Zum ersten Mal eine vollständige, repräsentative Bewerbung zu schreiben, kann eine riesige Hürde auf dem Weg zum ersten Job nach dem Abschluss sein. Wenn du dich aber nicht von umfangreichen Stellenprofilen einschüchtern lässt und eine kreative Bewerbung schreibst, die den Personaler neugierig auf dich macht, wird es bis zum ersten Vorstellungsgespräch nicht lange dauern. Am wichtigsten: Ein aussagekräftiges Anschreiben, ein vollständiger Lebenslauf und vollständige Zeugnisse aus Schule, Studium und Nebenjobs als Anhang.
Stellenausschreibung: Wunschliste der Arbeitgeber
In vielen Stellenanzeigen liest du: „Mindestens drei Jahre Berufserfahrung gewünscht.“ Ohne Joberfahrung also kein Berufseinstieg? Von wegen! Viele Unternehmen suchen gezielt nach Berufseinsteigern und bieten Trainee-Programme an, auf die du dich bewerben kannst. Lass dich von den Ausschreibungen und Job-Angeboten nicht verunsichern: Sie sind häufig als Wunschzettel zu verstehen. Wenn du zwei Drittel erfüllst, kannst du ohne zu zögern als Berufseinsteiger nach dem Studium ein Bewerbungsschreiben abschicken. Viele der aufgeführten Qualifikationen sind keine zwingenden Voraussetzungen, sondern wünschenswerte Extras. Um interessante Stellenausschreibungen nicht zu verpassen, solltest du dir ein Profil in den Karrierenetzwerken Xing oder LinkedIn anlegen.
Mit Selbstbewusstsein und den richtigen Argumenten qualifizierst du dich auch als Berufseinsteiger für Jobs. Vergiss nicht: Durch deine Nebenjobs, die Praktika und Werkstudententätigkeit hast du bereits Berufserfahrungen gesammelt. Die Tätigkeiten mögen eventuell nichts mit deiner aktuellen Bewerbung zu tun haben, dennoch hast du vor dem Berufseinstieg Strukturen und Arbeitsabläufe kennengelernt.
Umfang der Bewerbung
Wenn es im Inserat heißt: „Wir freuen uns auf Ihre vollständigen Bewerbungsunterlagen“, sind nicht nur Anschreiben und Lebenslauf gewünscht.
- Lebenslauf
- Anschreiben
- Letztes Schulabschlusszeugnis
- Hochschulzeugnisse
- Arbeitszeugnisse deiner Praktika und Werkstudentenjobs
- Bescheinigungen und Zertifikate
- Deckblatt mit den persönlichen Daten
- Referenzen und Arbeitsproben
- ein Bewerbungsfoto (siehe Kasten „Tipps für das perfekte Bewerbungsfoto“)
- eine “Dritte Seite” – diese kannst du frei gestalten und die Qualifikationen und Argumente für dich unterbringen, die in Anschreiben und Lebenslauf keinen Platz finden
- Anlagenverzeichnis
Verschickst du die Bewerbung per E-Mail, erstellst du ein PDF, in dem alle Dokumente gebündelt sind. Die Datei sollte nicht größer als vier Megabyte sein. Im Internet findest du Programme, mit denen du das PDF gegebenenfalls komprimieren kannst.
Das Bewerbungsanschreiben für Berufseinsteiger: Türöffner beim Personaler
Das Bewerbungsschreiben solltest du bei jeder Bewerbung neu verfassen, da es perfekt auf das ausgeschriebene Stellenprofil zugeschnitten sein muss. Das fängt bei der Anrede an: Wenn möglich ist eine persönliche Anrede an deinen Kontakt im Unternehmen immer besser als “Sehr geehrte Damen und Herren”. Das Anschreiben sollte kurz und präzise formuliert sein: Erzähle, wer du bist und was du kannst. Erkläre, warum du dich auf die Stelle bewirbst und finde Argumente, wieso gerade du dich als Berufseinsteiger besonders gut für den Job eignest. Stell dir dabei vor, dass ein Personaler sich im Schnitt keine fünf Minuten für deine Bewerbung Zeit nimmt, bis er eine Entscheidung trifft – für leere Worthülsen hast du also keine Zeit.
