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Corona-Erfahrungsberichte: Drei von uns

Aktuell sind 2,25 Millionen Menschen in Deutschland an Corona erkrankt und knapp 60.000 an der Pandemie gestorben. Wer nicht selbst betroffen ist, für den bleiben diese Zahlen abstrakt. Auch in der Bildberichterstattung verschwinden die Menschen meist hinter Gerätschaften und Schläuchen, die sie retten sollen. Wir haben mit drei Betroffenen gesprochen – zwei Erkrankten und einer Frau, deren Mann in der Wohnung auch vom gemeinsamen Baby isoliert werden musste. Die Protokolle ihrer Erlebnisse zeigen, was eine so unberechenbare Erkrankung wie Corona mit unserem Körper und unserer Gefühlswelt machen kann.

Redakteurin Charlotta Witte OEVB
von Charlotta Witte10 Februar, 2021
Corona Erfahrungsbericht

Maria (24): ist jung, sportlich und erkrankte schwer an Corona

„Eine andere Person, die Corona hatte, beschrieb ihren Zustand mal mit dem Bild eines LKWs, der einen sehr stark anfährt, sodass man gelähmt auf dem Boden liegt. So habe ich mich gefühlt.“

Als das positive Testergebnis kam, habe ich damit gerechnet, dass ich erkältet sein werde und mich darauf eingestellt, nun etwas Zeit zu haben, um zu entschleunigen und einige Bücher zu lesen. Ich habe jedenfalls nicht geahnt, dass mich Corona gesundheitlich so umhauen würde. Infiziert habe ich mich Ende November, bis heute weiß ich aber nicht, wo und bei wem ich mich angesteckt habeDas macht es für mich psychisch echt belastend, zumal ich in den Tagen davor niemanden gesehen habe außer beim Einkaufen und in der Bahn. Ich hatte immer Respekt vor dem Virus und fand es sehr tragisch, was in der Welt seit letztem März abging. Und auch wenn ich Corona für mich persönlich als nicht sonderlich bedrohlich wahrgenommen habe, habe ich mich von Anfang an genau an die Regeln gehalten. Am Ende hat es mich trotzdem erwischt und noch dazu viel härter als erwartet. 

Im ersten Moment war ich überfordert, schaltete dann aber relativ schnell in eine Art Autopilot-Modus, gepaart mit einem gewissen Optimismus. Ich informierte meine Familie und sämtliche Kontakte und nahm mir vor, Corona auszusitzen und das Beste draus zu machen. Ich hatte vor allem Angst um die Menschen, die ich womöglich unbeabsichtigt angesteckt haben könnte. Relativ schnell kam dann auch die Sorge um mich selbst hinzu: In den ersten Tagen hatte ich typische Erkältungs-Symptome, habe mich schwach gefühlt und hatte Fieber, konnte aber in einem entspannten Modus noch auf den Beinen sein. Ab dem fünften Tag wurde es dann deutlich schlimmer. Eine andere Person, die Corona hatte, beschrieb ihren Zustand mal mit dem Bild eines LKWs, der einen anfährt, sodass man gelähmt auf dem Boden liegt. So habe ich mich gefühlt. Mein ganzer Körper tat extrem weh, nur in die Küche zu gehen, war sehr anstrengend. Da war eine Schwäche, die ich so nicht kannte und die mich sehr verunsichert hat, zumal ich nicht zur Risikogruppe gehöre, regelmäßig Sport mache und mich vor allem im letzten Jahr sehr gesund und fit gefühlt habe. 

Corona Erfahrungsbericht Maria

Mit der Zeit kam dann noch Atemnot dazu. Ich bekam immer schwerer Luft, rund zwei Wochen nach dem positiven Ergebnis war es so schlimm, dass ich den Arzt gerufen habe. Zu diesem Zeitpunkt war ich vom Gesundheitsamt schon wieder aus der Quarantäne entlassen, durfte mich also wieder rausbewegen und war deshalb auch in meine WG zurückgekehrt. Körperlich war dieser Abend jedoch der Tiefpunkt. Der Arzt stellte fest, dass mein Blutdruck zwar viel zu hoch war, konnte aber an meiner Lunge von außen nichts spüren. Ich vertraute auf seine Einschätzung, dass ich nicht ins Krankenhaus müsse, er machte aber zur Sicherheit einen weiteren Corona-Test. Zu wissen, dass meine Sauerstoffsättigung normal und auch an meiner Lunge nichts Auffälliges festzustellen war, entlastete mich für den Moment.

