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Profi-E-Sport aus Niedersachsen: Alle meine Entchen sitzen vorm PC

In der niedersächsischen Gemeinde Peine haben sich die Playing Ducks – ein international erfolgreiches E-Sport-Team – ein Team-House nach amerikanischem Vorbild eingerichtet. Von dort wird in verschiedenen Teams für Turniere in z.B. Counter Strike Go, FIFA und League of Legends trainiert. Im Hintergrund bereiten die Playing Ducks ein Academy-Team aus Nachwuchsspielern auf eine Karriere im E-Sport vor. Natürlich sind die Mitglieder auch auf Twitch aktiv. Wir sprechen mit Thorsten Mohr, Gründer der Playing Ducks, über die Faszination E-Sport.

Redakteurin Charlotta Witte OEVB
von Charlotta Witte28 Mai, 2021
E sport team beim training

Jetzt Losleben: Gamer und E-Sportler sind immer wieder mit Vorurteilen und Klischees konfrontiert. Jetzt mal ehrlich: Was nervt am meisten?

Thorsten Mohr: Ihr seid doch Nerds, spielt im Keller und kennt keine sozialen Kontakte. Ihr esst alle nur Chips und habt Übergewicht. Das sind nur einige Klischees, über die wir aber lachen können. Gerade in Niedersachsen gibt es viele LAN-Veranstaltungen, unter anderen die Gamesession-Hannover, bei denen sich Hobbyspieler und professionelle Gamer treffen, um miteinander der Leidenschaft nachzugehen und Kontakte zu pflegen.

Was ist E-Sport?

E-Sport ist das wettbewerbsmäßige Spielen von Computer- und Videospielen. Zur Unterscheidung: Beim Gaming geht es um das reine Hobby des Computerspielens, ohne konkreten kompetitiven Ansatz! E-Sport-Wettbewerbe werden nach festgelegten Regeln zwischen zwei oder mehr Spielern durchgeführt. Kein einfacher Sport: Wer es in die E-Sport-Spitze schaffen will, muss mehrere Jahre hart trainieren, als Profispieler braucht man vielfältige motorische und psychische Fähigkeiten. Im Kern hat E-Sport aber immer auch eine soziale Komponente: Es geht darum, gemeinsam mit anderen zu spielen, sich als Team abzusprechen und zusammenzuarbeiten.

Die beliebtesten E-Sport-Spiele sind Strategiespiele, wie League of Legens, Taktik-Shooter wie Counter Strike oder Sportsimulationen wie FIFA. Rund um diese Spieldisziplinen ist die E-Sport-Szene innerhalb der letzten Jahre rasant gewachsen – inzwischen gibt es zahlreiche Ligen und Turniere weltweit. Eine Studie des Verbands der deutschen Games-Branche zeigt, dass rund 58% der Deutschen Computer- und Videospiele spielen. Und mehrere Millionen Menschen verfolgen regelmäßig E-Sport-Wettkämpfe im Livestream oder im Stadion. Wer E-Sport im linearen Fernsehen schauen möchte, wird bei Sport1 oder ProSieben MAXX fündig – diese Sender übertragen zumindest die großen Events, meist am späten Abend.

Jetzt Losleben: Die positiven Elemente des E-Sports scheinen langsam auch zu den Politikern durchzudringen. Niedersachen hat 2020 beschlossen, den E-Sport zu fördern – solange es sich um virtuelle Sportarten wie Fußball, Tennis und Basketball handelt. Könnt ihr euch über so ein Signal freuen?

Thorsten Mohr: Leider hat das Land Niedersachsen die Spiele-Sparten nicht richtig festgelegt. Es fehlt der strategische Part, wie im analogen Sport das Schach. Relevante und vor allem populäre Strategiespiele wie League of Legends, Dota2 oder Counterstrike bleiben außen vor. Dabei trainieren gerade diese Spiele das strategische Denken, die Koordination und Teamfähigkeit. Und sie verlangen von den Spielern, sich schnell auf neue Situationen einzustellen und fördern die Lösungskompetenz.

Thorsten Mohr Vereinschef von den Playing Ducks
Thorsten Mohr, Gründer der Playing Ducks

Jetzt Losleben: Im bundesweiten Vergleich sticht die E-Sport-Szene Niedersachsens dennoch heraus. Was zeichnet die Region als E-Sport-Standort aus?