Im Verlauf des Bewerbungsschreibens machst du an konkreten Beispielen klar, wieso dich deine Erfahrungen für die Stelle qualifizieren. Hast du eine Projektarbeit an der Uni gehabt, die zu deinem Jobprofil passt? Oder warst du nach dem Abitur im Ausland? Gehst du außergewöhnlichen Hobbys nach oder bist du ehrenamtlich engagiert? Verknüpfe deinen Lebenslauf mit deinen Fähigkeiten. Auch wenn du damit noch keine Fachkenntnisse nachweist – die Soft Skills sind besonders bei einer Bewerbung für Berufseinsteiger mindestens genauso wichtig. Zu diesen gehören unter anderem Belastbarkeit, Eigenverantwortung, Motivation und vieles mehr. Versuche aber, abwechslungsreich zu formulieren und “Ich”-Sätze, abgedroschene Phrasen, Bandwurmsätze und Selbstverständlichkeiten zu vermeiden: Mit einem Satz wie “Ich arbeite gerne mit Menschen” ist genau Nichts über deine Qualifikation gesagt – das musst du schon an einem Beispiel belegen.
Anfang und Ende sind am schwersten
Wenn du als Berufseinsteiger mit dem Bewerbungsschreiben anfängst, notiere ruhig erst einmal alles, was dir einfällt. Dann hast du später eine gute Grundlage, um deinen Text zu vereinfachen, zu kürzen und dein Profil als Bewerber klar herauszuarbeiten. Manchmal ist es einfacher, einen starken ersten Satz ganz am Ende zu schreiben: Er sollte deine persönliche Motivation auf den Punkt bringen und vor allem sympathisch sein und neugierig machen. Versetze dich in die Lage des Personalers: Wie überzeugst du ihn als Berufseinsteiger von dir und machst neugierig auf ein persönliches Kennenlernen? Am Ende sollte dein Anschreiben auf eine Seite passen oder etwa 6 bis 8 Sätze umfassen.
Wenn du dein Bewerbungsanschreiben mit Sätzen wie „Über eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch freue ich mich.“ oder „Gerne stelle ich mich Ihnen persönlich bei einem Vorstellungsgespräch vor.“ beendest, machst du damit nichts falsch. Noch besser ist aber ein persönlicher Schluss im Stil deines Anschreibens: “Gerne beweise ich meine Kompetenzen auch bei einem Probearbeitstag in ihrer Werkstatt.” oder “Ich freue mich auf die Gelegenheit, mich persönlich vorzustellen.” Das Konjunktiv sollte hier auf jeden Fall vermieden werden, denn es ist ja dein klares Anliegen, eingeladen zu werden. Falls in der Stellenanzeige gefordert, solltest du nicht vergessen, deine Gehaltsvorstellungen und deinen frühesten Eintrittstermin zu nennen. Und zum Schluss: Prüfe deine Bewerbung gründlich auf Rechtschreib- und Grammatikfehler – sonst vermittelst du kein seriöses Bild.
Tipps fürs perfekte Bewerbungsfoto
Ein Bewerbungsfoto ist keine Pflicht. Genau wie Religionszugehörigkeit und Familienstand dürfen Arbeitgeber nicht mehr darauf bestehen, ein Foto mit der Bewerbung zu erhalten. Allerdings: Ein seriöses Foto kann den positiven Eindruck unterstreichen, mit einem schlechten Foto verbaust du dir unter Umständen die Chance auf den Job. Wenn du dich mit Foto bewerben möchtest, lass einen Profi ran – Selfies und Schnappschüsse vor der weißen Tapete im Studentenwohnheim sind ein absolutes No-Go!
Achte auf Formalitäten!
Genauso wichtig wie der Inhalt des Bewerbungsanschreibens ist die Form. Durch ein ansprechend und individuell gestaltetes Motivationsschreiben weckst du das Interesse des Empfängers. Sind zudem alle Formalien wie deine Kontaktdaten, die Adresse des Unternehmens und Betreff vorhanden, hast du gute Karten. Im Internet findest du viele moderne Bewerbungsvorlagen für den Berufseinstieg. Versuche durch dezente Farben und gut lesbare Schriftarten, wie Arial oder Calibri, eine eigene Note hineinzubringen.
