir nicht exakt wissen, wie sich das Klima entwickeln wird. Fest steht jedoch: Es gibt längere Trockenperioden und es wird generell wärmer. Damit kommen ein paar heimische Baumarten, wie die Fichte, nicht zurecht. Deshalb versucht man deutschlandweit einen Waldumbau zu machen – weg von Fichtenreinbeständen hin zu Mischwäldern, in denen verschiedene Baumarten stehen, die unterschiedliche Stärken und Schwächen mitbringen und sich so gegenseitig ein wenig ausgleichen können. Im Frühjahr wurden bereits viele neue Bäume, wie z.B. die Douglasie, gepflanzt, um dem Klima mit angepassten Baumarten entgegenzuwirken und den Wald der Zukunft zu gestalten.

JetztLosleben: Woher kommt deine Leidenschaft für den Wald?

Simon: Ich wollte schon in der Grundschule Förster werden. Das Fortwirtschaft Studium hat diesen Wunsch verstärkt. Mit der Fachhochschule waren wir viel draußen unterwegs und haben uns die verschiedensten Dinge angeschaut. Da merkt man schnell, wie schön und vor allem wie komplex das Ökosystem Wald ist. 

JetztLosleben: Anfang 2020 hast du dich dazu entschieden, deine Begeisterung für den Wald zu teilen und gemeinsam mit zwei Kommilitonen Forst erklärt gegründet. Was steckt hinter dem Projekt?

Simon: Ich habe Forst erklärt mit Felix und Jan gegründet. Wir haben uns im Forstwirtschaftsstudium an der Fachhochschule Göttingen kennengelernt und kommen ursprünglich alle drei aus Großstädten. Weil es in unserer Heimat immer viele Fragen zu unserem Studium gab, haben wir beschlossen, ein kleines Öffentlichkeitsarbeits-Projekt zu starten, um das Wissen aus dem Wald verständlich und kostenlos für jeden aufzubereiten und den Wald erlebbar zu machen.   

Plattformen, die Forst erklärt bespielt:

  • In Blogbeiträgen werden einzelne Themen rund um den Wald erklärt und diskutiert
  • In kurzen Video- und Foto-Storys auf Instagram und Facebook werden täglich Einblicke in den Wald gegeben
  • In YouTube-Videos werden Themen anschaulich zusammengefasst und erklärt
  • Im Podcast werden Themen rund um den Wald mit eingeladenen Gästen besprochen

JetztLosleben: Die Idee kommt an. Auf eurem Instagram-Kanal habt ihr inzwischen knapp 8.000 Follower. Wie erklärt ihr euch das Interesse an diesem Thema?

Simon: Wir befinden uns aktuell in einer Zeit, in der das Umweltbewusstsein der Menschen stetig steigt. Außerdem waren viele pandemiebedingt häufiger draußen und haben direkt vor ihrer Haustür Sachen entdeckt, die sie vorher nicht kannten. Genau da knüpfen wir an und klären auf. Wir bekommen regelmäßig Bilder geschickt, auf denen Dinge aus dem Wald zu sehen sind, die die Leute entdeckt haben, aber nicht kennen.

JetztLosleben: Woher nehmt ihr euer Wissen über den Wald?

Simon: Vieles wissen wir aus unserem Studium. Gerade für die Artikel auf der Webseite recherchieren wir aber oft sehr tiefgründig, um die Themen ausführlich behandeln zu können. Dadurch, dass wir inzwischen sieben Leute im Team sind, bringt jeder ein bisschen Wissen mit und ist Fachmann oder Fachfrau für ein eigenes forstliches Thema. Somit ergänzen wir uns immer ganz gut.

Forst studieren

Interessierst du dich für Natur, Wald und Nachhaltigkeit? Dann könnte ein Forststudium für dich das Richtige sein. Denn hier geht es immer auch darum, einen aktiven Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel zu leisten. So vielfältig die Forst-Berufe, so verschieden sind auch die Wege diese zu erlangen. Kläre am besten zuerst, ob ein Studium oder eine Ausbildung besser zu dir passt. Bist du eher der Praxis-Typ und hast Lust auf körperliche Arbeit, könnte eine Ausbildung zum Forstwirt für dich in Frage kommen. Hier bist du viel im Wald unterwegs, lernst unter anderem, wie die Holzernte funktioniert oder wie man Waldbestände pflegt.

Mit einem Studienabschluss kannst du hingegen Förster werden, bei einer Naturschutzorganisation oder einer Landesverwaltung arbeiten, in die Forschung oder Lehre gehen oder dich selbständig machen. Deutschlandweit kannst du zwischen verschiedenen Studiengängen und Universitäten bzw. Fachhochschulen wählen. Je nach Standort bieten die Studiengänge unterschiedliche Schwerpunkte an. An der Fachhochschule in Göttingen kannst du zum Beispiel Forstwirtschaft oder Ökosystemmanagement studieren. Das sind allerdings nur zwei von vielen Beispielen. Hier findest du eine grobe Übersicht weiterer Studiengänge aus dem Forstbereich.

JetztLosleben: Um Content zu produzieren seid ihr ständig draußen unterwegs. Was ist die aktuell erfreulichste Meldung, die du aus dem Wald mitbringen kannst?