Thorsten Mohr: Schon bevor der E-Sport-Hype in die Medien gelangt ist, waren die Playing Ducks aus Peine die ersten, die große Turniere gewonnen haben. Mit den Kollegen des TSV Burgdorf, dem TSV Hamelspringe oder auch dem Team Vertex stehen wir in ständigem Austausch, um E-Sport mehr und mehr in den analogen Vereinen unterzubringen. Außerdem haben wir sehr guten Kontakt zur Stabsstelle Digitalisierung vom Land Niedersachsen. Kurz vor der Pandemie hatten wir mit der Niedersachsenmeisterschaft drei „Offline“-Veranstaltungen geplant, die allerdings ausfallen mussten. Wir hoffen alle, dass wir das Projekt zeitnah wieder aufnehmen können.

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Jetzt Losleben: Kommen wir nochmal zurück zu den gesellschaftlichen Vorstellungen, die dem E-Sport anhaften: Videospiele gelten noch immer als Zeitvertreib junger Männer – auch so ein klassisches Vorurteil?

Thorsten Mohr: Der Zeitvertreib kann auch als eine Chance für den heutigen Berufsmarkt gesehen werden. Die Teamfähigkeit ist nicht nur im E-Sport wichtig, sondern zählt auch im Job. Je früher man merkt, dass es nur im Team funktioniert, desto besser ist man für die Zukunft geschult. Abgesehen davon reden wir hier von Menschen im Alter von 16 bis 71 Jahren! Zudem liegt der Frauenanteil bei 15 Prozent – es sind also nicht nur junge Männer, die Videospiele spielen.

Diese Fähigkeiten brauchst du als E-Sportler:

  • Hand-Augen-Koordination
  • Reaktionsschnelligkeit
  • Räumliches Orientierungsvermögen
  • Spielübersicht und Spielverständnis
  • Taktische Ausrichtung
  • Durchhaltevermögen

Jetzt Losleben: Körperliche Aspekte rücken beim Gaming in den Hintergrund. Warum gibt es dennoch so wenig geschlechterübergreifende Teams?

Thorsten Mohr: Im E-Sport haben viele Frauen den gleichen „Skill“ wie Männer. Körperliche Voraussetzungen sind im Gaming uninteressant. Ob ein Spieler ins Team passt oder nicht, hängt nicht vom Geschlecht, sondern von der jeweiligen Person und ihrer Teamfähigkeit ab. Die Playing Ducks waren mit einer Frau im Team in der Counter-Strike-Saison 2015 bereits Vorreiter. Viele Frauen versuchen mittlerweile bei den Männern im Team mitzuspielen, was auch sehr gut klappt. Aber es gibt auch noch reine Frauenteams und Frauenturniere im E-Sport.

Frau beim E Sport Training
Team gewinnt E Sport wettkampf
e sport team feiert einen erfolg
Playing Ducks beim E-Sport-Training

Jetzt Losleben: Viele E-Sport-Profis sind häufig noch nicht einmal volljährig: Was muss man beachten, wenn man als junger Spieler Profi werden möchte?

Thorsten Mohr: Ein E-Sport-Profi sollte volljährig sein, um aktiv mitzuspielen. Viele „Lan-Turniere“ gehen bis spät in die Nacht und da greift in Deutschland das Jugendschutzgesetz. Wir sagen zu all unseren Spielern: Als erstes zählt die Schule, die Freizeit und dann erst der E-Sport. Die allerbeste Option ist es, während der Ausbildung anzufangen. Hier lernt man einen Beruf, ist finanziell abgesichert und weiß, was es bedeutet „teamfähig“ zu sein.

Erfolge der Playing Ducks aus Niedersachsen

Die Playing Ducks beherbergen insgesamt acht professionelle Teams. Das Spiel Counter-Strike gehört zu den Kernspielen des Vereins. 2013 gewannen die Playing Ducks in diesem Spiel unter anderem die ESL ProSeries, die Königsklasse im deutschen E-Sport. Auch in League of Legends erreichte der Verein 2013 zweimal die Top 3 in der ESL Pro Series Deutschland. Ein Jahr später reichte es in der Winter-Saison sogar für Platz 1. Seit 2016 sind die Playing Ducks mit einem „Rainbow Six“-Team am Start – ein strategisches Ego-Shooter-Game – und wurden bereits Vizeweltmeister in Polen. Außerdem stellen die Playing Ducks Profi-Teams in den Spielen FIFA, Valorant, Playerunknown´s Battlegrounds, Warcraft 3 und Call of Duty. Weil sie seit vielen Jahren im Profibereich aktiv sind, bekommen sie häufig Anfragen von internationalen Teams.