Es war kurz vor Weihnachten und ich freute mich, bald nach Hause fahren zu können und bei meiner Familie vollständig gesund zu werden. Am Abend danach kam dann der Anruf vom Labor: Mein Corona-Test war erneut positiv. Eine Welt brach für mich zusammen. Ich war bereits drei Wochen krank und isoliert gewesen und wurde nun erneut 14 Tage in Quarantäne gesetzt.

Mental war das die größte Herausforderung während der ganzen Zeit: Ich wusste nicht mehr, was mit meinem Körper los war, hatte inzwischen auch wieder Menschen gesehen, die ich angesteckt haben könnte und vor allem war ich sehr allein über die Feiertage und Silvester. Körperlich blieb mein Zustand dann ca. drei Wochen auf einem konstant mittelschlechten Niveau. Ich war sehr müde und schnell außer Atem – weit entfernt davon, wie es mir heute geht. Meine Lunge versuche ich zwar noch nicht zu stark zu belasten, aber ansonsten fühle ich mich wieder fit.

Erleichtert, dass ich Corona bekomme habe, bin ich nicht. Und wenn ich daran denke, dass Menschen, die älter sind oder Vorerkrankungen haben, sich infizieren, dann macht mir das große Angst, denn einen Verlauf wie meinen würden sie nicht überstehen.

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Conny (53): lebt als Single und ist als Risiko-Patientin an Corona erkrankt 

„Wann immer ich etwas brauchte, war jemand zur Stelle oder stellte mir auch mal unaufgefordert einen Topf selbstgekochter Suppe auf die Fußmatte.“

„Ich gehöre zur Risikogruppe für schwere Verläufe: über 50, sehr stark adipös, Asthma. Schon allein deswegen habe ich Corona von Anfang an sehr ernst genommen - habe mich an alle Regeln gehalten und meine Kontakte das ganze letzte Jahr über sehr stark eingeschränkt. Ich bin Single, lebe alleine, habe keine Familie. Es fiel mir schwer, meine Freunde viele Wochen nicht zu sehen, nur digital Kontakt zu halten und viel Zeit allein in meiner Wohnung zu verbringen. Trotzdem habe ich das auf mich genommen. Ich hatte Angst davor, mich zu infizieren und im Krankenhaus an einem Beatmungsgerät zu enden. Die Bilder, die wir zu Anfang der Pandemie aus Norditalien gesehen haben, haben mich nachhaltig erschüttert. 

Im Dezember fuhr ich für eine orthopädische Reha in eine Klinik nach Nordrhein-Westfalen. Ich wollte die Behandlung nicht länger aufschieben und das Konzept der Klinik schien mir sicher: Alle Patienten mussten bei der Anreise einen negativen Test vorweisen und durften während des Klinikaufenthalts das Gelände nicht verlassen. Darüber hinaus galten die üblichen Regeln: medizinische Masken tragen, Abstand halten, Hygiene, lüften. Man war also die ganze Zeit in einem mehr oder weniger geschlossenen System - oder wie Christian Drosten wohl sagen würde - Cluster. Tja, wenn es nur nicht die ewig Unbelehrbaren gäbe, die Corona nicht ernst nehmen oder gar leugnen. Ein Patient traf sich mit Angehörigen außerhalb der Klinik, infizierte sich dabei und trug das Virus „in unser Cluster“. Er steckte seine Tischnachbarn an und dann geriet das Infektionsgeschehen auch schon ziemlich schnell außer Kontrolle. Auch ich bekam Symptome und der Schnelltest fiel positiv aus. Ich fühlte mich, als hätte man mir die Beine weggezogen - was würde jetzt auf mich zukommen? 