Simon: Der Luchs kommt gerade nach Deutschland zurück. So einen Räuber wieder bei uns zu haben, ist ein großer Gewinn für den Wald. Der Luchs ernährt sich nämlich von Rehen und übt dadurch nochmal einen ganz anderen Druck auf das Ökosystem aus. Wir werden ihn zwar wahrscheinlich nicht zu Gesicht bekommen, aber er ist wieder da!

Forst erklaert bei Dreharbeiten im Wald
Dreharbeiten am fluss fuer das projekt forst erklaert
Dreharbeiten bei Forst erklaert im Wald
Fotos fuer Forst erklaert

JetztLosleben: Warum ist es so wichtig, dass der Wildbestand reguliert wird? 

Simon: Auf der einen Seite gewinnen wir dadurch ein sehr hochwertiges Lebensmittel, das heutzutage mehr geschätzt wird und auch in Bezug zur Massentierhaltung immer wertvoller wird. Auf der anderen Seite ist es in unserer deutschen Kulturlandschaft notwendig, dass wir Populationen von außen regulieren, weil es kaum noch Raubtiere gibt. Würden wir beispielsweise Rehe und auch andere Wildarten nicht reduzieren, wären die Schäden durch Verbiss sehr groß. Weil durch den Klimawandel viele Freiflächen im Wald entstanden sind, müssen hier neue Baumarten gepflanzt werden. Neuer Wald kann jedoch nur entstehen, wenn es nicht zu viel Wild gibt, das die Pflanzen kahl frisst.

JetztLosleben: Was macht den Wald so schützenswert?

Simon: Ich finde, wir sind verantwortlich dafür, die Wälder, die wir haben, bestmöglich zu unterstützen, denn sie übernehmen ganz vielfältige Funktionen für uns. Zum einen nutzen wir den Wald, um den wichtigen Rohstoff Holz nachhaltig gewinnen zu können. Gleichzeitig haben Wälder eine Schutzfunktion und sind Lebensraum vieler Pflanzen, Tiere und Biotope. Für uns Menschen hat er zudem eine Erholungsfunktion. Im Wald finden wir Abwechslung zum Alltag, gehen spazieren oder machen Sport, um neue Energie zu tanken.

JetztLosleben: Apropos im Wald spazieren: Wenn wir ein Reh sehen, sind wir meist entzückt. Aber was sollten wir tun, wenn uns ein Wildschwein begegnet?

Simon: Viele haben im Wald Angst vor Wildschweinen. Doch zu Unrecht. Wildschweine sind Fluchttiere, die nur in Ausnahmesituationen in den Verteidigungsmodus schalten. Und zwar dann, wenn sie Jungtiere haben und sich in die Enge getrieben fühlen. Wer ein Wildschwein sieht, sollte am besten laut auf sich aufmerksam machen. Dann können die Tiere die Gefahr einschätzen und ziehen sich zurück. Gefährlicher sind Zecken, vor allem im Sommer. Wer viel in Wald und Wiesen unterwegs ist, sollte unbedingt lange Kleidung tragen und auf den vorhandenen Wegen bleiben.

Erste Hilfe bei Zeckenbiss

Sie sind winzig klein, können jedoch schwere Schäden anrichten. Entdeckst du eine Zecke nicht rechtzeitig, besteht das Risiko einer Borreliose- oder Frühsommer-Meningoenzephalitis-Erkrankung (FSME). Beide Krankheiten können zu einer Gehirn- oder Hirnhautentzündung führen und im schlimmsten Fall tödlich enden. Deshalb ist es wichtig, dass du deinen Körper nach jedem Waldausflug gründlich absuchst und gefundene Zecken richtig entfernst. Nutze dafür eine spitze Pinzette oder eine spezielle Zeckenkarte bzw. Zeckenzange und greife die Zecke möglichst knapp über der Haut, um sie kontrolliert und senkrecht herauszuziehen. Achte darauf, sie wenig zu quetschen. Die Einstichstelle solltest du weiter beobachten. Geht die Rötung nicht weg oder bemerkt du Symptome wie Müdigkeit, Fieber oder Kopfschmerzen, solltest du unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Die Langzeitfolgen eines Zeckenbisses sind nämlich häufig nicht nur gesundheitlicher, sondern auch finanzieller Natur. Wer sich mit einer der Krankheiten angesteckt hat, muss mit langwierigen und teuren Behandlungen rechnen. Eine Unfallversicherung hilft dir, die finanziellen Folgen eines Zeckenbisses zu stemmen.

UnfallversicherungKleine Tiere, großes Risiko

JetztLosleben: Welche Funktion hat der Wald für dich persönlich?  

Simon: Der Wald gibt mir immer einen Ausgleich zum Alltag. Ich bin viel mit dem Hund unterwegs und freue mich, über neue Entdeckungen im Wald. Man ist immer stiller Beobachter und wenn man dann auf ein Wildtier trifft oder eine besondere Pflanze am Wegesrand findet, ist das ein tolles Gefühl. Denn es gibt immer noch so viel, was man nicht kennt.

JetztLosleben: Vielen Dank für das angenehme Interview, lieber Simon.

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