Falls in der Stellenausschreibung eine Referenznummer für den Job und ein konkreter Ansprechpartner genannt sind, solltest du diese auch in die Betreffzeile und die Anrede übernehmen. Bei Initiativbewerbungen musst du gegebenenfalls beim Unternehmen nachfragen, an wen du die Bewerbung richten kannst. Hier ist die Personalabteilung ein guter Ansprechpartner.
Alles auf einen Blick: Der Lebenslauf
Um die Fähigkeiten, die du in deinem Motivationsschreiben erwähnst, zu belegen, gehört zu jedem Bewerbungsschreiben ein Lebenslauf – auch für Berufseinsteiger! Gestalte den Lebenslauf übersichtlich und ordne deine bisherigen Stationen chronologisch, beginnend in der Gegenwart. Stelle relevantere Qualifikationen heraus, indem du die Unternehmen und deine dortige Funktion sowie deine Tätigkeiten auflistest. Das Arbeitszeugnis bietet dafür eine gute Grundlage.
In den Lebenslauf gehört natürlich auch Schulbildung, Studium und Ausbildung und Weiterbildungen, wenn vorhanden mit Angaben über die Abschlussnote. Auch relevante besondere Kenntnisse kannst du anführen: Fremdsprachenkenntnisse, ein Führerschein, Auszeichnungen und Veröffentlichungen finden hier genauso Platz wie Engagements im Ehrenamt und Auslandsaufenthalte – solange sie relevant für die Stelle sind. Deine Grundschule musst du hingegen nicht mehr nennen. Auch Angaben zum Familienstand, deiner Religion oder deinen Eltern musst du heute im Lebenslauf nicht mehr machen. Der Lebenslauf sollte keine längeren Lücken haben: Der Personaler kann dann nur annehmen, dass du in dieser Zeit nichts gemacht hast oder etwas verschweigen möchtest. Noch schlimmer als eine Lücke ist nur eine Lüge im Lebenslauf: Damit zerstörst du nur deine Glaubwürdigkeit.
Inhaltlich und optisch sollten Anschreiben und Lebenslauf stimmig sein. Achte darauf, deine Stationen gut zu strukturieren und verzichte auf unübersichtliche Design-Spielereien wie schwer lesbare Schriften oder dekorative Elemente, die vom Inhalt ablenken. Übrigens: Auch dein Lebenslauf gehört traditionell mit einer Angabe von Ort und Datum handschriftlich unterschrieben.
Die Online-Bewerbung
Besonders bei der Stellensuche auf Xing und LinkedIn kommt es vor, dass die Bewerbung in ein Online-Formular eingegeben werden soll. Das Formular gibt bei solchen Bewerbungen die Angaben vor, die du machen musst. Achte darauf, dass deine Angaben an der richtigen Stelle stehen und vollständig sind. Am besten schreibst du kurze, prägnante Antworten in einem Textverarbeitungsprogramm vor, liest aufmerksam Korrektur und kopierst sie am Ende in das Formular. Häufig werden die Formulare maschinell ausgewertet: Achte also darauf, dass eindeutige Keywords kreativer Sprache vorzuziehen sind. Prüfe außerdem, ob du ein traditionelles Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse als PDF hochladen kannst. Mach unbedingt eine Kopie deiner Angaben, damit du bei einer Rückmeldung noch weißt, worauf sich der Personaler bezieht.
Vom Bewerbungschreiben für Berufseinsteiger zum Vorstellungsgespräch
Mit einer vollständigen und korrekten Bewerbung sollte es nicht lange dauern, bis du zu deinen ersten Vorstellungsgesprächen eingeladen wirst. Mit der richtigen Vorbereitung wirst du auch das Bewerbungsgespräch rocken. Erstmal aber solltest du dich freuen: Der Personaler findet, dass du formell für die Stelle geeignet bist. Im nächsten Schritt gilt es mit deiner Persönlichkeit und Ausstrahlung im Gespräch zu punkten.