Nach dem positiven Testergebnis wurde ich zu meiner Wohnung gefahren und ich musste mich umgehend in häusliche Quarantäne begeben. Ich hatte Angst davor, nachts plötzlich keine Luft mehr zu kriegen und den Notruf nicht mehr wählen zu können. Von Gesundheitsamt und Hausärztin fühlte ich mich allein gelassen. Auch der Gedanke, lange in Isolation sein zu müssen, die Wohnung nicht verlassen zu dürfen, stresste mich. Doch es nahte Hilfe. Ich informierte meine Freunde kurz darüber, dass ich Corona hätte und wieder zu Hause sei. Und dann wurde ich überflutet von einer Welle an Hilfsangeboten, Mitgefühl, guten Wünschen und ganz viel Liebe - auch von Menschen, mit denen ich gar nicht gerechnet hatte. Noch am selben Abend stand eine große Tüte mit Lebensmitteln vor meiner Tür und mit Dingen, die ich dringend aus der Apotheke benötigte. Wann immer ich etwas brauchte, war jemand zur Stelle oder stellte mir auch mal unaufgefordert einen Topf selbstgekochter Suppe auf die Fußmatte. Eine Freundin rief mich jeden Morgen kurz an, um sich zu erkundigen, wie es mir geht und viele andere waren die ganze Zeit an meiner Seite. Das hat mir Kraft gegeben und mir Angst und Druck genommen. 

Corona Erfahrung social distancing

Zum Glück hatte ich nur einen sogenannten „leichten Verlauf“: keine Lungenentzündung, keine Atemnot und ich musste auch nicht ins Krankenhaus. Ich hatte Erkältungssymptome wie Schnupfen, ziemlich fiesen Husten, Kopf- und Gliederschmerzen, leichtes Fieber und ab dem dritten Tag konnte ich nichts mehr riechen und schmecken. Insgesamt war ich drei Wochen krank und in Quarantäne. Es war nicht schön, aber ich bin dankbar, so gut davon gekommen zu sein. Sogar Geruchs- und Geschmackssinn kamen schon nach 10 Tagen langsam wieder zurück - das dauert bei den meisten Covid-Patienten sehr viel länger. Ich hoffe, dass sich auch die letzten Auswirkungen der Infektion bald verabschieden werden, ich habe noch Gelenkschmerzen und bin sehr müde und erschöpft. Aber was auf jeden Fall bleiben wird, ist die Gewissheit, Freunde zu haben, auf die ich mich verlassen kann, die mir auch in schlechten Zeiten nicht von der Seite weichen und die immer für mich da sind.

Svenja (35): lebte mit Baby und in der Wohnung isoliertem Ehemann in Quarantäne

„Ich habe mich mit unserem Sohn und einem Kaffee vor die Tür gesetzt und dann haben wir durch die verschlossene Tür mit meinem Mann und seinem Vater gesprochen.“

Mein erster Gedanke war: Na toll, wie machen wir das denn jetzt? Seit Monaten vermeiden wir Kontakte, um uns und vor allem unseren fünf Monate alten Sohn vor Corona zu schützen und dann sind wir doch in Quarantäne gelandet. Grund dafür war die Dienstreise meines Mannes. Gemeinsam mit einem Kollegen fuhr er über vier Stunden zu einem Kunden, Masken trugen die beiden im Auto nicht. Vor Ort angekommen, wurden Schnelltests gemacht, wenig später erhielt ich die Nachricht: Der Test meines Mannes war negativ, sein Kollege aber wurde positiv getestet. Im Vorfeld hatten wir noch darüber gespaßt, waren über die Dienstreise beide nicht glücklich, aber letztlich machtlos, sie zu verhindern. Nun wurde unsere Skepsis bestätigt.

Mir blieben vier Stunden, bis mein Mann – und damit das potenzielle Risiko für meinen Sohn und mich – wieder zurück war. Organisieren war angesagt: Zuerst rief ich das Gesundheitsamt an. Von dort die Ansage: Bringen Sie Ihren Mann in Quarantäne und versuchen Sie sich möglichst wenig über den Weg zu laufen. Nicht gerade einfach bei 85 Quadratmetern, einem Badezimmer und einer offenen Küche. Aber ich wusste, was zu tun war und funktionierte. Viel Zeit blieb mir ja nicht. Und so räumte ich kurzerhand das komplette Babyzimmer leer. Ich packte Kisten voll Klamotten und Spielzeug und lagerte die Sachen im Schlafzimmer. Bis das Babyzimmer nur noch aus Möbeln bestand, für die ich keinen anderen Ort fand. Dann baute ich ein Feldbett auf – ein trostloses Quarantäne-Lager, aber aushaltbar, solange es seinen Zweck erfüllen würde. Als nächstes besorgte ich ausreichend Desinfektionstücher und FFP-2-Masken für den Fall, dass man sich doch mal im gleichen Raum aufhält.