Jetzt Losleben: Euer Gaminghaus steht im niedersächsischen Peine – welche Funktion erfüllt das Haus für den Verein?

Thorsten Mohr: Hier trainieren wir für Turniere und veranstalten für Publisher oder Sponsoren diverse Messen. Wenn ein neues Produkt auf den Markt kommt, testen wir dieses im Vorfeld, um gegebenenfalls noch „Bugs“ im aktiven Spiel oder der Hardware zu finden. Beim Training erscheinen auch unsere Fans und können den Spielern zu bestimmten Zeiten über die Schulter schauen.

Jetzt Losleben: Wie kann man sich das Training bzw. die Vorbereitung auf große Turniere vorstellen?

Thorsten Mohr: Vor der Pandemie haben wir uns eine Woche vor einem Turnier im Teamhaus getroffen und die Gegner bis ins kleinste Detail analysiert: Jede Taktik, jede Bewegung, einfach alles. Das findet aktuell online statt. Während des Trainings achten wir darauf, dass die Spieler einen durchgehenden Schlaf von mindestens sieben Stunden in der Nacht haben und – was vor allem für Brillenträger wichtig ist – dass es ausreichend Bildschirmpausen zwischen den Games gibt.

Jetzt Losleben: Viele eurer Spieler sind auch auf Twitch unterwegs: Wie wichtig ist diese Plattform für den E-Sport?

Thorsten Mohr: Twitch hat sich in den letzten Jahren zu DER Plattform im Gaming bzw. der Unterhaltung entwickelt. Die „Entertainer“ können den Content bringen, der die Jugend interessiert und der nicht im normalen TV zu sehen ist.

Twitch - Mehr als nur eine Plattform für Gaming

Ursprünglich wurde Twitch 2011 als Plattform für Videospiel-Übertragungen gegründet. Weltweit klicken sich inzwischen täglich mehrere Millionen Menschen durch die verschiedenen Twitch-Kanäle, in denen es zwar immer noch viel um Gaming geht, aber längst nicht mehr nur. Auf Twitch kann mittlerweile jeder, der möchte, aktiv und kreativ werden. Es gibt zum Beispiel Streamer, die die Zuschauer an ihrem Arbeitsalltag als Landwirt teilhaben lassen oder andere, die gemeinsam mit der Community Videos schauen und diese kommentieren. Zu den erfolgreichsten Streamern auf Twitch zählen unter anderem MontanaBlack88 (3,7 Mio. Follower) und TheRealKnossi (1,6 Mio. Follower) – sie sind für Gaming-Livestreams bzw. das Streamen von Online-Poker bekannt und verdienen monatlich schätzungsweise fünfstellige Beträge.
Mit Twitch kann man relativ schnell Geld verdienen, indem man ein sogenannter „Partner“ wird. Wie das funktioniert, erfährst du
hier. Als Partner kannst du Werbung vor und während deiner Streams schalten. Aber auch ohne großen Fame, ist es möglich, Geld zu bekommen: In der Twitch-Community spielt das Gemeinschaftsgefühl nämlich eine große Rolle. Lieferst du guten Content, kann es passieren, dass deine Zuschauer dir Spenden zukommen lassen.

Jetzt Losleben: Abschließende Frage: Welche Möglichkeiten gibt es, sich als Neuling bei euch im Verein zu engagieren?

Thorsten Mohr: Einfach unser Formular ausfüllen und angeben, was man erreichen möchte. Wer nur „zocken“ möchte, findet Platz in unserem Voice-System. Wer hingegen in den Profibereich möchte, durchläuft ein eigens entwickeltes Programm. So haben wir schon viele namenhafte Spieler in die „freie Wildbahn“ gelassen.

Jetzt Losleben: Wir wünschen weiterhin viel Erfolg und bedanken uns für das Gespräch, Thorsten Mohr!

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