Als mein Mann zurück war, stattete ich ihn mit Einweghandschuhen und Maske aus, dann ging er schnurstracks in das umfunktionierte Babyzimmer. Wir blieben beide ruhig, es bestand ja immer noch die Option, dass der Kollege fälschlicherweise positiv getestet worden war. Trotzdem wollten wir nichts riskieren, vor allem weil unser Baby ja noch kein nennenswertes Immunsystem hat. Am selben Abend habe ich ihm dann noch ein Tablett mit Broten reingereicht. Da fragt man sich schon, wie das jetzt die nächsten 14 Tage weitergehen soll. Die Situation war suboptimal. Die freie Hälfte von unserem Ehebett war nun Wickeltisch und Kleiderschrank zugleich, aber das Chaos war zu verkraften. Belastender war die Ungewissheit, nicht zu wissen, wie lange dieser Zustand anhalten wird und wie sich die Situation verändern würde, falls es zum worst case kommen und mein Mann auch noch positiv getestet werden sollte. 

Corona Erfahrungsbericht Baby

Komisch war es auch für meinen Sohn. Er bekam mit, dass Papa da ist und hörte ihn sprechen, aber er konnte ihn nicht sehen. Ich habe mich mit ihm und einem Kaffee vor die Tür gesetzt und dann haben wir durch die verschlossene Tür miteinander gesprochen. Das war eigentlich der surrealste Moment, in dem ich mir dachte: Das hältst du keine 14 Tage aus. Und er erst recht nicht mit lediglich einem Feldbett, einer Bettdecke und einem Arbeitslaptop dauerhaft in einem sonst nackten Raum. 

Umso größer war unsere Erleichterung, als ein erneuter Test bei seinem Kollegen negativ ausfiel. Der ganze Spuk war kürzer als erwartet, zum Glück. Die Freude wurde dann nur von dem Gedanken an den Rückräum-Aufwand gedrosselt, dicht gefolgt von dem einvernehmlichen Beschluss, dass mein Mann solch ein Risiko nicht mehr eingeht, solange sich die Corona-Lage nicht verbessert hat. Tatsächlich hat der Vorfall aber auch in seiner Firma zumindest dazu geführt, dass Dienstreisen ab jetzt nur noch in getrennten Wagen angetreten werden. Immerhin etwas. Den Aufwand und das Drama möchte ich jedenfalls nicht mehr erleben.

Corona-Symptome - was du jetzt tun musst:

Hast du Symptome, die auf eine Corona-Infektion hindeuten, solltest du zuhause bleiben und Ruhe bewahren. Reduziere Kontakte zu anderen Menschen auf das Nötigste und kontaktiere deinen Hausarzt per Telefon. Außerhalb der Öffnungszeiten der Arztpraxis kannst du den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Nummer 116 117 rund um die Uhr erreichen. Schildere deine Symptome und besprich gemeinsam mit dem Arzt, wie es nun weitergeht. Er wird dir sagen, ob ein Corona-Test nötig ist und wo dieser gemacht werden kann. Solltest du dich tatsächlich mit dem Corona-Virus infiziert haben, ist es enorm wichtig, dass du zunächst per Telefon um ärztliche Hilfe bittest anstatt eine Praxis aufzusuchen. Dein Arzt wird dir die weitere Vorgehensweise erklären. Nur so verhinderst du weitere Ansteckungen.  Bis das Testergebnis da ist, solltest du dich isolieren. 

Aktuelle Informationen über das Corona-Virus findest du hier. Antworten auf deine Fragen rund um Corona findest du auf der Seite der niedersächsischen Landesregierung oder auf der Seite der Landesregierung Bremen. Alternativ kannst du auch die zentrale Corona-Hotline für Niedersachsen anrufen: 0511 120 6000. Unter der Rufnummer 0421 115 hast du die Möglichkeit, dich zum Thema Corona in Bremen zu informieren. 

Hast du Fragen zur Corona-Impfung, dann kannst du dich unter folgender Hotline des Landes Niedersachsen melden: 0800 9988665. Wichtige Antworten rund um die Schutzimpfung findest du außerdem hier.

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